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Nordderby: Volles Haus

Hat der Handball-Boom auch Hamburg erreicht? Oder glauben die Menschen in der Hansestadt an große Taten des Lokalmatadors HSV? Oder mobilisiert die SG Flensburg-Handewitt die Massen? Zumindest ist das Nordderby am Samstag (ab 15 Uhr „live“ auf N3) seit Wochen restlos ausverkauft. Ungewöhnlich früh musste die HSV-Geschäftsstelle den „Notanker“ werfen. Um zumindest Teil der sensationellen Nachfrage zu befriedigen, werden zusätzliche Stuhlreihen hinter beiden Toren in der Color-Line-Arena installiert. Auch im Restaurant „Skylight Café“ wurden Tischplätze inklusive Catering angeboten. Kurzum: Der Hamburger Handball-Tempel wird beim Nordderby aus allen Nähten platzen.
Der Schlager an der Elbe wird seinem Namen gerecht. Die SG Flensburg-Handewitt tanzt noch auf allen drei Hochzeiten, aber auch der HSV Hamburg mischt in der Bundesliga an der Spitze mit, hat sich für das Final Four im April qualifiziert und erreichte auf internationaler Ebene das Halbfinale. Statt Champions League sind die HSV-Farben allerdings im zweitklassigen Pokalsieger-Wettbewerb vertreten. Dennoch strahlt Peter Krebs, der im Herbst die Arbeit als DSF-Chefredakteur mit der des HSV-Managers eintauschte: „Die Mannschaft ist wesentlich gefestigter als in den Vorjahren.“ Nicht umsonst kürten die Leser des „Hamburger Abendblatts“ die Handballer vom HSV zur „Mannschaft des Jahres“.

Am Samstag steigt das nächste Nordderby.

Darüber hinaus hat sich der HSV Hamburg inzwischen zum Titelkandidaten gemausert. „Die Bundesliga ist so spannend wie selten zuvor – und wir sind mittendrin“, schnalzte HSV-Trainer Martin Schwalb nach der Niederlage der SG Flensburg-Handewitt in Gummersbach. Ich habe mich für meine Ex-Kollegen gefreut“, sagte Kyung-Shin Yoon, der die Partie im Internet verfolgte. „Aber den Titel wollen natürlich wir.“ Mit Heimspielen gegen die SG, den SC Magdeburg und den VFL Gummersbach hat der HSV das günstigste Restprogramm. Auf einen Blitztransfer mussten die Hanseaten aber verzichten. Rechtsaußen Hans Lindberg kommt erst im Sommer. „Mein jetziger Verein Viborg hat mich nicht aus dem Vertrag gelassen“, sagte Hans der Däne. „Wir kämpfen um die Play-offs, und ich bin der Top-Scorer.“
Den Boom um den HSV und den Handball generell spürt auch Manager Peter Krebs, der sich eigentlich hauptsächlich um den Lizenzantrag für die neue Spielzeit kümmern müsste. Das Telefon nimmt allerdings keine Rücksicht darauf, es klingelt pausenlos. „Es ist erfreulich viel los rund um die HBL und den HSV Hamburg – ein wunderschöner Stress“, erzählt der Geschäftsführer. „Man spürt, dass man nun leichter Sponsoren-Termine mit den Entscheidungsträgern bekommt. Da öffnen sich einige Türen schneller für uns.“
Einige Sponsoren werden in der Color-Line-Arena zu Gast sein, wenn die Ränge noch leer sind. Wie im letzten Jahr gibt es wieder ein sportliches Sponsoren-Meeting. Ab 12.30 Uhr möchte sich der HSV-Sponsorenkreis für die im letzten Mai erlittene 20:25-Niederlage gegen das Club100-Team revanchieren. Die Truppe des SG-Teampartners hat unter der Regie von Torsten Böwadt wieder einige Trainings-Termine eingeschoben. Wenn es für die Spaß-Handballer „ernst“ wird, sinniert Peter Krebs bereits über den „Run“ auf die nächsten Heimspiele. Selbst gegen Abstiegskandidaten werden nun mehr als 6000 Tickets abgesetzt. „Ohne die WM wären wir über 3500 oder 4000 nicht hinausgekommen“, mutmaßt der Manager. Die Konsequenz: Der HSV steuert auf einen Besucherrekord zu.