Stripes
Stripes
Archiv

Nach dem neuen Schreck ist Boldsen Chef im Ring

Fast perfekter Start in die  Champions League: Die SG Flensburg-Handewitt gewann die Partie der Gruppe D gegen RK Zagreb überraschend souverän mit 35:28, wurde aber erneut vom Verletzungspech erwischt. Blazenko Lackovic brach sich das Nasenbein und muss möglicherweise pausieren.
"Kronau ist gewesen, wir blicken jetzt nur noch nach vorn“, sagte Spielmacher Joachim Boldsen. "Wir denken daran, was wir haben und nicht daran, was uns fehlt“, sagte Trainer Viggo Sigurdsson. Es hat sich etwas bewegt bei der SG Flensburg-Handewitt - das ist die wichtigste Erkenntnis aus dem 35:28 (14:12)-Erfolg  des deutschen Handball-Vizemeisters im Auftaktspiel der Champions League gegen RK Zagreb.

Joachim Boldsen übernimmt Führungs-Rolle.

Die Verunsicherung nach der Bundesliga-Niederlage bei Kronau-Östringen, der Schock nach dem Kreuzbandriss von Frank von Behren im Pokalspiel gegen DHK Flensburg - alles schien am Mittwoch wie weggewischt. Selbst einen neuerlichen Schreckmoment steckten die SG weg. Es war die 33. Minute: Zagrebs bulliger Rumäne Rares Jurca erzielte das 14:17 aus Sicht der Gäste und in der abfallenden Bewegung erwischte seine Hand Blazenko Lackovic. Die Nase des SG-Rückraumspielers knickte zur Seite, zweifach gebrochen. Mühsam hielt Lackovic den Blutstrom aus dem Riechorgan auf, als er Richtung Kabine ging.
"Er traf mich beim Wurf im Gesicht“, schilderte der SG-Kroate die Szene. "Es war mein Fehler. Ich stand nur da. Ich hätte etwas machen sollen - vielleicht ihn eher foulen oder sonst was.“ Lackovic machte Jurca keine Vorwurf, obwohl solche Vorfälle bei Zagreb-Gastspielen in der Campushalle wohl zur Gewohnheit werden. Voriges Jahr war Michael Knudsen von Denis Spoljaric, der den RK inzwischen verlassen hat, bei einer ähnlichen Situation übel erwischt worden und musste lange pausieren.

Marcin Lijewski überzeugte.

"Zum Glück ist es diesmal kein Schädel-Hirn-Traum wie bei Knudsen“, sagte SG-Mannschaftsarzt Dr. Hauke Mommsen. "Ein Nasenbeinbruch verheilt normalerweise in zwei Wochen.“  Lackovic wurde gestern im St.-Franziskus operiert und wird eventuell schon am Mittwoch mit zum Bundesligaspiel in Göppingen reisen. "Das entscheiden wir am Montag zusammen mit Blazenko. Wenn er sich körperlich gut fühlt, kann er spielen“, sagte Mommsen, der bedauerte, dass es nicht mehr erlaubt ist, die Spieler mit einer Gesichtsmaske zu schützen. Das hätte es Lackovic zumindest aus psychologischer Sicht erleichtert, sich wieder ins Getümmel zu stürzen.
Nach dem Ausfall von Lackovic schwang sich Joachim Boldsen zum unangefochtenen Chef im Ring auf. Das 200. Pflichtspiel des 28-jährigen Dänen im SG-Trikot war eines seiner besten. Boldsen kämpfte, dirigierte und suchte unbeirrt den Weg zum Tor. Die Krönung seiner fabelhaften Vorstellung waren die beiden letzten Treffer des Spiels. "Wir haben einen wirklich tollen Angriff gespielt“, meinte der achtfache Torschütze zu Recht. Er fand aber auch ein Lob für seinen Partner zur Rechten. "Marcin Lijewski war stark und hat die richtigen Entscheidungen getroffen.“
So hielt die SG die Kroaten auf Distanz, obwohl diese  andeuteten, dass großes Potenzial im neuen RK-Team steckt. Im erst 18-jährigen Domagoj Duvnjak wächst ein herausragender Mittelmann heran, auch Mirzad Terzic links und besagter Jurca rechts waren nicht ganz zu neutralisieren. Allerdings, klagte Trainer Nenad Klajic, habe sein Team seine Möglichkeiten nicht ausgenutzt: "Wir haben im Angriff genau die Fehler gemacht, die wir unbedingt vermeiden wollten. Und die Leistung unserer Torhüter war zu schwach, um in Flensburg eine Chance zu haben.“ Da ist wohl mehr drin. Im Rückspiel am 5. November darf sich die SG auf einiges gefasst machen.