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Erklärungsversuche für Unerklärliches

Es war ein Unentschieden. Aber gefühlt war es eine Niederlage für die SG Flensburg-Handewitt. Mit dem 31:31 (18:13) gegen den TBV Lemgo hatte das Team von Trainer Viggo Sigurdsson den ersten Heimpunkt in der laufenden Serie verschenkt.
Die Parallelen waren nicht zu übersehen. Vor zwei Wochen bei der Heimpremiere gegen den MT Melsungen hatte die SG Flensburg-Handewitt nach 41 Minuten mit 28:16 geführt, am Ende aber mit Ach und Krach einen 32:30-Erfolg eingefahren. Am Mittwoch im Spitzenspiel gegen den TBV Lemgo lagen die Flensburger nach 40 Minuten mit 22:18 und nach 55 Minuten mit 29:26 vorn, retteten aber mit Mühe ein 31:31 (18:13) über die Ziellinie. Niedergeschlagen und frustriert schlichen die SG-Akteure in die Kabine, während die Ostwestfalen ihren Punktgewinn mit einem "Tänzchen“ auf dem Spielfeld feierten.

Marcin Lijewski markierte das letzte Tor für die SG.

"Ich weiß nicht, wie das passieren konnte“, stammelte Blazenko Lackovic kurz nach dem Schlusspfiff. Das Ergebnis hatte Ratlosigkeit hinterlassen - bei Spielern, beim Trainer und auch bei den Zuschauern. Nach einer glänzenden ersten Hälfte hatte die SG Mitte der zweiten Hälfte völlig den "Faden“ verloren. Einzelaktionen bestimmten fortan das Geschehen, von den schnellen Kombinationen in den ersten 40 Minuten war mit einem Mal nichts mehr zu sehen. "Wieso?“, fragten sich viele unter den 6400 Zuschauern in der Campushalle. "Wir haben zwei völlig verschiedene Halbzeiten gesehen, aber das genau auf den Punkt zu erklären, ist manchmal sehr schwierig“, versuchte Lemgos Trainer Volker Mudrow den Gegner zu trösten.
Was ihm allerdings nicht gelang. Niemand bei der SG fand eine plausible Begründung dafür, dass "wir in der Schlussphase in ein tiefes Loch gefallen sind“, wie es Trainer Viggo Sigurdsson ausdrückte. Es blieb bei Erklärungsversuchen für Unerklärliches. "Wir hatten wieder einmal so eine  Problemphase und haben es diesmal nicht geschafft, da wieder heraus zu kommen“, sagte Lars Christiansen. "Wir haben zu leichte Fehler gemacht und zu ungeduldig gespielt“, fügte der Däne selbstkritisch an. "Lemgo hat nach der Pause Schlafwagenhandball gespielt, und wir haben diesen Rhythmus übernommen“, wusste Blazenko Lackovic. Aber warum sich die Flensburger von den Ostwestfalen hatten einlullen lassen, dafür hatte auch der kroatische Nationalspieler keine schlüssige Antwort parat.

Frank von Behren

Mangelnde Kondition kann laut Sigurdsson jedenfalls nicht für den "Filmriss“ verantwortliche gewesen gewesen sein. "Wir haben in der Vorbereitung unheimlich hart und gut gearbeitet.“ Auch fehlende personelle Alternativen lässt der Isländer als Grund nicht gelten. "Wir haben fast zwei Mannschaften, und Lemgo hat durchweg fast mit dem gleichen Personal gespielt.“
Also doch alles nur reine Kopfsache? Hatten die Gastgeber das Spiel zu früh abgehakt? Das könnte für Viggo Sigurdsson schon eher als Grund in Frage kommen. Die Zeitstrafen in der Schlussphase gegen Jubilar Jan Holpert (55.) und Michael Knudsen (58.) waren am Ende zwar mit ausschlaggebend für das Remis, aber unter dem Strich stand für den SG-Trainer fest: "Wir haben das Spiel selbst aus der Hand gegeben. Zum Schluss haben wir zu viele Chancen verworfen, weil wir das Ergebnis nur noch verwaltet haben.“ Darüber wird noch zu reden sein.