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HBW Balingen-Weilstetten

Wie eine Rakete, die sich auf dem Weg zum Mond machte, näherte sich die HBW Balingen-Weilstetten in den vergangenen Jahren dem deutschen Handball-Himmel. Bis 2002 herrschte am Schwarzwald gemütliche Bescheidenheit, spielte der TV Weilstetten stetig in der Regionalliga, war die TSG Balingen Ausrichter eines ambitionierten Turniers. Dann fusionierten die beiden Partner – und schon 2003 glückte der Aufstieg in die Zweite Liga. 12, 7, 1 – im dritten Anlauf klappte es bereits mit dem überraschenden Bundesliga-Aufstieg.
Im Mai besiegelte die HBW Balingen-Weilstetten mit einem 39:21-Triumph beim EHV Aue sein Meisterstück. „So wie die Mannschaft heute aufgetreten ist“, freute sich Erfolgstrainer Rolf Brack, „das war auf jeden Fall schon erstligareif.“ Worte, die der Coach am Tag nach dem Husarenstreich wiederholte, als auf dem Marktplatz von Balingen die große Meistersause stieg. Das 35000-Einwohner-Städtchen stand Kopf, hatte doch keiner der Handball-Experten ihre Mannschaft zum Saisonbeginn auf der Rechnung. Trotzdem eroberte sie bereits am vierten Spieltag die Tabellenspitze und verkraftete selbst den Wechsel von David Szlezak zur SG Kronau-Östringen ein paar Tage vor Saisonbeginn.
Auch die gnadenlose Jagd von Verfolger Bayer Dormagen (mit Torge Johannsen) überstand man schadlos. Dem Aufstiegsjubel folgte ein Bauprojekt. Der HBW Balingen-Weilstetten erhält eine neue Halle. Bis März 2007 entsteht auf dem Parkplatz eines Messegeländes die neue Sparkassen-Arena in Balingen. Die 4200 Quadratmeter große Halle soll 2040 Besucher fassen. Bis es soweit ist, weichen die Süddeutschen nach Tübingen aus.
Die Aufstiegs-Euphorie verflog aber schnell. Die Hiobsbotschaften beim HBW Balingen-Weilstetten nahmen kein Ende. Martin Strobel und Sascha Ilitsch erlitten Bänderrisse, ebenso Neuzugang Alexandar Stanojevic. Der Linkshänder bestritt erst eine Partie für die Südlichter. Damit nicht genug. Kreisläufer Jens Bürkle laboriert an einer Schulter-Blessur, Stefan Kneer brach sich den Mittelfuß, Spielmacher Alexander Job hat Probleme mit dem Sprunggelenk, und Routinier Jörg Kunze, der noch einmal zum Weitermachen bewegt werden konnte, zog sich einen Meniskus-Einriss zu. Die Folge: Zeitweise fehlten bis zu sieben Spieler.
Die Verantwortlichen reagierten. Aus der Konkursmasse des ehemaligen Zweitligisten Leutershausen wechselte der Österreicher Klemens Kainmüller, der die erste Jahreshälfte schon am Schwarzwald bestritt. In Oßweil entdeckte man den ehemaligen Nettelstedter Kreisläufer Markus Becker. Vier Zähler hat man bereits eingefahren, doch jeder weiß, dass es schwer wird. „Das ist die schwerste Aufgabe, die ich je hatte“, sagte Trainer Dr. Rolf Brack vor dem Start. Die Philosophie, die die Balinger einschlagen, ist klar. Junge deutsche Talente – Martin Strobel, Christoph Schindler, Stefan Kneer oder Benjamin Herth – sollen die Zukunft im Handball-Himmel sichern. Nur vier „Legionäre“, darunter zwei Torhüter, stehen im Aufgebot.


Daten HBW Balingen-Weilstetten