Der Abonnement-Sieger des DHB-Pokals ist ausgeschieden. Mit einer 32:35-Niederlage schied der dreifache und amtierende Cupsieger SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel in einer dramatischen Partie erst nach der Verlängerung in der Ostseehalle aus. Der Deutsche Meister rehabiltierte sich damit vor 10.000 Zuschauern für die herbe 33:39-Pleite aus dem Bundesliga-Spiel vom vergangenen Wochenende in Flensburg und zog in die 3. Runde ein. Die geglückte Revanche des THW bei der Neuauflage des letzten Endspiels wurde allerdings erst in der Verlängerung gesichert. Zuvor hatten sich die Nordlichter einen ausgeglichenen Schlagabtausch auf kämpferisch hohem Niveau geliefert, bei dem die SG über weite Strecken klare Vorteile hatte.
Die ersten 30 Minuten standen ganz im Zeichen der Gäste, die von Beginn an "enorm heiß" waren und nathlos an die Vorstellung vom vergangenen Wochenende anknüpften. Der Cupverteidiger trug das frischgetankte Selbstvertrauen breitschuldrig nach Außen und setzte sich gleich dank genialer Spielzüge auf 3:1 (6.), 5:2 (8.) und 7:4 (11.) ab. Der THW wirkte wie schon vor drei Tage gehemmt und fand weder in Abwehr noch im Angriff die geeigneten Mittel, um den Spieß umzudrehen.
Aus für den Seriensieger
Selbst als vor allem über die SG eine Flut an Zeitstrafen hereinbrach und zudem Kapitän Søren Stryger mit einer Verletzung (vermutlich Fingerbruch) früh ausschied (12.), diktierten die Gäste weiterhin das Geschehen. Allerdings bedeuteten die doppelten Zeitstrafen gegen Johnny Jensen, Glenn Solberg und Joachim Boldsen bereits frühzeitig eine schwere Hypothek für die SG.
Beim 6:7 (14.) schien der THW sich gefangen zu haben. Allerdings war es nur ein kurzes Strohfeuer des Deutschen Meisters, der in alte Schwächen verfiel und sich nach weiteren Gegentreffern von dem überragenden Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski sogar mit 7:11 (21.) bedrohlich im Hintertreffen sah. Hätte THW-Neuzugang Nikola Karabatic nicht erneut eine bärenstarke Vorstellung geliefert, die Hausherren hätten mit Sicherheit noch deutlicher zur Pause in Rückstand gelegen, als es mit 10:14 der Fall war. Dank des überragenden Franzosen und dessen Torerfolgen blieb der THW auf Tuchfühlung.
Der THW Kiel kam zwar mit neuem Schwung aus der Kabine, konnte die SG allerdings nicht beeindrucken. Ab dem 14:12 (32.) spulte die SG unbeirrt ihr Pensum herunter und setzte sich beim 19:14 (36.) erstmals sogar mit fünf Toren ab. Der THW rannte sich in der personell geschwächten SG-Abwehr permanent fest und scheiterte zudem häufig an Jan Holpert. An eine Wende mochte keiner der 9000 THW-Anhänger mehr glauben. Umso größer war die Freude unter den 1000 SG-Fans, die sich eine Karte für den Kieler Handball-Tempel gesichert hatten, als ihre Helden die Führung bis zum 21:16 (41.) konstant hielten.
Mit einer Energieleistung riss nun Karabatic seine Nebenleute aber endgültig mit, bekam dabei vor allem vom Ex-Flensburger Frode Hagen effektive Unterstützung und beim 21:21 (44.) hatte der THW erstmals den Ausgleich markiert. Die Ostseehalle stand nun Kopf und verdiente sich den Ruf eines Tollhauses.
Die SG stellte sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr clever genug an und hatte den komfortablen Vorsprung leichtfertig aus der Hand gegeben. Das Duell war ganz nach dem Geschmack der Augenzeugen ausgeglichen und versprach eine packende Schlussphase. Zwar konnte Frode Hagen beim 23:22 (48.) die erste THW-Führung markieren, entscheidend absetzten konnte sich die Hausherren nicht. Jede weitere Führung des THW glichen die Gäste prompt wieder aus und hielten den Ausgang bis zum Abpfiff der regulären Spielzeit mit 28:28 offen.
In der dramatischen Verlängerung sah der THW beim 31:28 (65.) schon wie der sichere Sieger aus. Doch erst nach mit dem 34:29 (67.) war der erste Erfolg des THW nach elf vergeblichen Anläufen über den Rivalen aus Flensburg endlich in "trockenen Tüchern". Der zwischenzeitliche Anschluss der SG zum 32:34 (68.) trieb die nervliche Anspannung aller Protagonisten ein letztes Mal auf das Maximun, bevor der 35:32-Sieg des Gastgebers feststand. "Dieses Spiel hatte alles, was man sich wünschen kann, einfach unglaublich", frohlockte THW-Spieler Frode Hagen.