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Rechnung mit vielen Unbekannten

Im Auswärtsspiel bei der MT Melsungen nimmt die SG Flensburg-Handewit die Jagd auf den deutschen Handball-Meister THW Kiel wieder auf. Der Tabellenzweite stellt sich heute (17 Uhr) auf eine schwierige Partie in Hessen ein.
"Meisterschaft? Erst müssen wir in Melsungen gewinnen. Dann sehen wir weiter.“ So kennt man Kent-Harry Andersson. Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt bleibt seiner Linie vor der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag treu: Jedes Spiel, jeden Gegner ernst nehmen, nie den zweiten Schritt vor dem ersten tun.
Andersson sieht der Partie bei der MT Melsungen wie einer Rechnung mit vielen Unbekannten und daher mit einem gewissen Respekt entgegen. "Nach einem Turnier wie der WM herrscht immer Unsicherheit. Du weißt nicht, wo deine Mannschaft steht. Wie haben es die Spieler körperlich verkraftet, wie  mental?“, so der Schwede. Da gebe es durchaus Unterschiede. *Einige hatten keine Lust, am Mittwoch in Arhus zu spielen, was ich verstehe. Lars Christiansen war dagegen ganz heiß auf dieses Spiel. Der wird wahrscheinlich mit 40 noch nicht müde sein“, meint Andersson.
Immerhin, kein SG-Spieler zog sich beim WM-Einsatz eine schwerwiegende Verletzung zu und fast alle seien "happy“ zurückgekehrt - Marcin Lijewski überraschend mit Silber dekoriert, die Dänen auch nicht unbedingt erwartet mit Bronze und selbst für die in der Vorrunde gescheiterten Norweger gab es einen Trost. "Von der SG seid ihr die einzigen Gewinner“, sagte Andersson zu Jan-Thomas Lauritzen und Johnny Jensen, "ihr habt den Presidents Cup." Ach? Sieht Jensen das tatsächlich so? "Ich habe ihn überredet, so zu denken“, schmunzelt der SG-Coach und stellt nebenbei fest, dass die WM-Bilanz aus SG-Sicht optimal ausfällt. "Alle sind hungrig auf Erfolge geblieben. Wenn du einen ganz großen Titel holst, besteht immer ein wenig die Gefahr, dass sich Sättigung einstellt.“
Anderssons Priorität in diesen Tagen liegt darin, die Mannschaft wieder ins SG-Spielsystem zurückzuführen. "Bei der WM spielten alle anders, das war in Aarhus noch zu sehen. Da hatten wir viele technische Fehler“, registrierte der 57-Jährige, der sich um die 35:36-Niederlage  beim dänischen Tabellenfünften wenig scherte.
Heute muss die SG jedoch wieder funktionieren, und da schadet es nicht, sich ans Hinspiel zu erinnern. "Da haben wir viel Glück gehabt“, sagt Andersson, der die Partie nur von Videos kennt. Sein damaliger Vertreter Viggo Sigurdsson hingegen erlitt auf der Bank eine unerwartet stressige  Heimpremiere. Mit 28:16 hatte die SG schon geführt, um die letzten 19 Minuten mit 4:14 zu verlieren. 32:30 stand es zum Schluss, Melsungen hatte an der Sensation geschnuppert. Danach ging es allerdings bergab mit den Hessen, Trainer Ratislav Trtik musste gehen und wurde im Januar durch einen alten Bekannten von Andersson ersetzt: "Robert Hedin war mein Spieler bei Ystad IF.“
Eine der ersten Maßnahmen des Landsmanns war das Feilen an einer 6:0-Deckung, nachdem sich in Melsungen die Effektivität offensiver Formationen erschöpft hatte. Andersson ist überzeugt, dass der Tabellen-14. (8:28 Punkte) unter Hedin bald aus dem Tief  findet. "Die haben viele gute Spieler, die dürften nicht da stehen“, sagt der SG-Trainer, der besonders vor dem Zusammenwirken von MT-Spielmacher Petr Hazl und Kreisläufer Petr Hruby warnt. In den Griechen  Spyros Balomenos und Grigorios Sanikis sowie den Linkshändern Predrag Kontic und Daniel Valo verfüge Melsungen zudem über weitere gefährliche Rückraumschützen. Und Torwart-"Dino“ Zoran Djordjic (40) ist immer für einen Ausnahmetag gut. Gegenüber dem Hinspiel fehlen Andrej Kurtchev (Schulterverletzung) und der ehemalige Flensburger Goran Sprem, der inzwischen bei der HSG  Nordhorn gelandet ist.