Stripes
Stripes
Archiv

Stefan Kretzschmar: „Eine berufliche Verwirklichung beim SCM bleibt mein Traum“

Die Fakten sind nüchtern: 34 Jahre, 1,90 Meter, 95 Kilogramm. Die Eltern lassen immerhin auf das besondere Talent des Sohnes schließen: Beide waren DDR-Nationalspieler, Vater Peter sogar Nationaltrainer, dafür Mutter Waltraud dreifache Weltmeisterin. Aber erst die Medien machten aus Stefan Kretzschmar das, was er wohl ist: den bekanntesten Handballer der letzten Jahre. Der „Handball-Punk“. Der Handball-Star.
So allmählich denkt der in Leipzig geborene Linksaußen an sein Karriere-Ende. Das Kapitel Nationalmannschaft beendete er nach den Olympischen Spielen in Athen und 218 Einsätzen für die DHB-Auswahl. Zwar tauchte der Name von Stefan Kretzschmar im erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft auf, ein überraschendes Comeback wie Christian Schwarzer feierte er aber nicht. Stattdessen wagte sich der „Handball-Punk“ an die Aufgabe des Co-Moderators in der ARD heran. Kein leichtes Unterfangen, wie Stefan Kretzschmar zugab: „Ich habe zu jedem Spieler eine Antipathie oder Sympathie. Seine Kumpels haut man nicht so leicht in Pfanne wie die, die man nicht leiden kann.“

Das Fernsehen soll aber nicht seine Zukunft sein. Vielmehr möchte er als Manager dem Handball erhalten bleiben. Sein aktueller – wohl der letzte – Kontrakt läuft noch bis 2008. In diesem hatte Stefan Kretzschmar schon einen Anschlussvertrag integrieren lassen, der die Einbindung ins SCM-Management vorsah. Er galt bereits als „Außenminister“ von Bernd-Uwe Hildebrandt. Spätestens 2010 – beim Auslaufen des Geschäftsführer-Vertrages von Bernd-Uwe Hildebrandt – sollte Stefan Kretzschmar die Nachfolge antreten. Es kam alles anders.
Da der 34-Jährige niemals zu den „Schweigern“ gehörte, hielt er mit seiner Meinung auch zu den jüngsten Vorgängen in und um der Bördelandhalle nicht hinter dem Berg. Unmittelbar nach den Siegesfeiern zum jüngsten Magdeburger Triumph im EHF-Cup äußerte sich Stefan Kretzschmar kritisch, dachte über einen vorzeitigen Abschied nach. „Ich habe keine Lust, um Platz sieben oder acht in der Meisterschaft zu spielen“, holte er aus. „Man kann einen Mann wie Oleg Kuleschow nicht einfach so gehen lassen.“
Die Konsequenz: Stefan Kretzschmar erhielt zum zweiten Mal nach 1999 eine Abmahnung von seinem Klub. SCM-Präsident Rolf Oesterhoff hatte die Äußerungen seines Stars als vereinsschädigendes Verhalten interpretiert. Das Tischtuch war aber nicht zerschnitten. In einem Gespräch mit Rolf Oesterhoff und dem neuen Manager Holger Kaiser wurde auch diskutiert, wie eine Mitarbeit Stefan Kretzschmars im SCM-Marketing ab der kommenden Saison aussehen könnte. „An unserer grundsätzlichen Haltung, unbedingt mit ihm zusammenarbeiten zu wollen, hat sich nichts geändert“, betonte Rolf Oesterhoff. „Damit es aber keine Missverständnisse gibt: Chef im Ring ist und bleibt Holger Kaiser.“ Das Gespräch über seine berufliche Zukunft sei „okay gewesen“, so Stefan Kretzschmar, der seit 1996 an der Börde auf Torejagd geht. „Es wird noch ein weiteres geben und danach wird etwas schriftlich fixiert“, betonte Magdeburgs Publikumsliebling. „Mich beim SCM beruflich zu verwirklichen, bleibt mein Traum.“