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Zehn Minuten Vollgas reichten zum Sieg

Das Spiel war schnell abgehakt. Nach dem 34:32 (17:17)-Pflichterfolg über Frisch Auf Göppingen waren Spieler und Verantwortliche der SG Flensburg-Handewitt in Gedanken schon beim schweren Auswärtsspiel am Sonnabend in der Color Line Arena beim HSV Hamburg.
Es dauerte lange, bis die Spieler der SG Flensburg-Handewitt aus der Kabine kamen - sehr lange. Sie waren müde und kaputt. Der Spiele-Marathon der vergangenen zehn Tage hatte geschlaucht. Ljubomir Vranjes, an diesem Abend der überragende Akteur im SG-Dress, schlich wortlos in die VIP-Lounge, die lädierte Wade schmerzte, vom gewohnt freundlichen Lächeln war nichts zu sehen. Dabei hatten die Flensburger zwei Tage nach der Schlappe gegen Lemgo trotz erheblicher Personalprobleme wieder in die Erfolgsspur zurück gefunden. 34:32 (17:17) hatte der Tabellenzweite der Handball-Bundesliga gegen Frisch Auf Göppingen gewonnen. "Ein Pflichtsieg“, meinte Linksaußen Lars Christiansen. "Nur die Punkte waren für uns wichtig.“

Ljubomir Vranjes war sehr müde.

Der Manager und der Trainer sahen es genauso. "Das war heute ein Sieg der Willensstärke“, lobte Thorsten Storm vor allem die kämpferische Einstellung seiner Handball-Gestressten.  *Wir wollten heute die Punkte unbedingt haben - egal wie“, sagte Kent-Harry Andersson. "Wir haben zwar keine Barcelona-Leistung abgeliefert, aber wir haben 60 Minuten gekämpft und in der zweiten Halbzeit auch 15 Minuten richtig gut gespielt.“
Anders als in den beiden letzten Auswärtsbegegnungen in Gummersbach und Lemgo, als die SG wie die Feuerwehr losgelegt und nach wenigen Minuten bereits 8:4 sowie 8:3 geführt hatte, drückte der deutsche Vizemeister nach einer ersten Hälfte mit vielen Stockfehlern in Abwehr und Angriff gegen Göppingen erst zu Beginn des zweiten Durchgangs so richtig auf die Tube. Und erstaunlicherweise war die Partie innerhalb von acht Minuten entschieden. Von 22:20 in der 38. Minute war die SG bis zur 45. Minute mit einer konzentrierten Leistung in der Defensive und Offensive auf 28:20 davon geeilt. Das war’s. Danach schalteten die Gastgeber angesichts der bevorstehenden Auswärtspartie am Sonnabend (15.20 Uhr) beim HSV wieder zwei Gänge zurück und brachten den Sieg über die Runden. "Wir haben zehn Minuten richtig Gas gegeben, und Göppingen konnte uns nicht mehr folgen“, staunte Christiansen. Auch Kasper Nielsen wunderte sich, dass Göppingen so leicht abzuhängen war. "Wenn wir gut spielen, haben wir es leicht“, lautete die wichtigste Erkenntnis des Rückraumspielers. "Wir müssen es nur schaffen, länger auf so einem Niveau zu spielen.“

Lars Christiansen freut sich auf das HSV-Spiel.

Doch das ist angesichts der gegenwärtigen Terminhatz und der großen Personalprobleme kaum möglich. Am Mittwoch fehlte neben Sören Stryger auch der von Achillessehnen-Beschwerden geplagte Joachim Boldsen, und für Johnny Jensen, der sich vor dem Spiel mehrfach übergeben hatte, war Mitte der zweiten Hälfte endgültig Schluss.
Mit dem Norweger ist am Sonnabend in der Color Line Arena mit Sicherheit wieder zu rechnen. Aber ob Stryger und Boldsen wieder dabei sind, ist fraglich. Angesichts des Halbfinales in der Champions League sechs Tage nach dem HSV-Spiel will Andersson kein Risiko eingehen: "Die Chance, das Finale der Königsklasse zu erreichen, ergibt sich nicht oft. Wenn sie nicht fit sind, spielen sie nicht.“
Dennoch sind Trainer und Spieler zuversichtlich. "Der HSV ist Favorit, weil wir dort noch nie gewonnen haben. Deshalb können wir ganz befreit aufspielen“, meinte Andersson. Und auch Christiansen freut sich auf die Color Line Arena, in der die SG drei Mal den Pokal holte. "Dass wir müde sind, kann keine Entschuldigung sein“, sagte der Linksaußen, der ein ganz einfaches Rezept hat, sich für das Spitzenspiel zu motivieren. "Das sind doch die Spiele, die am meisten Spaß machen. Und daran kann man sich hoch ziehen.“