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SG vertagt die Entscheidung um den Titel

Die SG Flensburg-Handewitt hat noch einmal für Spannung im Titelkampf der Handball-Bundesliga gesorgt. Nach dem hoch verdienten 41:36 (19:17) im Derby gegen den Erzrivalen THW Kiel fällt die Meisterschaftsentscheidung erst am Sonnabend im Saisonfinale.
Seit Sonnabend sind die Selbstzweifel bei den Spielern der SG Flensburg-Handewitt wieder verflogen. "Wir haben gezeigt, dass wir gegen den THW Kiel doch noch gewinnen können“, freute sich Linksaußen Lars Christiansen. "Dieser Sieg war sehr wichtig für mein Selbstvertrauen  und das Selbstvertrauen meiner Spieler“, atmete Trainer Kent-Harry Andersson erleichtert auf. In Kiel verloren, im Halbfinale des DHB-Pokals ausgeschieden und in den Finals der Champions League den "Kürzeren“ gezogen - die Flensburger schienen schon fast ein Kiel-Trauma zu entwickeln. Doch im fünften Aufeinandertreffen der laufenden Saison hatten sie mit dem 41:36 (19:17) endlich den lang ersehnten ersten Sieg eingefahren und einen überzeugenden dazu. Und so ganz nebenbei hatten sie die Teilnahme an der Champions League 2007/2008 perfekt gemacht. Selbst bei einer Niederlage am letzten Spieltag in Großwallstadt können Gummersbach und Nordhorn die SG nicht mehr überflügeln. "Das ist ein beruhigendes Gefühl“, meinte Andersson.

Joachim Boldsen freut sich über den letzten Heimsieg.

Alles andere als locker war es am Sonnabend im 55. Landesderby zugegangen. Kampf, Hektik, Emotionen, Rudelbildung - die Partie hatte wieder einmal alle Zutaten, die diese Auseinandersetzung der beiden Nordrivalen so reizvoll macht. Am Ende hatte die Mannschaft gewonnen, die mehr Herzblut und Leidenschaft aufs Parkett gebracht hatte. "Mit so einer Leistung hätten wir auch in den Finales der Champions League gute Chancen gehabt“, meinte Lars Christiansen.
Über weite Strecken hatten die Flensburger das Duell dominiert, nach einem Blitzstart schon mit 7:2 (8. Minute) vorn gelegen. Nur einmal wankte die SG - kurz nach dem Seitenwechsel war das, als die Kieler nach dem schnellen 19:19-Ausgleich in Überzahl in der 35. Minute erstmals mit 22:21 in Führung gegangen waren. Danach hätten die Gäste die Partie kippen können, doch Zeitz mit einem Heber an die Latte und Klein mit einem Heber in die Arme von SG-Keeper Dan Beutler vergaben innerhalb von 20 Sekunden die sich bietenden Chancen überheblich. Das war für Noka Serdarusic einer der Knackpunkte der Partie. "Da hätten wir die Führung ausbauen können“, meinte der Kieler Trainer. Danach musste er mitansehen, wie sich die SG zurück kämpfte, beim 26:25 (41.) wieder das Kommando übernahm und sich danach das Heft des Handelns nicht mehr aus der Hand nehmen ließ. Über 31:27 (46.) und 38:31 (56.) fuhren die Gastgeber einen Erfolg ein, mit dem in dieser Höhe vor dem Anpfiff niemand gerechnet hatte. Und Joachim Boldsen, der zum Saisonende die SG in Richtung Dänemark verlässt, strahlte: "Ein Sieg im Derby im letzten Heimspiel - was will man mehr!“
"Wie viel die Torhüter in so einem Spiel bedeuten, haben wir heute wieder gesehen. Unsere haben diesmal den Ausschlag gegeben“, meinte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. In der Tat hatten Dan Beutler und Jan Holpert (zusammen 24 Paraden) das Duell mit Thierry Omeyer und Weltmeister Henning Fritz (zusammen 15) klar zu ihren Gunsten entschieden. Bundesliga-Dino Holpert, der in der 39. Minute Beutler zwischen den Pfosten abgelöst hatte, brachte es dabei auf eine Weltklassequote von 52 Prozent aus dem Feld. Doch THW-Coach Noka Serdarusic hatte nicht Holpert so stark gesehen, sondern seine Rückraumschützen Christian Zeitz (5 Tore bei 17 Versuchen) und Nikola Karabatic (5 von 13) eher so schwach. "Die Würfe, die sie sich genommen haben, waren keine Würfe, die hätte auch jeder andere Torhüter gehalten“, kritisierte der 56-jährige Kroate sein Shooter-Duo.

Dass die Kieler in der Schlussviertelstunde mit der SG nicht mehr mithalten konnten, führte der THW-Coach in erster Linie darauf zurück, "dass uns momentan personelle Alternativen fehlen“. "Uns ist am Ende immer mehr das Gas ausgegangen“, gestand Nikola Karabatic. Doch die Gastgeber waren in dieser Hinsicht ebenso gebeutelt. Nur elf Spieler (Kiel zehn) kamen zum Einsatz. Doch dort griff ein Rädchen ins andere. Ljubomir Vranjes und Boldsen ergänzten sich ideal in der Spielmacherrolle, der oft gescholtene Kasper Nielsen traf aus dem rechten Rückraum, Marcin Lijewski von der anderen Seite. Lars Christiansen, der in den vergangenen ein Formtief durchschritten hatte, meldete sich auf Linksaußen zurück. Und in der Defensive übernahm Michael Knudsen den wichtigen Part, als Sonderbewacher Nikola Karabatic aus dem Spiel zu nehmen. Ob diese taktische Maßnahme der Schlüssel zum Erfolg gewesen war, wollte Kent-Harry Andersson kurz nach dem Schlusspfiff allerdings noch nicht beurteilen: "Ob die Manndeckung plus oder minus ausgegangen ist, weiß nicht so genau.“
Noka Serdarusic weiß indes  eins ganz genau: "Gegen Nordhorn wird es ein ganz heißes Spiel geben.“ Und auch Karabatic ist klar, dass nun der THW in eigener Halle unter Druck steht. "Doch wenn wir gegen Nordhorn nicht gewinnen, haben wir es auch nicht verdient, Meister zu werden“, sagte der Franzose.