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Premiere: Derbyfieber in der „Königsklasse“

Sie können sich einfach nicht aus dem Weg gehen. Zum vierten und fünften Mal in dieser Saison stehen sich morgen und am Sonnabend der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt gegenüber. Trotz dieser Inflation elektrisiert auch das erste Champions-League-Derby die Fans im Norden.
Als am 13. Dezember vergangenen Jahres in Wien das Viertelfinale der Handball-Champions League ausgelost wurde, gab es bei den deutschen Vertretern lange Gesichter. THW Kiel — SG Flensburg-Handewitt lautete einer der vier Partien in der Runde der letzten acht. „Das ist eine einzige Katastrophe. Diese Paarung ist die einzige, die wir nicht haben wollten“, stöhnte Kiels Manager Uwe Schwenker. THW-Kapitän Stefan Lövgren hätte ebenfalls „lieber gegen eine ausländische Mannschaft gespielt. Das ist schließlich der Sinn von Europapokal-Wettbewerben“.
Doch der Schwede findet auch Positives an der Premiere des Landesderby in der „Königsklasse“. „So bleibt uns bei dem dichten Terminplan jedenfalls eine beschwerliche Reise erspart.“ Sportlich gebe es ab dem Viertelfinale „sowieso keinen leichten Gegner mehr. Wer die Champions League gewinnen will, muss alle schlagen. Und wir wollen die Champions League gewinnen“.

Die SG glaubt an ihre Chance.

Da trifft es sich gut, dass Flensburg seinen Schrecken als THW-Angstgegner verloren hat. Gleich zwei Mal triumphierte Kiel in dieser Saison über die SG: mit 36:34 im Supercup und mit 35:32 nach Verlängerung in der 2. DHB-Pokalrunde. Vor allem der Pokalsieg ist Frode Hagen immer noch frisch in Erinnerung. „Das war klasse. Wir waren schon fast ausgeschieden — und haben am Schluss doch gewonnen. So kann es meinetwegen auch in der Champions League enden.“ Optimistisch stimmt den Norweger, dass die Kieler rechtzeitig vor dem vierten Derby dieser Saison ihre Form wiedergefunden haben. „In der zweiten Halbzeit gegen Wetzlar und in Göppingen haben wir sehr gut gespielt. Das war schon wieder der alte THW.“ Von einer Favoritenrolle will der Norweger allerdings nichts wissen. „Die Spiele gegen Flensburg sind immer eng. Da kann alles passieren. Die Tagesform wird den Ausschlag geben.“
Die SG Flensburg-Handewitt kam nach der EM-Pause nur schwer in Tritt. Mühsame Heimsiege gegen Nettelstedt und Großwallstadt, ein Punktverlust in Minden — das war mit Blick auf die „Kieler Woche“ wenig verheißungsvoll. Dennoch herrscht an der nördlichen Förde Vorfreude auf die Begegnungen mit dem Erzrivalen. Nicht, dass die Flensburger die Favoritenrolle beanspruchen würden, aber man ist guter Dinge. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass alles was vorher war und geredet wurde, auf dem Spielfeld keine Bedeutung mehr hatte. Entscheidend war immer, was in den 60 Minuten passierte. Da hat sich unsere Mannschaft stets gut behauptet und ich habe auch diesmal wieder volles Vertrauen“, sagt Manager Thorsten Storm.
Regisseur Glenn Solberg nimmt die mäßigen Vorstellung  nicht zum Anlass, das Derby zu fürchten: „Kiel spielt eine 6:0-Abwehr. Gegen die kann man besseren Handball als gegen Großwallstadt spielen. Wir müssen jetzt viel trainieren und viel miteinander reden, weil wir die Verletzungen von Joachim Boldsen und Michael Knudsen auszugleichen haben. Dadurch hat Kasper Nielsen eine neue Rolle, Blazenko Lackovic muss Abwehr spielen.“
Vor allem der Rückraum bereitete der SG erhebliche Sorgen. Trainer Kent-Harry Andersson: „Natürlich weiß ich, dass wir in Kiel viel besser spielen und Lackovic und Lijewski wieder in gute Form bekommen müssen.“ Während der polnische Linkshänder mit seiner Ellenbogenentzündung ein Fall für die Mediziner ist, gab die Formschwäche des Kroaten auf der Königsposition Rätsel auf. Lackovic ist jedoch überzeugt, dass er morgen wieder für die SG da ist: „Ich brauche solche Spiele. Kiel gebe ich nicht die Favoritenrolle. Die Chancen stehen 50:50.“