Der eine gewinnt und ärgert sich, der andere verliert und ist zufrieden. Handball-Paradox in Flensburg! Der Abstiegskandidat aus Düsseldorf feierte einen Achtungserfolg, gewann sogar die zweite Hälfte. Nur in der ersten Hälfte sah es teilweise so aus, als ob die Rheinländer unter die Räder kommen könnten. Zehn Gegentreffer nach zwölf Minuten, 20 nach 25 Minuten. „Uns fehlte der letzte Biss und der Glaube an die Überraschung“, analysierte Trainer Nils Lehmann, der kurzfristig auf Max Ramota (Oberschenkel-Zerrung) verzichten musste. „In der zweiten Halbzeit haben wir mehr die Zweikämpfe gesucht.“
Im Flensburger Lager hatte sich vor dem Anpfiff die Krankenliste weiter gefüllt. Es wird nun kräftig Antibiotika geschluckt. Ljubomir Vranjes (Lungenentzündung) und Marcin Lijewski (Mandeln) standen ebenso wenig zur Verfügung wie die Langzeitverletzten Sören Stryger und Frank von Behren. Die Hausherren operierten nur mit vier Rückraum-Akteuren, wobei auch Joachim Boldsen angeschlagen war. Bei den Länderspielen vor Wochenfrist hatte er einen Schlag auf die Rippen erhalten. Eine Entschuldigung für eine eher mäßige Leistung sah Interimscoach Viggo Sigurdsson in der Personal-Situation aber nicht. „Das war nicht die richtige Einstellung. Darüber wird noch zu sprechen sein.“
Immerhin: Auf der Linkshänder-Position klaffte nach dem Ausfall von Marcin Lijewski kein Vakuum. Jan Thomas Lauritzen – offensichtlich durch neun Länderspiel-Tore stimuliert – traf wie noch nie. Restlos glücklich war aber auch er nicht. „Vorne lief es gut“, meinte der Norweger. „Doch in der Abwehr stand irgendwie jeder allein, wir arbeiteten nicht zusammen.“ 34 Gegentreffer gegen ein „Kellerkind“ – jedes Tor ärgerte die SG-Verantwortlichen mehr. Als der Düsseldorfer Kreisläufer Nikos Kokolodimitrakis auf 21:24 verkürzte, wurde es sogar ein wenig unruhig in der Campushalle, witterten die 50 mitgereisten Gäste-Fans Morgenluft. Doch immer wenn die Handballer von der „Kö“ in die Nähe des Favoriten kamen, sorgten die individuellen Stärken der Flensburger Akteure wieder für einen komfortablen Vorsprung.
Die Trainer-Stimmen
Viggo Sigurdsson, SG Flensburg-Handewitt: „Wir haben zu viele leichtsinnige Fehler gemacht. Man kann nur einen Spieler wirklich loben: Jan Thomas Lauritzen.“
Nils Lehmann, HSG Düsseldorf: „Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein. Flensburg hat mit seinem Mini-Kader sicherlich auf die Belastung der nächsten Wochen geschielt.“