Stripes
Stripes
Archiv

Antritt bei "unbekannter Größe"

Sie fühlen sich richtig gut und wollen am liebsten Bäume ausreißen. Gemeint sind die Handballer der SG Flensburg-Handewitt, die überzeugt sind, mit einem bärenstarken 37:26-Auswärtssieg beim Bundesliga-Rivalen FrischAuf Göppingen endlich den Durchbruch geschafft zu haben. Rechtzeitig vor dem ersten Auswärtsspiel der Champions League (Sonntag, 17.15 Uhr, Live-Ticker ab 16.45 Uhr) im mazedonischen Skopje haben die Mannen um Kapitän Søren Stryger reichlich Selbstvertrauen getankt und wollen mit "gestählter Brust" im südländischen Hexenkessel den zweiten Gruppensieg einfahren.
Angesichts der Kräfteverteilung in der Gruppe D gelten die Mazedonier als Außenseiter, wollen allerdings gegen die Favoriten aus Zagreb, Moskau und zum Auftakt auch gegen den deutschen Vizemeister ihren Heimvorteil nutzen. Was die SG bei ihrem ersten internationalem Ausflug in der neuen Serie fern der Heimat erwartet, hat mehr den Charakter des "Erahnens", denn des "Wissens". Dazu Coach Viggo Sigurdsson: "Wir haben immer noch kein Video von Skopje bekommen. Wenn es nicht mehr klappt, dann macht es aber auch nichts. Dann müssen wir uns eben noch mehr konzentrieren."
Der Isländer, der ohnehin kein besonderer "Video-Freund" ist, hat allerdings seinen letzten Auftritt in Skopje noch nicht vergessen. Als Sigurdsson mit seinem damaligen Club Haukar Hafnarfjördur beim Metalurg-Nachbarklub Vardar gastierte, hinterließ vor allem die Kulisse einen haftenden Eindruck. "Die Stimmung ist sehr aggressiv, ja fast ein bisschen feindlich", beschreibt Sigurdsson die Atmosphäre und fordert im selben Atemzug, "da müssen wir ruhig und klar im Kopf bleiben".

Kasper Nielsen machte in Göppingen sechs Tore.

Metalurg ist laut Sigurdsson ein "Gegner, der sicher schwächer ist als wir", doch gewarnt müsse man nicht nur aufgrund der aufgeheizten Stimmung sein. "Sie können als Außenseiter frei aufspielen und das macht die Sache für uns nicht einfacher". Mit einer Mischung aus mehreren mazedonischen Nationalspieler, drei Serben und einem Ukrainer hat Metalurg in der Qualfikation die Hürde ABC Braga gemeistert und brennt nun als Debütant der Königsklasse auf Gegner mit großen Namen. Da passt der Champions League-Finalist von 2004 und letztjähriger Halbfinalist gut ins Wunschbild.
Um von Beginn an die Kontrolle über den Underdog zu gewinnen und damit vielleicht auch die Stimmung im Hexenkessel zu beeinflussen, geht Sigurdsson auf Nummer sicher und vertraut seiner Stamm-Abwehrformation, die 6:0 ausgerichtet sein wird. "Diese Variante beherrschen wir sehr sicher. Und dann muss man sehen, wie sich das Spiel entwickelt".
Wenn der SG-Tross heute morgen in Handewitt aufbricht, wird nicht nur Frank von Behren fehlen. Auch »Nasenopfer« Blazenko Lackovic darf sich und sein gebrochenes Riechorgan in Flensburg schonen. Sicherlich schmerzt der Ausfall der beiden Stammkräfte sehr, dennoch bewies die SG auch ohne die beiden Shooter erstklassige Qualitäten. In Göppingen schloß vor allem Kasper Nielsen mit einer starken Leistung die Lücke in Abwehr wie Angriff und empfahl sich für einen Auftritt im Hexenkessel von Skopje.
"Es war eine mannschaftlich geschlossene Leistung«, bewertet Sigurdsson den Sieg im Schwabenland, zu dem alle Spieler beitrugen. "Es ist gut für die ganze Mannschaft, wenn alle Spieler zum Einsatz kommen und gute Leistungen bringen. Das hilft und macht uns schwerer ausrechenbar". Stabile 6:0-Abwehr gestützt auf eine gute Torwartleistung und reichlich Tempospiel - mit diesen Waffen will die SG dem Achtelfinale dem nächsten Schritt entgegengehen. Am Ausgang lässt Sigurdsson schließlich keine Zweifel aufkommen. "Wir wollen nicht nur in Skopje gewinnen, sondern die Qualifikation für das Achtelfinale aus eigener Kraft schaffen und nicht auf Schützenhilfe angewiesen sein".