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35:28 – „Wir wollen in die Champions League!“

Klarer kann man ein Lebenszeichen nicht setzen. Mit einem souveränen 35:28 (20:16) gegen den SC Magdeburg untermauerte die SG Flensburg-Handewitt ihre Ansprüche auf einen Platz in der Champions League und distanzierte zugleich einen der ärgsten Kontrahenten. „Die Mannschaft war schon im Training ganz heiß“, atmete SG-Trainer Kent-Harry Andersson durch. „Sie hat heute hundertprozentig gekämpft.“
„Gemeinsam sind wir stark“, verkündete Hallensprecher Gerd Nielsen vor dem Anpfiff. Ein Motto, das sich einmal mehr bestätigte. Wunderkerzen flackerten auf Nord- und Südtribüne, „Super Flensburg“-Chöre erklangen auf den Rängen. Die Zuschauer standen wie ein Mann hinter ihrer SG. „Die Kulisse hat uns von Anfang an geholfen“, bedankte sich Kent-Harry Andersson.
Und eines war schnell klar: Geschenke an den „SCM“ sollten nur vor dem Spiel verteilt werden, als SG-Geschäftsführer Thorsten Storm dem Gast zum EHF-Cup gratulierte und Joel Abati für seine Leistungen in zehn Jahren Bundesliga geehrt wurde. Der Franzose wechselt nach Montpellier. Ein Wiedersehen mit ihm in der Champions League – das ist nun wahrscheinlicher für die SG als für die Magdeburger.
Den Ostdeutschen war es allerdings gegönnt, die ersten Minuten zu dominieren. Trocken im Abschluss, schnell im Aufbau – zunächst klatschte jeder Wurf der Gäste im Netz. „Unser Team war nervös“, bemerkte Kent-Harry Andersson. „Das ist aber normal, wenn man unter einem solchen Druck steht wie diesmal.“ Die erste Parade von Jan Holpert gegen Fabian van Olphen – es hieß 5:6 – hatte Signalwirkung. Der hochmotivierte SG-Schlussmann, der nach einem „Dialog“ mit den Schiedsrichtern eine gelbe Karte „einsammelte“, steigerte sich nun enorm. Die Abwehr stellte sich besser auf die Rückraum-Asse der Gäste ein. In Überzahl glückte Kasper Nielsen die erste SG-Führung (7:6). Sehenswert das Anspiel von Joachim Boldsen auf Michael Knudsen zum 11:8.
Doch alles lief nicht reibungslos. Marcin Lijewski verletzte sich am Auge und musste mehrere Minuten behandelt werden. Joachim Boldsen erhielt eine Pause. Für ihn sprangen Ljubomir Vranjes und Frank von Behren, der sich überraschend doch einsatzfähig meldete, ein. Dagegen konnte Johnny Jensen zwar nicht mitmischen, auf der Bank fieberte der „Handballgott“ aber kräftig mit. Er musste allerdings beobachten, wie der Spielfluss kurzfristig stockte. Einen Gegenstoß schloss Stefan Kretzschmar mit einem fulminanten Wurf zum 14:13 ab.

Kampf war Trumpf in der Campushalle.

Das Heft aus der Hand ließ sich die SG aber nicht mehr nehmen. Vielmehr stellte man sich auf den Rängen die Frage: „Wann zieht die SG endlich mit vier Treffern davon?“ Michael Knudsen scheiterte beim 18:15 an SCM-Keeper Johannes Bitter. Beim 19:16 verfehlte Sören Stryger das Gehäuse. Zehn Sekunden vor der Pausensirene machte sich erneut Michael Knudsen auf dem Weg gen gegnerisches Tor. Das Publikum bangte und riss schließlich erlösend die Arme in die Höhe. Der Ball zappelte im Netz.
Im zweiten Durchgang sollte es überraschend einfach werden. Recht selten ließen die Magdeburger Goalgetter um Karol Bielecki ihre Torgefahr aufblitzen. „Meine Mannschaft hat gekämpft“, analysierte Bogdan Wenta bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Das reicht gegen die SG aber nicht.“ Bei etwas konsequenterer Chancen-Verwertung hätte die SG frühzeitig davonziehen können. Dennoch zeigte sich spätestens ab der 40. Minute immer mehr Gelassenheit auf den Rängen. Die SG festigte zunehmend den Anspruch: „Wir wollen in die Champions League!“
Mit einem sensationellen Wurf aus spitzem Winkel, der Johannes Bitter durch die Beine flutschte, leitete Lars Christiansen den „Untergang“ der Gäste ein. Wenig später zelebrierten Sören Stryger und Lars Christiansen einen Kempa-Trick. Und dann gab es immer wieder Jan Holpert, der die gegnerischen Schützen einen Ball nach dem anderen „abkaufte“. Die beiden wichtigen Punkte waren im Sack. „Das Team hat Gesicht gezeigt“, freute sich SG-Geschäftsführer Thorsten Storm. „Das ging heute nur über Einstellung und Kampf.“
Fazit: Die SG hat sich für die Pleite in Wilhelmshaven rehabilitiert und Schadensbegrenzung betrieben. Ein Sieg aus den letzten beiden Spielen muss noch her, um sich erneut für die Champions League zu qualifizieren. Grund genug für SG-Präsident Frerich Eilts mahnend einzugreifen. „Wir sollten uns nicht in den kollektiven Höhenrausch begeben“, sagte er zum Abschluss der Pressekonferenz. „Wir müssen uns weiter steigern, damit wir auch die nächsten beiden Spiele bestehen.“

Die Zuschauer waren eine wichtige Hilfe.

 

SG Flensburg-Handewitt – SC Magdeburg 35:28 (20:16)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (bei einem 7m), Holpert (20 Paraden) – von Behren, Nielsen (6), Eggert (2/2), Christiansen (4), Vranjes (1), Stryger (4), Lijewski (2), Boldsen (5), Lauritzen (1), Knudsen (10)
SC Magdeburg: Bitter (13 Paraden), Heinevetter (bei einem 7m) – Tkaczyk (3), Bielecki (9), Theuerkauf, Grafenhorst (1), Kuleschow, Kretzschmar (2), Göthel (1), van Olphen (2), Sprenger (6/3), Jurecki (4)
Schiedsrichter: Damian/ Wenz (Bingen/Mainz); Zeitstrafen: 6:4 Minuten (Nielsen 2, Knudsen 2, Lauritzen 2– Theuerkauf 2, Tkaczyk 2); Siebenmeter: 2/2:3/3; Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielfilm: 2:3 (3.), 3:5 (5.), 4:6 (6.), 8:6 (10.), 9:8 (11.), 11:8 (15.), 11:10 (16.), 12:11 (17.), 14:11 (22.), 14:13 (22.), 16:13 (24.), 17:14 (25.), 18:16 (27.) – 21:16 (33.), 21:18 (34.), 23:20 (37.), 25:20 (40.), 26:22 (43.), 29:22 (47.), 31:24 (50.), 33:26 (53.), 33:28 (58.)



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