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Müde im Kopf: Die Pause tut der SG gut

Dank einer Steigerung im zweiten Durchgang hat die SG Flensburg-Handewitt die Pflichtaufgabe bei GWD Minden mit 32:26 (15:16) erfolgreich erledigt. Jetzt haben die SG-Spieler – mit Ausnahme der Dänen und Norweger – neun Tage Zeit, um sich bis zum Heimspiel gegen die HSG Düsseldorf (25. November) von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen.
Es gibt Tage, da macht man sich aus unerfindlichen Gründen das Leben selbst schwer. Die SG Flensburg-Handewitt hatte am Mittwoch so einen Tag. Im Auswärtsspiel der Handball-Bundesliga beim Tabellen-16. GWD Minden „ging in den ersten 30 Minuten so gut wie nichts“ (Johnny Jensen). Nach einem 15:16-Pausenrückstand machten die Flensburger dann aber in den nächsten zehn Minuten ernst, zogen auf 22:17 davon, hatten Spiel und Gegner fortan im Griff und gewannen erwartungsgemäß mit 32:26.
Trainer Viggo Sigurdsson hatte so etwas geahnt. Nach der Terminhatz durch Bundesliga, Champions League und DHB-Pokal in den vergangenen Wochen hatte er bei seinen Schützlingen im Training eine „gewisse Müdigkeit im Kopf“ ausgemacht. „Dennoch dürfen wir in einem Spiel nicht über zehn Gegenstöße vergeben, das ist katastrophal“, ärgerte sich der 52-jährige Isländer. Und „Leitwolf“ Jensen ergänzte: „Gegen eine Spitzenmannschaft kann so etwas ins Auge gehen. Da liegst du schnell mit fünf Toren hinten.
In Minden waren es im ersten Durchgang maximal drei (2:5, 8. Minute), weil Minden eben kein Spitzenteam ist, sondern mit Clubs wie Wetzlar, Balingen, Nettelstedt und Melsungen um den Klassenerhalt kämpft. „Aber GWD hat eine Klasse besser gespielt als Balingen vor einer Woche bei uns“, meinte SG-Geschäftsführer Thorsten Storm. Mit dem Mut der Verzweiflung nach dem Motto „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen“, gingen die ebenfalls vom Verletzungspech gebeutelten Gastgeber gegen den Vizemeister zu Werke und beeindruckten ihn eine Halbzeit lang.

Dan Beutler blühte nach der Pause auf.

Vor allem Torhüter Malik Besirevic „nervte“ die Flensburger. Bereits nach sechs Minuten hatte er sieben Würfe pariert – davon allein drei Gegenstöße. Insbesondere die SG-Linkshänder Marcin Lijewski und Torge Johannsen hatte der Niederländer „drauf“. Sie scheiterten am häufigsten am überragenden GWD-Akteur. Johnny Jensen nahm Johannsen jedoch in Schutz: „Torge ist noch jung und ein Riesentalent. Er braucht auch einmal so ein Spiel.“ Der Trainer schien der gleichen Meinung zu sein und ließ den jungen Rechtsaußen trotz seiner miserablen Wurfausbeute (elf Versuche, vier Tore) über 50 Minuten auf der Platte. „Da muss er durch“, meinte Sigurdsson trocken.
Nicht so nachsichtig war der SG-Coach mit seinem Keeper Dan Beutler, der im ersten Durchgang ganze drei Bälle pariert hatte. Nach 14 Minuten hatte Sigurdsson den Schweden auf die Bank beordert, doch der junge Simon Herold, der für den angeschlagenen Jan Holpert (Entzündung in der Hüfte) ins Team gerückt war, konnte die Mindener Torflut auch nicht eindämmen. „Ohne Torhüter erreichst du nichts in der Bundesliga“, meinte der SG-Trainer zu Beutlers Leistung vor der Pause.
Ein böser Blick des Trainers zu seinem Keeper bei einer Auszeit kurz vor dem Wechsel rüttelte Beutler offenbar wach. In der zweiten Halbzeit wehrte er zwölf Bälle ab und hatte damit wesentlichen Anteil daran, dass die Flensburger schon bis zur 40. Minute für klare Verhältnisse gesorgt hatten.
„Wir haben in der ersten Halbzeit einfach schlecht gespielt, haben in Abwehr nur gestanden und im Angriff zu viel verworfen“, lautete das Fazit von Joachim Boldsen. „Danach stand die Deckung viel besser, und dann war es für Minden schnell vorbei.“
Auch der Däne führte die schwache erste Hälfte auf die Anstrengungen der vergangenen Wochen zurück. „Wir waren unkonzentriert, aber das darf nicht passieren, man muss in jedem Spiel konzentriert sein.“
Neun Tage hat die SG jetzt spielfrei. Das nächste Punktspiel steht am 25. November gegen die HSG Düsseldorf an – Zeit genug, um den Kopf wieder frei zu bekommen, zumal Sigurdsson die Spieler erst am Montag wieder zum Training bittet. Allerdings haben nicht alle SG-Akteure frei: Die Dänen und Norweger reisten gestern zu ihren Nationalmannschaften, weil sie am Wochenende zwei Länderspiele gegeneinander austragen. „Was das soll, kann ich nicht verstehen“, meinte ein frustrierter Boldsen.
Umso glücklicher war Thorsten Storm. Michael Knudsen, dem interessante Angebote von mehreren Clubs vorlagen, verzichtet auf die Option, vorzeitig aus dem bis Juni 2008 laufenden Vertrag bei der SG auszusteigen. „Michael wird seinen Kontrakt bei uns erfüllen“, strahlte Storm und fügte mit augenzwinkernd hinzu: „Weil wir ihm versprochen haben, für die Auswärtsfahrten einen schnelleren Bus anzuschaffen.“