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Showdown der Champions, 1. Akt

SG will Kieler Tempo mitgehen
Wie begegnet man dem Kieler Hochgeschwindigkeits-Handball? Diese Frage treibt Kent-Harry Andersson seit Wochen um. Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt studierte dazu immer wieder die Videos von Spielen, in denen die Zebraherde den Gegnern davon galoppierte: „Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht kaputt laufen. Sonst kommt ein Ergebnis wie gegen Magdeburg zu Stande. Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagt der Schwede.
Ein 34:54, wie es der SCM im Dezember in der Ostseehalle erlitt, wäre trotz der Erfahrungen aus der jüngsten Champions-League-Vergangenheit wohl zu viel des Schlechten. Zehn Tore kann man aufholen und sogar an der Differenz von 14 wie im Vorjahr gegen Montpellier schnupperte die SG schon — nichts scheint mehr sicher in der Europapokal-Arithmetik. „In zwei Spielen können wir Kiel schlagen. Wir müssen uns bewusst sein, dass in der Ostseehalle nur die erste Halbzeit gespielt wird“, sagt SG-Regisseur Christian Berge.

Wie viele Tore kann Lars Christiansen in Kiel beisteuern?

Um in diesem ersten Akt nicht unterzugehen, sind schnelles Denken und schnelle Beine gefragt. „Es ist eine Frage der Einstellung. Man muss bereit sein. Nach einem Angriff muss man schnell zurücklaufen und sich sofort wieder in der Abwehr organisieren“, sagt Andersson, der seine Spieler darauf vorbereitet hat, dass Wechsel zwischen Angriff und Abwehr nur in Ausnahmefällen möglich sind.
Das Ziel der SG ist es, „genauso schnell zu spielen und dem THW mit seinen  eigenen Waffen zu begegnen“, so Linksaußen Lars Christiansen. Das geringste Problem ist wie immer die Motivation. „Wir freuen uns auf dieses Derby. Das ist pures Adrenalin. Dafür spielt man Handball“, sagt der Däne.
Auf Michael Knudsen (Muskelfaserriss) und Joachim Boldsen (Zerrung) muss die SG heute verzichten, ob  Berge seinen Landsmann Glenn Solberg in der Rückraumitte entlasten kann, ist fraglich. Im Training erlitt Berge bei einem Zusammenprall mit Johnny Jensen einen „Pferdekuss“ am Oberschenkel. Marcin Lijewski laboriert weiter an einer Sehnen-Entzündung im linken Ellenbogen. Sorgenkind Blazenko Lackovic stimmte  Andersson dagegen optimistisch. „Es wird besser und besser. Er hängt sich im Training mächtig rein.“ Bleibt die Hoffnung, dass der Kroate noch einmal so auftrumpfen kann wie im Pokalspiel in der Ostseehalle. Im September traf Lackovic dort zehn Mal.

Joachim Boldsen kann den THW-Angriff diesmal nicht stoppen.

THW: Kein Platz für Zahlenspiele
„Eigentlich ist dieses Viertelfinale ein traumhaftes Spiel, das ein richtiges Endspiel hätte sein können.“ Der Mann, der das sagt, weiß wovon er spricht. Magnus Wislander hat selbst etliche Derbys gegen die SG Flensburg-Handewitt gespielt und beobachtet das heutige Champions-League-Spiel zwischen „seinem“ THW Kiel und dem ewigen Rivalen aus dem hohen Norden  natürlich genau so interessiert wie sein schwedischer Landsmann Staffan Olsson, der zwei  ganz enge Spiele erwartet. „Es wird sicher auch wieder ordentlich zur Sache gehen, aber beide Mannschaften sind in den vergangenen Aufeinandertreffen bei aller Rivalität immer fair miteinander umgegangen“, so der Ex-Kieler Olsson, der sich unter anderem  mit seinem alten Mannschaftskollegen Nikolaj Jacobsen den Pokalhit live in der Halle ansehen wird.
THW-Manager Uwe Schwenker, der bei der Auslosung noch von einer Katastrophe sprach, kann dem Viertelfinale inzwischen durchaus etwas Positives abgewinnen. „Es ist doch etwas Tolles, wenn sich zwei schleswig-holsteinische Mannschaften auf diesem international hohen Niveau begegnen“, meinte Schwenker gestern Nachmittag. Von einer besonderen Nervosität oder gar Aufregung sei bei ihm nichts zu spüren. Er erwarte — wie immer, wenn der THW und die SG aufeinander treffen — ein Spiel mit viel Emotionen, „und darauf freue ich mich.“ Auf Zahlenspiele wollen sich der Kieler vor dem heutigen Hinspiel nicht einlassen. „Manchmal reichen zwei Tore Vorsprung, manchmal sind sechs zu wenig. Wir müssen in beiden Spielen eine optimale Leistung bringen, wenn wir weiterkommen wollen“, sagte Schwenker. Die Formkurve des „Zebras“ zeigt nach dem katastrophalen Rückrunden-Fehlstart in Minden auch schon wieder deutlich nach oben. Gerade in der letzten Bundesliga-Partie in Göppingen war der THW fast schon wieder in Hinrundenform und spielte den Gegner teilweise schwindelig.
Anders als sein Kollege Kent-Harry Andersson, hat THW-Trainer Noka Serdarusic keine Personalprobleme. Lediglich hinter dem Einsatz von Adrian Wagner, der sich im Pokalspiel in Dormagen am Knie verletzte, steht noch ein Fragezeichen. Christian Zeitz und Nikola Karabatic haben ihre Blessuren von der Europameisterschaft zwar noch nicht auskuriert, gegen die SG  werden sie aber die Zähne zusammenbeißen.