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Kroatisches Torwart-Vakuum

Beide Trainer hatten vor dem Anpfiff die gleichen Sorgen: Wie würde sich ihr Team gegen eine eher ungewohnte Abwehr-Variante aus der Affäre ziehen? Diese Frage wurde schon in den ersten Minuten ganz unterschiedlich beantwortet. „Wir hatten uns vorher gesagt, dass man bei einer 6:0-Abwehr oft eine Chance sieht, die am Ende gar keine ist“, sagte Zagrebs Coach Nenad Klajic. „Aber genau das haben wir am Anfang falsch gemacht.“ Schon nach 14 Minuten zog er die „grüne Karte“ – es hieß 2:8.
Dann lief es besser. Daran hatte mit vier Treffern auch Domagoj Duvnjak, das 18-jährige kroatische Mega-Talent, seinen Anteil. Beim 11:11 (25.) glich der Abo-Meister vom Balkan sogar aus, da die Flensburg plötzlich einige technische Fehler einstreuten. Danach zogen die Gastgeber aber wieder den Hebel an und kontrollierten das Geschehen. Ihnen kam es entgegen, dass Vlado Sola nicht seinen Glanztag erwischt hatte. Sechs Mal wechselte er mit dem eher unbekannten Vjenceslav Somic die Position – mal zwischen den Pfosten, mal auf der Bank. „Um in Flensburg eine Chance zu haben“, haderte Nenad Klajic, „müssen die Torhüter mindestens 15 Bälle anhalten.“

Vlado Sola hatte keinen guten Tag.

Dass der Kult-Keeper aus Kroatien so schlecht aussah, lag natürlich auch an der konsequenten Spielweise der Flensburger. Intensiv hatten sie sich auf die 3:2:1-Deckung der Zagreber vorbereitet. Schon bald empfand SG-Coach Viggo Sigurdsson eine gewisse Genugtuung: „Unser Ziel war es, die offensive Abwehr-Reihe zu durchbrechen. Als Zagreb auf 6:0 umstellte, wusste ich, dass wir unser Vorhaben erreicht hatten.“ Der Sieg der Flensburger geriet nicht mehr in Gefahr. Vielmehr sorgte Lars Christiansen mit seinem 500. Europapokal-Treffer (33:27) noch für ein Sahnehäubchen. Bitter nur, dass der Rumäne Rares Jurca bei einem Wurf, die Nase von Blazenko Lackovic so touchierte, dass sie brach. Der SG-Shooter muss voraussichtlich zwei Wochen passen.
„Der erste Sieg war für uns sehr wichtig“, atmete Kapitän Sören Stryger erleichtert durch. „Schließlich hat Zagreb keine schlechte Mannschaft.“ In der Tat spekuliert der kroatische Meister weiterhin mit dem Einzug ins Achtelfinale und rechnet sich auch für das Rückspiel im November gegen die SG etwas aus. Mit einem verschmitztem Lächeln kündigte der Rumäne Rares Jurca an: „Wir treffen auf Flensburg noch zu Hause…“