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30:34 – Flensburg schreibt Titel ab

Die SG Flensburg-Handewitt erlitt einen weiteren schweren Rückschlag im Kampf um die zweite deutsche Handball-Meisterschaft. Beim 30:34 (14:11) in Halle gegen den TBV Lemgo waren die Gäste in der zweiten Halbzeit chancenlos. Auch die Unterstützung von 630 Schlachtenbummlern, die im Sonderzug nach Halle gereist waren, half der SG Flensburg-Handewitt am Ende nicht. Kraft und Wille waren längst erlahmt – nahezu ohne Widerstand ließ sich die SG in der Schlussphase vom TBV Lemgo abschießen. Nicht nur Thorsten Storm gab danach das Titelrennen in der Bundesliga verloren. „Wir hätten hier gewinnen müssen, jetzt wird es wahrscheinlich nichts mit der zweiten Meisterschaft“, meinte der Manager, der die 30:34 (14:11)-Schlappe im Gerry-Weber-Stadions als besonders ärgerlich empfand: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, eigentlich sind wir die bessere Mannschaft.“
Das stellten die Flensburger in der ersten Halbzeit auch eindrucksvoll unter Beweis. Überraschend hatte Trainer Kent-Harry Andersson den zuletzt durch Kniebeschwerden lahm gelegten Blazenko Lackovic von Beginn an aufgeboten. Der Kroate sorgte auf Anhieb wieder für Druck auf halbrechts. Lackovic und der ebenfalls glänzend aufgelegte Marcin Lijewski auf der anderen Rückraumseite wurden zu den bestimmenden Figuren. „Mit Blazenko bin ich sehr zufrieden. Er hat mich überrascht“, sagte Andersson.

Blazenko Lackovic war erstaunlich frisch.

Gleichzeitig wehrte Dan Beutler hinter einer gut funktionierenden Abwehr zehn Lemgoer Würfe ab, so dass alles auf einen Flensburger Erfolg vor 9200 Zuschauern hindeutete. 6:2 nach zehn Minuten, 10:5 (17.) und 12:7 (20.) – bis dahin hatte die große SG-Fangemeinde den Ausflug nach Westfalen nicht bereut.
An der Wende hatten die indisponierten Schiedsrichterinnen Jutta Ehrmann und Susanne Künzig durchaus ihren Anteil. Ihre Pfiffe zu vier Siebenmetern in Folge waren das Signal für Lemgos Aufholjagd. Die SG-Führung schrumpfte auf 12:11. Die nächsten beiden SG-Treffer ließen die Hoffnung nur kurz flackern. Nach fünf Minuten in Hälfte zwei hatte Lemgo die Nase mit 15:14 vorn, begünstigt durch Fehlwürfe von Lackovic, Lijewski und Vranjes.
Keeper Jörg Zereike wurde mit 19 Paraden zum großen Rückhalt der Gastgeber. In gleichem Maße ließen Abwehr- und Torwartleistung der SG nach. „Beides war nicht mehr da. Lemgo macht 23 Tore in der zweiten Halbzeit – damit ist alles erklärt“, meinte Joachim Boldsen, der nach 28 Minuten mit Achillessehnen-Beschwerden passen musste. „Ich konnte nicht mehr laufen. Es sieht auch für Dienstag nicht gut aus“, sagte der Däne. Für den Trainer war Boldsens Ausfall nicht zu kompensieren: „Man hat gemerkt, dass er in der Abwehr fehlt. Da sind wir zusammen gebrochen.“

Marcin Lijewski war torgefährlich.

Auch vorn lief bei der SG nicht mehr viel. Lijewski, der mit einer Spritze ins Knie fit gemacht worden war, ging nun unter, auch Lackovic verlor an Schlagkraft. Da konnte Ljubomir Vranjes wenig ausrichten, zumal auch er sich noch mit einer in Barcelona erlittenen Wadenverletzung plagte. „Am liebsten hätte ich auch ihn geschont, aber es ging nicht“, so Andersson.
Die Erholungspause für Lars Christiansen, der nicht zum Einsatz kam, fiel dagegen nicht ins Gewicht, weil Anders Eggert seine Sache gut machte. Zufrieden war der dänische Linksaußen aber nicht. „Es ist so ärgerlich. Lemgo hat in der zweiten Halbzeit zu viele Bälle zu leicht von uns bekommen“, sagte Eggert. Die daraus resultierenden Kontermöglichkeiten nutzten die Gastgeber gnadenlos, Jan Holpert, der Beutler abgelöst hatte, sah sich ständig frei werfenden Angreifern gegenüber. Bis zur 50. Minute (25:25) wehrten sich die Flensburger noch, dann war es vorbei. „Wir hatten keine Intensität mehr in unserem Spiel“, stellte Vranjes fest.
Der Spielplan gönnt der SG keine Gelegenheit zum Verschnaufen. 52 Stunden nach dem Abpfiff in Halle steht das Heimspiel gegen FA Göppingen (Die. 20.15 Uhr) an, Sonnabend folgt die schwere Partie in Hamburg. Boldsen und Sören Stryger, der wegen seiner Knieverletzung nicht mit nach Halle gekommen war, werden morgen wohl nicht dabei sein. Lackovic hingegen ist zuversichtlich: „Heute hatte ich keine Schmerzen. Ich hoffe, es geht auch Dienstag.“