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Eintracht Hildesheim

Diesmal sollte alles anders werden. Als souveräner Meister der Zweiten Liga Nord hatte Eintracht Hildesheim große Hoffnungen, die Pleite aus der Serie 2000/2001 vergessen zu machen. Damals rutschten die Niedersachsen durch die „Lex Gummersbach“ und die kurzfristige Bundesliga-Aufstockung auf 20 Vereine wenige Wochen vor dem Saisonstart ins Handball-Oberhaus. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Am Ende standen nur sieben Pluspunkte zu Buche. Der zweite Anlauf schien vielversprechender zu werden. „Wir hatten eine sehr intakte Zweitliga-Mannschaft“, skizzierte Gerald Oberbeck, seit 25 Jahren in Hildesheim das „Mädchen für alles“. „Diese haben wir mit fünf Neuzugängen gut verstärkt.“
Auch im Umfeld setzte man auf Veränderungen. Die legendäre „Halle 39“, deren Lärmpegel schon manchen Gegner einschüchterte, wirkte mit ihren 2000 Plätzen zu begrenzt. Nachdem die Hildesheimer für den „Knüller“ gegen den THW Kiel einmalig in die TUI-Arena in Hannover umgezogen waren, glänzt die traditionelle Sporthalle an der Schützenwiese seit März in einem neuen Gewand. 2600 Sitz- und 800 Stehplätze sorgen für mehr Möglichkeiten.
Gerald Oberbeck selbst trat kürzer. „Ich möchte mich voll auf Sponsorenpflege und Marketing konzentrieren“, sagte er und suchte nach einem Trainer. Man fand diesen im fernen Russland. Der 42-jährige Valeri Gopin kam mit großen Referenzen wie eine Assistenz bei der „Handball-Legende“ Wladimir Maximow, zwei Olympiasiege (1988, 1992) und gleich vier Stationen in Deutschland. Leutershausen, Gummersbach, Hameln und Kronau.
Doch schon die Anreise aus Tscheljabinsk entpuppte sich als problematisch. Das Visum für Deutschland ließ auf sich warten, da wichtige Unterlagen fehlten. Den Start in die Vorbereitung verpasste der Coach. Die Arbeit in Hildesheim wurde alsbald durch Kommunikationsstörungen überlagert. Zwar errangen die Niedersachsen schnell die ersten beiden Siege, doch die Probleme zwischen Team und Trainer wuchsen. Dann platzte Gerald Oberbeck der Kragen und entließ Valeri Gopin. „Er zeigte sich nicht für Kritik zugänglich“, sagte der Manager. „Er wollte die bestehenden Schwierigkeiten nicht einsehen.“
Als Nachfolger fand sich der Däne Lars Walther, der gerade im slowenischen Velenje entlassen worden war. Der Erfolg kehrte aber nicht zurück. Die Eintracht fiel immer tiefer, verlor den Anschluss an die anderen Abstiegskandidaten, obwohl man auf den Transfermarkt aktiv wurde. Mit Michael Hoffmann verpflichteten die Hildesheimer einen weiteren Dänen – für Linksaußen. In der WM-Pause wurde nochmals nachgelegt. Vladimir Matovic für den Kreis und der Kongolese Damien Kabengele, der zuletzt in Zagreb spielte und sofort neben dem Junioren-Nationalspieler Sven-Sören Christophersen als wichtigste Stütze im Rückraum einschlug.
Nervenschwäche in wichtigen Spielen, die langfristige Verletzung von Stammtorhüter Nikolaos Katsigiannis oder die kurzfristige, vereinsinterne Suspendierung von Oliver Tesch waren jedoch immer wieder kleine Nadelstiche, die die Talfahrt fortsetzten. 17 Niederlagen in Folge – dann riss ausgerechnet gegen das Spitzenteam aus Nordhorn die schwarze Serie. Ein Husarenstreich, dem am letzten Sonntag gegen den SC Magdeburger ein weiterer folgte.

Daten Eintracht Hildesheim