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Blackout erster Güte

Heimpremiere überstanden - dieses Fazit konnten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt gestern Abend nach dem 32:30 (18:13)-Erfolg gegen MT Melsungen in der mit 6200 ausverkauften Campushalle ziehen. Nach dem 32:25-Erfolg fünf Tagen zuvor in Wetzlar bezwang der Vizemeister auch den zweiten Kontrahenten. Bedenklich stimmte allerdings die Art und Weise, wie die SG die Oberhand behielt. 40 Minuten lang beherrschten die Gastgeber den Gegner, brachen dann komplett ein und hätten den überraschenden Blackout um Haaresbreite mit einem Punktverlust bezahlt. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt dem Tabellenzweiten nicht, denn bereits am Sonnabend geht es zum Auswärtsspiel nach Nettelstedt.
SG-Coach Viggo Sigurdsson gab die Devise aus zunächst die Abwehr zu festigen und darauf aufbauend die Angriffe zu starten. Und der Plan ging auf. Frank von Behren und Michael V. Knudsen bildeten das Abwehrzentrum und machten ihre Sache als Kern der 6:0-Abwehr gut. Außerdem erwies sich SG-Torhüter Jan Holpert bei seiner Saisonpremiere, der "Magier" hatte in Wetzlar wegen einer Adduktoren-Zerrung nicht spielen können, als großer Rückhalt.

Viggo Sigurdsson erlebte eine ungewöhnliche Heim-Premiere.

Auf der Gegenseite bekam es der Angriff der Hausherren erwartungsgemäß mit einer offensiven 3:2:1-Abwehr der Gäste zu tun. Hier sollte sich nun die Qualitäten von Ljubomir Vranjes auswirken. Der neue SG-Spielgestalter hatte sichtlich Freude an der gegnerischen Deckungsvariante. Als Ideengeber hebelte der kleine Schwede mit geschicktem Aufbauspiel immer wieder die "Indianer-Abwehr" aus. Die Folge: Dank Treffer von nahezu allen Positionen kontrollierte die SG mit einer soliden Gesamtleistung schnell die Partie und setzte sich über 4:2 (7.), 9:6 (16.) und 14:10 (25.) bis zur Pause kontinuierlich bis auf 18:13 scheinbar vorentscheidend ab.
Melsungen machte den Sigurdsson-Mannen zwar mehr Arbeit, als es am vergangenen Freitag der HSG Wetzlar gelungen war, über die Rolle eines Sparrings-Partners kamen allerdings auch sie nicht hinaus. Dass es beim Seitenwechsel nicht noch deutlicher gestanden hatte, lag überwiegend an HSG-Keeper Zoran Djordjic, der als bester Melsunger Akteur mit einer Reihe von Glanzparaden den Rückstand noch in Grenzen halten konnte.

Michael Knudsen traf bis zur Pause vier Mal.

Das sollte sich nach Wiederanpfiff zunächst schlagartig ändern. Melsungen erwischte einen klassischen Fehlstart und geriet nach nur acht Minuten mit 15:26 mächtig ins Hintertreffen. Gäste-Trainer Dr. Ratislav Trtik nahm eine Auszeit und hoffte damit die rasante Talfahrt zu stoppen. Aber erst beim 16:28 (41.) war der tiefste Punkt der Talsohle erreicht. Wer weiß, was passiert wäre, hätte Sigurdsson sich nicht zu diesem Zeitpunkt entschlossen, sein Personal reichlich zu wechseln. Statt wie schon in Wetzlar nicht geschehen, konsequent bis zum Abpfiff "durchzuziehen", verlor die SG stattdessen auch gegen Melsungen den Faden. Die Gäste, die schon am Boden lagen, durften noch einmal aufstehen und erwachten zu neuem Leben. Nach einem 12-Tore-Rückstand arbeitete sich der Außenseiter bis auf 30:32 (59.) wieder heran und brachte nachdenkliche Stille in das Tollhaus.
Erst als der eingewechselte SG-Keeper Dan Beutler den Wurf seines Ex-Kollegen Goran Sprem in der letzten Spielminute parierte, war der noch mächtig ins wankende geratene Heimerfolg endlich sicher unter Dach und Fach. Fazit: Auch gegen Melsungen blieb die SG den Beweis schuldig, im Stile einer Spitzenmannschaft den Gegner über die gesamte Spielzeit klar beherrscht zu haben. Gar nicht auszudenken, wenn statt Melsungen ein Topteam der Liga auf der Gegenseite gestanden hätte. Ein Blackout, wie sie ihn die SG in den letzten 20 Minuten erlebt hat (4:14-Tore), wird am kommenden Sonnabend in Nettelstedt zur sicheren Niederlage führen.