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TuS N-Lübbecke

Es war eigentlich so wie immer. Gegen einen der Top-Klubs stand der TuS N-Lübbecke am Ende mit leeren Händen da. Der SC Magdeburg entführte mit einem 34:30 beide Zähler aus Westfalen. Als Punktlieferant sah sich im TuS Lager aber niemand. „Es wäre mehr für uns drin gewesen“, meinte Spielmacher Stian Tönnesen, „wenn wir uns nicht so eine Schwächephase kurz nach der Pause erlaubt hätten.“ Und Trainer Jens Pfänder ergänzte: „Die erste, zweite und dritte Welle des SCM hat uns den Nerv gezogen, da unsere Abwehr noch nicht formiert war.“
Keine Frage: Diese Worte signalisieren, dass in Lübbecke, beim dreifachen Europapokalsieger (1981, 1997, 1998), mit aller Macht um den Klassenerhalt gerungen wird. Es gab Zeiten im Herbst, da hatten die treuen Fans, die bisweilen mit der TuS-Geschäftsführung im Clinch lag, das Gefühl, dass der Bundesliga-Handball vor einer ungewissen Zukunft stehen würde. Anfang Dezember reagierte die Klubführung und beurlaubte Manager Sigi Roch, der gut vier Jahre am Wiehengebirge arbeitete. „Auf Grund unterschiedlicher Auffassungen über die weitere sportliche Entwicklung des Handball-Bundesligisten TuS N-Lübbecke“, hieß es in der offiziellen Mitteilung des Vereins, „haben der Verein und der bisherige Manager Sigi Roch die Zusammenarbeit beendet.“ Zu diesem Zeitpunkt rangierte der ehemalige TuS Nettelstedt mit nur einem Sieg aus 13 Spielen an letzter Stelle.

Rolf Hermann schaffte den Sprung ins Nationalteam.

Ungewohnt: Der Trainer, in solchen Situationen oft das „Bauernopfer“, ging gestärkt aus den Personal-Diskussionen hervor. Seit Anfang Dezember ist Jens Pfänder nicht nur Trainer, sondern auch sportlicher Leiter des TuS. Mit der neuen Rollenverteilung verloren die Nettelstedter zwar das prestigeträchtige Kreisderby bei GWD Minden, verließen mit Siegen gegen Düsseldorf, Balingen-Weilstetten und dem Auswärtscoup in Hildesheim die Abstiegsplätze. Der Klassenerhalt scheint aber dennoch bis Saisonende ein Balance-Akt zu werden. Der Relegationsplatz ist nur einige Tore entfernt, die tückische Position 17 auch nur einen Zähler.
Mittelfristig soll das neue Konzept „TuS – KultPur“ Früchte tragen. Durch Image-Werbung und Aktionen wie eine After-Game-Party soll nicht nur die Kreissporthalle Lübbecke wieder als „Festung“ gelten, sondern auch die Jugendarbeit forciert werden. Gespräche mit dem Stammverein TuS Nettelstedt wurden vom Bundesligisten bereits geführt, Kooperationen mit benachbarten Vereinen sollen aufgebaut werden. Auch der Weg in die Schulen soll verstärkt angetreten werden. „Unsere Spieler werden Handballstunden anbieten und darauf hinarbeiten, die Kinder und Jungendlichen für den Handballsport und für den TuS zu gewinnen“, erläutert Jens Pfänder.
Stolz ist man in Ostwestfalen über einen sehr guten und soliden Ruf in der Handball-Welt. „Jeder Spieler weiß“, betont Jens Pfänder, „dass er hier sein Geld pünktlich und über die gesamte Vertragslaufzeit bekommt.“ Ein Pluspunkt. Ebenso wie die natürliche Handball-Begeisterung in der gemütlichen Kleinstadt Lübbecke und die große Chance gerade für junge Profis, sich mit viel Bundesliga-Spielpraxis für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ein sehr gutes Beispiel ist Linkshänder und Haupttorschütze Rolf Hermann, der die Nominierung in den erweiterten deutschen DHB-Kader schaffte und im Sommer zum TBV Lemgo wechseln wird.

Daten TuS N-Lübbecke