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Stephan Just: Das Gefühl, Verantwortung zu tragen

Er hat Ecken und Kanten. Er polarisiert auf dem Spielfeld wie auf den Rängen. Seine Auftritte pendeln irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Stephan Just ist das, was man landläufig als „Typen“ bezeichnet. Oft ist er Schlüsselfigur im Spiel seiner Mannschaft. Die starken Szenen seines Teams sind ebenso eng mit seiner Person verknüpft wie die schlechten. Ob Sprung-, Schlag-, Hüft-, oder Seitfallwurf, ob Zweikampf oder Siebenmeter – er sucht Chancen wo keine sind, vollbringt geniale Anspiele, schafft seinen Mitspielern Räume, beißt sich regelrecht in der gegnerischen Abwehr fest. Der 14-malige Nationalspieler ist ein handballerischer Tausendsassa und ein Musterbeispiel für das, was man als „heiß laufen“ bezeichnet. Sein Motor läuft hochtourig und immer mal wieder überdreht Stephan Just dabei. Allerdings, so merkt er an, würde nicht nur er, sondern zuweilen die ganze Mannschaft dazu neigen, die Kontrolle zu verlieren und zu überdrehen: „Manchmal wollen wir es erzwingen.“
Das Talent reifte nicht in Westdeutschland. Stephan Just kommt aus Eisenach in Thüringen. Unter der Wartburg wechselte er von Motor zum ThSV, mit dem er 1997 als blutjunger Spieler in die Bundesliga aufstieg. Dort wuchs er allmählich in die Rolle des Torgaranten – bis er 2003 in den Fokus des SC Magdeburg geriet. An der Elbe kam Stephan Just aber nicht so recht zum Zug. Ein Abstecher nach Post Schwerin war ebenfalls ein Fiasko, da die Mecklenburger am Rande eines Konkurses taumelten.
Stephan Just, nun in seiner zweite Saison bei GWD Minden, ist die Rolle des Führungsspielers quasi übergestülpt worden. Wegen der langfristigen Ausfälle von Arne Niemeyer und Jan-Fiete Buschmann war der 28-Jährige über weite Strecken der Saison neben Mittelmann Snorri Gudjonsson der einzige erfahrene Rückraumspieler im Team. „Das ist nicht immer einfach“, bekannte Stephan Just. „Der Erwartungsdruck ist groß. Aber es ist auch ein gutes Gefühl, Verantwortung zu tragen.“