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Der Schock saß tief. Zwar habe er gut geschlafen, doch als er aufwachte, war es ein Gefühl „wie bei einem Unfall in der Familie“, bekannte Trainer Viggo Sigurdsson am Tag nach dem denkwürdigen 32:30-Sieg der SG Flensburg-Handewitt über die MT Melsungen. Zehn von zwölf Toren Vorsprung waren dem Vizemeister abhanden gekommen, und das stimmt Sigurdsson vor der nächsten Partie in der Handball-Bundesliga (heute, 19.15 Uhr) beim TuS N-Lübbecke nachdenklich. „Da wird es genauso schwer“, sagte der Isländer, der hofft, dass seine Mannschaft den Warnschuss vom Mittwoch verstanden und daraus gelernt hat.
Typisch für diese Phase der Saison seien solche Spiele, meinte Sigurdsson und führte das Remis der Kieler gegen Großwallstadt und die Niederlage von Favorit Kronau-Östringen beim Aufsteiger Hildesheim als weitere Beispiele an. Alles werde neu gemischt: „Man schaut auf die letzte Saison und denkt, der ist stark und der nicht – und dann ist es nicht so“, sagte Sigurdsson. Es gehört zum Geschäft der Trainer, diese nicht gerade bahnbrechend neue Erkenntnis zu Beginn jeder Saison wieder in die Köpfe der Spieler zu bekommen. Bis dies geglückt ist, muss Sigurdsson damit leben, gelegentlich „zwei Gesichter einer Mannschaft“ zu erleben.
Gegen Melsungen verpasste die SG die Chance, mit einem Kantersieg gegen ein Team aus der Bundesliga-Mittelklasse ein Signal zu setzen. Nun schöpfen möglicherweise die Nettelstedter Hoffnung. „Es waren im letzten Jahr Spiele gegen genau solche Gegner, in denen die SG Punkte abgeben musste“, warnte Sigurdsson, der seine Mannschaft gestern nicht vor Video-Bildern von den letzten 20 Minuten des Melsungen-Spiels verschonte: „Jeder soll sehen, was schlecht war.“

Viggo Sigurdsson ist gespannt auf die "isländischen Wochen".

In Lübbecke soll alles besser werden, worauf Sigurdsson neben allen Pflichten aus einem ganz besonderen Grund Wert legt. In den TuS-Akeuren Birkir Ivar Gudmundsson (Tor) und Thorir Olafsson (Rechtsaußen) trifft er auf alte Weggefährten. Mit den Landsleuten arbeitete er in der Nationalmannschaft und im Verein Haukar Hafnafjördur zusammen. „Ich werde meinen Spielern klar machen, dass ich da auf keinen Fall verlieren will. Da würde ich richtig böse werden.“ Gleiches gilt übrigens auch eine Woche später im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach, der gleich drei Isländer mitbringt.
Der TuS N-Lübbecke verpatzte seinen Heimstart mit 29:33 gegen Wilhelmshaven und unterlag am Mittwoch in Magdeburg mit 26:32. Neu beim Vorjahres-Elften sind die Ex-HSVer Branko Kokir (Rückraummitte) und Alois Mraz (halbklinks), der rumänische Linkshänder Sandu Jacob, Torhüter Gudmundsson und der Tscheche Jakub Szymanski.
Bei der SG wird auf jeden Fall Jan-Thomas Lauritzen gegen seinen früheren Verein zum Einsatz kommen. Der Norweger war am Mittwoch „Opfer“ der im 16-köpfigen Kader notwendigen Rotation. Alle Spieler sind einsatzbereit. Wer diesmal pausieren muss, hatte Sigurdsson gestern noch nicht entschieden.