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DHB-Pokal: „Aus“ nach großem Kampf

War das ein Handball-Krimi! Der „Pokal-Knüller“ bot wohl alles, was sich der neutrale Handball-Fan wünscht. Für die Anhänger des noch amtierenden Deutschen Pokalsiegers war am Ende aber die Ernüchterung groß. Nach drei Pott-Gewinnen und insgesamt 18 Pokalsiegen in Serie war für die SG Flensburg-Handewitt diesmal schon in der zweiten Hauptrunde beim THW Kiel Endstation. Das 32:35 (14:10, 28:28) zerstörte nach 70 Minuten alle Träume. SG-Trainer Kent-Harry Andersson war dennoch nicht unzufrieden: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie hier 60 Minuten voll mitgehalten hat.“
Die Körpersprache war eindeutig. Die SG ging wie schon in der letzten Partie zunächst mit dem größeren „Biss“ zu Werke. Daran änderte auch die veränderte THW-Taktik nichts, die zunächst auf einer 6:0-Defensive fußte und Stefan Lövgren in der Startformation sah. Schon in der 11. Minute bejubelten die rund 1000 mitgereisten SG-Schlachtenbummler eine 7:4-Führung ihres Teams, das aus dem Rückraum den besseren Lauf hatte.
Ein „Spaziergang“ wie am Samstag wurde es aber nicht. Auf dem Parkett der Ostseehalle streuten ein paar „Hindernisse“. Der Schock in der 12. Minute: Sören Stryger lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Hallenboden. Die aufmunternden Sprechchöre halfen nicht, Mannschaftsarzt Dr. Hauke Mommsen musste noch in der Kabine eine vier Zentimeter lange Risswunde am linken Ringfinger mit vier Stichen nähen. Anschließend wurde der Kapitän vorsorglich ins Krankenhaus gefahren. 
Eine weitere Schwächung bedeutete die konsequente Linie der Schiedsrichter. Noch während der ersten Halbzeit kassierten Johnny Jensen (12.), Glenn Solberg (18.) und Joachim Boldsen (28.) jeweils die zweite Zeitstrafe. Eine schwere Hypothek für die SG-Abwehr! „Wir hatten wirklich Pech mit einigen Hinausstellungen“, meinte SG-Manager Thorsten Storm.
Im ersten Abschnitt überzeugte die SG allerdings mit einem sehr gefälligen Unterzahl-Verhalten. Näher als auf 10:11 (25.) rückte der THW trotz eines starken Nikola Karabatic nicht heran. Hauptgrund: Kent-Harry Andersson konnte auf der halblinken Position einen noch größeren Trumpf aufbieten - Blazenko Lackovic! Wie am Schnürchen „lochte“ der Kroate die Bälle ein, zauberte vor dem Pausentee einen brillanten Hattrick auf die Platte. Einfach Weltklasse!
Nach dem Seitenwechsel improvisierte die SG zunehmend. Von den „Vorbestraften“ blieben Joachim Boldsen und Johnny Jensen weitgehend auf der Bank. Neben Glenn Solberg, der sich voll in die Partie hineinkniete, mussten nun Michael V. Knudsen und Blazenko Lackovic in der Defensive ran. Bis zur 40. Minute lief alles nach Plan, der Vorsprung war sogar auf 21:16 angewachsen. „Die SG war 40 Minuten lang die bessere Mannschaft“, gab THW-Manager Uwe Schwenker später zu.
Der THW operierte nun mit einer wesentlich offensiveren Deckung, um Blazenko Lackovic „auszubremsen“. Das gelang. Nach einer „Fünfer-Serie“ war die Partie wieder völlig offen. Den „Zebras“ kam dabei zugute, dass Marcin Lijewski nicht in jeder Aktion glücklich agierte. Den Zuschauern war es egal – die letzte Viertelstunde sah ein dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen, bis Michael V. Knudsen das 28:28 erzielte. Die letzten Chancen auf einen „pünktlichen“ Sieg vergaben Kim Andersson und Marcin Lijewski.
Bei der SG sprangen nun wieder Johnny Jensen und Joachim Boldsen in die Bresche, während Glenn Solberg völlig erschöpft ausschied. Die geistigere Frische schien nun auf Seiten der Kieler zu liegen, die bis auf 34:29 davonzogen. Zu allem Überfluss hatte Joachim Boldsen einen Strafwurf über das Gehäuse gesetzt. Es fehlte der sichere „Vollstrecker“ – Sören Stgryger kehrte nach der Krankenhaus-Visite nur als Beobachter in die Ostseehalle zurück.
Dennoch hätte es fast noch gereicht. Eine offene Manndeckung verunsicherte die „Zebras“, die SG verkürzte auf 32:34. Beim nächsten Gegenstoß scheiterte jedoch Joachim Boldsen an Mattias Andersson. Aus der Traum vom vierten Pokalsieg! Thorsten Storm richtete den Blick gleich wieder nach vorn: „Jetzt konzentrieren wir uns auf die Bundesliga und die Champions League.“

Schock in der 12. Minute: Sören Stryger verletzte sich an der linken Hand.

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 35:32 (10:14, 28:28)
THW Kiel: Fritz (bis 39, bei vier 7m, 4/2 Paraden), Andersson (5 Paraden) – Andersson (1), Lundström (7), Wagner, Kavticnik (4/1), Hagen (7/1), Lövgren (2), Ahlm (6), Zeitz (1), Karabatic (7/3)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (49.-57., bei einem 7m, 1/1 Parade), Holpert (9 Paraden) – Solberg (2), Lackovic (10/1), Nielsen, Sprem, Jensen (2), Christiansen (6/1), Stryger, Lijewski (3), Boldsen (1), Kos (4), Knudsen (4)
Schiedsrichter: Prang/ Reichl (Bergheim/Köln); Zeitstrafen: 12:18 Minuten (Kavticnik 4, Zeitz 2, Wagner 2, Ahlm 2, Lövgren 2 - Jensen 4 + rote Karte, Solberg 4, Boldsen 4, Knudsen 2, Nielsen 2); Rote Karte: Jensen (70., grobes Foulspiel); Siebenmeter: 8/5:6/2 (Kavticnik über das Tor, Beutler hält gegen Karabatic, Hagen an den Pfosten - Christiansen scheitert zweimal an Fritz, Sprem über das Tor, Boldsen über das Tor); Zuschauer: 9500
Spielfilm: 0:2 (3.), 2:5 (7.), 4:7 (11.), 6:7 (14.), 7:11 (21.), 10:11 (25.) – 12:14 (32.), 13:17 (34.), 14:19 (36.), 16:21 (39.), 21:21 (45.), 23:22 (48.), 27:26 (55.), 27:27 (56.), 28:27 (56.), 28:28 (58.) – 31:28 (64.), 34:29 (67.), 34:32 (69.)


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