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Hiobsbotschaft trifft die SG

Es war ein großer Schreck in der Abendstunde, als Frank von Behren kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit im DHB-Pokalspiel beim DHK Flensborg mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Spielfeld der Idrætshallen liegen blieb. Der deutsche Nationalspieler der SG Flensburg-Handewitt war bei einer Angriffsaktion bei einem Sprungwurf derart unglücklich gelandet, dass er mit Verdacht auf Kreuzbandrisss im linken Knie ausschied.
Gestern folgte nun nach einer Kernspinthomographie die bittere Bestätigung. Dazu Mannschafts-Arzt Dr. Hauke Mommsen: "Leider bedeutet diese schwere Verletzung eine Pause von mindestens sechs Monaten. Die WM hier im eigenen Lande wird Frank auf keinen Fall spielen können." Mommsen befürchtet sogar noch Schlimmerws. "Man muss leider sagen, dass die Saison für Frank damit wohl gelaufen ist."
Die niederschmetternde Diagnose vom langfristigen Ausfall sorgte im Lager der SG einen Tag vor dem Auftakt der Gruppenphase der Champions League gegen RK Zagreb (heute, 19.00 Uhr, Campushalle, Live-Ticker 18.30 Uhr) für einen kräftigen Schock. "Frank ist in sehr kurzer Zeit eine großen Persönlichkeit in der Mannschaft geworden. Und das meine ich für den Angriff und Abwehr. Wir müssen diesen Verlust jetzt auf andere Schulter aufteilen", erklärte SG-Trainer Viggo Sigurdsson. Schneller als gedacht, muss sich jetzt sein Grundprinzip bewähren. Demnach vertraut der Isländer ja nicht einer Stammformation, sondern schenkt allen Spielern aus dem Kader das Vertrauen."
In erster Linie wird auf Kasper Nielsen nun die Aufgabe zukommen, für von Behren in die Bresche zu springen. "Vielleicht braucht er ein bisschen Zeit. Aber Kasper ist fit und er hat mein volles Vertrauen", sagt Sigurdsson. Außerdem hält sich Sigurdsson die Variante offen, Joachim Boldsen im linken Rückraum einzusetzen. Von der Möglichkeit die Vereinsführung darum zu bitten, sich sogar nach einem Neuzugang umzusehen, hält Sigurdsson nichts. "Ich fordere keinen neuen Spielern, sondern glaube, dass in der Mannschaft genügend Potenzial steckt, um den Ausfall zu verkraften", betont der Isländer.

Viggo Sigurdsson hat Zagreb genau analysiert.

Während bei der SG nun vor allem Flexibilität und Ideenreichtum gefordert sind, muss Frank von Behren eine seiner schwersten Zeiten als Sportler durchstehen. Schon einmal, im Oktober 2002, hatte der 156-fache Nationalspieler bereits die gleiche Verletzung erlitten - allerdings am rechten Knie. Nach Rücksprache mit dem Arzt der deutschen Handballnationalmannschaft, Dr. Berthold Hallmaier, wird auch die zweite Kreuzbandoperation am kommenden Montag im Winghofer Medicum (Rottenburg/Neckar) stattfinden. Die mehrmonatige anschließende Reha-Maßnahme wird Frank von Behren im
SG-Therapie und Gesundheitszentrum in Flensburg absolvieren. "Frank ist ein Kämpfer und vom Grund her sehr optimistisch", versichert Mommsen. So recht trösten werden den Lockenkopf diese Aussagen im Moment wohl weniger. Nach dem Wechsel von VfL Gummersbach zur SG lief beim Rechtshänder alles wunschgemäß. Sportlich gelang schnell die Integration, privat sorgte erneuter Nachwuchs zusätzlich für Hochstimmung im Hause von "von Behren".
Außerdem machte sich das heutige Geburtstagskind (30 Jahre) berechtigte Hoffnungen, als Stütze der Nationalmannschaft die Auswahl des Gastgebers bei der WM im eigenen Land zum Erfolg zu führen. Bis zu jenem Abend, als er zum verhängnisvollen Sprungwurf ansetzte. "Er hat sich in Flensburg bislang so wohl gefühlt und passt gerade mit seinem Einsatz, seiner Aggressivität und Körpersprache optimal zur SG Flensburg-Handewitt. Das ist für uns schwer zu kompensieren", erklärte SG-Manager Thorsten Storm. Die Frage, ob sich die SG nun noch einmal auf dem Spielermarkt umsehen werde, blieb gestern unbeantwortet.
Im Hinblick auf den Auftakt in der Königsklasse ändert der Ausfall von Frank von Behren verständlicherweise nichts. "In dieser Gruppe sind Heimsiege einfach Pflicht", betont Sigurdsson und macht in diesem Punkt keine Unterschiede zwischen den Gruppengegnern aus Zagreb, Moskau und Skopje. Beim Auftaktgegner Zagreb hat Sigurdsson eine stark veränderte Mannschaft zu jenem Gegner ausgemacht, den die SG im letztjährigen Achtelfinale mit reichlich Mühe und Not aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Nahezu das komplette Team wurde ausgetauscht und verfügt nun mit Torwart-Ikone Vlado Sola, den beiden Franzosen Andrej Golic und Damien Kabangele über neue
Hoffnungsträger. Neu ist übrigens auch der Trainer Nenad Kljaic, der erst vor kurzem das Amt von Nationalcoach Lino Cervar übernommen hat. Über die Zielsetzung lässt Teamchef Ante Ancic keine Zweifel aufkommen. "Unser Team ist stärker als im Vorjahr. Wir rechnen mit einem der ersten beiden Plätze." Und das erste Ausrufe-Zeichen wird es heute Abend geben. Dann sogar erstmals live bei Eurosport 1 (frei empfangbar).