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Wilhelmshavener HV

Es lag sicherlich nicht nur an der rasanten Fahrt, mit der der Wilhelmshavener HV Ende Juli auf Helgoland zusteuerte, dass die Stimmung an Bord des Katamarans prächtig war. Auch die Mannschafts-Präsentation an ungewöhnlicher Stelle freute Trainer Michael Biegler: „Erstmals sind wir auf jeder Position doppelt besetzt.“ Einen Luxus, den er sich in der letzten Saison häufig gewünscht hätte.
Damals gab es immer wieder Rückschläge. Teilweise kreuzte keine komplette Sieben beim Training auf. Ein Manko, das sich schließlich auf sportlich niederschlug. Platz 16 – im Juni musste der WHV nachsitzen. Relegation! Zwar gewannen die Niedersachsen die erste Partie mit 32:22 gegen Bayer Dormagen, doch im Rückspiel musste man noch einmal kräftig um die Bundesliga-Zugehörigkeit zittern. 23:34 hieß es zwei Sekunden vor Schluss, als sich Jacek Bedzikowski ein Herz fasste und zum „Retter von Wilhelmshaven“ avancierte.
Einen solchen Drahtseilakt möchte man am Jadebusen nicht wieder erleben. Deshalb ließ Manager Dieter Koopmann seine Kontakte spielen, um die Mannschaft gezielt zu verstärken. Die Wilhelmshavener hielten praktisch in ganz Europa Ausschau. In Tschechien entdeckte man Torwart Milos Putera, der im letzten November noch mit Banik Karvina in der Campushalle auflief. Aus Celje wagte Bostjan Hribar den Sprung in die Bundesliga. Der Linkshänder machte gleich zum Auftakt von sich reden. Zehn Tore in Lübbecke – zwei wichtige Auswärtspunkte waren unter Dach und Fach.
Mit David Katzirz schloss sich auch ein 44-facher ungarischer Akteur den Niedersachsen an. Der Rückraum-Akteur kam bislang aber noch nicht so zur Geltung. Zwei Mal wurde der WHV in der Nähe fündig, wobei Renato Rui dennoch als Exot einzustufen ist. Der Rechtsaußen sammelte in Hannover-Burgdorf bereits Zweitliga-Erfahrung und ist nach Bruno Souza der zweite Brasilianer in der höchsten deutschen Spielklasse. Dagegen ist Kreisläufer Frank Habbe kein unbekanntes Gesicht. Der Kreisläufer spielte schon für GWD Minden in der Beletage.
Die Wilhelmshavener haben sich wieder den Klassenerhalt auf ihre Fahnen geschrieben. Langfristig hofft man aber, in der Bundesliga-Hierarchie ein gutes Stückchen nach oben zu rutschen. „Wilhelmshaven dürfte in den kommenden zehn Jahren die Stadt sein, die mit den größten Investitionen europaweit rechnen darf“, schwärmt Manager Dieter Koopmann. „Es soll ein neuer Containerhafen entstehen. Zudem soll Wilhelmshaven auch im Bereich der chemischen Industrie zur Drehscheibe werden.“ Da sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sich keines der neuen Unternehmen im Handball engagieren möchte. Eine angebliche Offerte aus Bremen, in die Weserstadt umzuziehen und im AWD-Dome als Home-Team anzutreten, lehnte man am Jadebusen lächelnd ab. Der WHV bleibt an der Nordsee.

Daten Wilhelmshavener HV