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Bundesliga: 34:36 – Mega-Weihnachtsgeschenk fällt aus

Die gute Nachricht für alle Handball-Fans: Die Bundesliga ist wieder spannend. Für die SG Flensburg-Handewitt gab es hingegen diesmal nichts zu feiern. Mit 34:36 (15:17) verlor sie beim THW Kiel nicht nur beide Zähler, sondern auch die Tabellenspitze. „Der Sieg für Kiel war verdient“, musste SG-Interimscoach Viggo Sigurdsson einräumen, der sich seinen Abschied gerne vergoldet hätte. Trost gab es von Linksaußen Lars Christiansen: „Man muss realistisch sein. Es ist verdammt schwer, in Kiel zu gewinnen. Da muss schon alles passen.“
Nach gut fünf Minuten flog der Ball mit voller Wucht in die Kieler Maschen. Blazenko Lackovic hatte das 3:2 erzielt. Eine Momentaufnahme – die einzige Führung der SG! Danach stürmte bis auf wenige ausgeglichene Zwischenstände immer der THW voran, die Gäste eilten hinterher. „Da fehlte der letzte Biss“, analysierte Viggo Sigurdsson. „36 Tore auswärts – das ist nur schwer zu schaffen“, ergänzte Frank von Behren, der das Geschehen „live“ in der Ostseehalle beobachtete.
Kiels Trainer-Legende Noka Serdarusic war wohl selten mit so einer Ungewissheit in eine Spitzenpartie gegangen wie diesmal. „Vor drei Tagen hatten wir in den zweiten 30 Minuten eine sportliche Katastrophe erlebt“, sagte er. „Ich habe mich gefragt, wie die Mannschaft diese besondere Situation verkraftet.“ Als Kim Andersson das 10:7 (18.) markierte, wusste Kiels Trainer: „Das Team war konzentriert bei der Sache.“
Auf der SG-Bank hatte man sich zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach die Haare gerauft. Allein Michael Knudsen war drei Mal völlig freistehend an THW-Keeper Thierry Omeyer gescheitert. „Der war Weltklasse!“, räumte Viggo Sigurdsson ein. Er wusste, dass die Hauptursache für die Niederlage nicht in einer teilweise unglücklichen Chancen-Verwertung lag, sondern vielmehr in einem nicht hundertprozentigen Abwehrverhalten.
Dennoch war zur Pause nicht aller Tage Abend. „Hein Daddel“ krabbelte in der Pause fast symbolträchtig am Boden. Tatsächlich erwischte die SG den besseren Start in den zweiten Durchgang, Joachim Boldsen aus dem Rückraum, Lars Christiansen per Strafwurf – beim 17:17 hatte sich die SG zurückgemeldet. Leider nur kurzfristig – es war der letzte Ausgleich!
Stefan Lövgren oder Nikola Karabatic entfalteten sich immer mehr im Rückraum, Marcus Ahlm am Kreis war überhaupt nicht zu stoppen. 20:17, 22:18, 24:19 – in der besten Phase des THW drohten der SG alle Felle davonzuschwimmen. „Wir haben im Angriff nie den Faden verloren und immer konzentriert weitergespielt“, hatte Kiels Spielmacher Stefan Lövgren ein gutes Gefühl in der Hand.
Noch war die SG mit ihrem Latein aber nicht am Ende. Von Linksaußen verkürzte Lars Christiansen auf 27:28 (48.). Es war das letzte Aufbäumen! „Wir haben heute zu viele unprovozierte Fehler gemacht“, meinte der Däne. „Die darf man sich nicht leisten, wenn man in Kiel eine Chance haben möchte.“ Die „Zebras“ antworteten mit einem Dreier-Paket. Die SG versuchte mit einer 5:1-Abwehr die Kastanien noch aus dem Feuer zu holen. Aber vergeblich: Als Christian Zeitz den Ball ins Netz zum 36:32 hämmerte, ging nichts mehr für die SG im 53. Landesderby.

Michael Knudsen hatte einen schweren Stand.

 

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 36:34 (17:15)
THW Kiel: Omeyer (16 Paraden), M. Andersson (1/1 Paraden, bei drei 7m) – K. Andersson (8), Lundström (1), Kavticnik (4/2), Jeppesen (1), Lövgren (2), Ahlm (10), Karabatic (6), Zeitz (2), Klein (2)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (5 Paraden; ab 39.), Holpert (12 Paraden) – Lackovic (3), Nielsen (1), Jensen (2), Christiansen (11/8), Vranjes (4), Stryger (3), Johannsen, Lijewski (3), Boldsen (6), Lauritzen, Knudsen (1)
Schiedsrichter: Lemme/ Ullrich (Magdeburg); Zeitstrafen: 10:4 Minuten (Karabatic 4, Lundström 2, Kavticnik 2, Jeppesen 2 – Nielsen 2, Lijewski 2); Siebenmeter: 2/2:9/8 (Christiansen scheitert an M. Andersson); Zuschauer: 10250 (ausverkauft)
Spielverlauf: 2:0 (3.), 2:3 (6.), 5:3 (8.), 5:5 (10.), 7:5 (12.), 10:7 (18.), 12:9 (21.), 12:12 (24.), 13:13 (25.), 16:13 (28.) – 17:17 (33.), 20:17 (35.), 22:18 (37.), 24:19 (39.), 27:22 (42.), 27:24 (44.), 28:27 (48.), 31:27 (51.), 33:30 (55.), 36:32 (59.)

 

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23.12.2006 – Nord-Gipfel: Kiel erobert Tabellenspitze zurück (NDR)
22.12.2006 – Erst das Nordderby, dann das Christkind (Homepage, Vorschau)