Stripes
Stripes
Archiv

Demütigung droht - Auferstehung erhofft

"Glaube nie einer Statistik, die du nicht selber gefälscht hast", lautet eine saloppe und bekannte Weißheit, die sich mit dem Thema Statistik auseinandersetzt. Fakt ist aber, dass die SG Flensburg-Handewitt zumindest vom Papier her als Favorit ins heutige Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den THW Kiel geht (20.15 Uhr, Ostseehalle, 19.45 Uhr Live-Ticker, 20.15 N3). Denn in den letzten zwölf Derbys zwischen den beiden Nordlichtern gab es für die Mannschaft von SG-Trainer Kent-Harry Andersson neun Siege bei einem Unentschieden und nur zwei Niederlagen.
In der Praxis sehen die Vorzeichen zur Zeit jedoch ganz anders aus, denn die SG geht personell wie auch leistungsmäßig "am Stock". So muss der amtierende Pokalsieger heute weiterhin auf Joachim Boldsen (Zerrung) und Michael V. Knudsen (Muskelfaseriss) verzichten, Marcin Lijewski laboriert immer noch an seiner Ellenbogenentzündung und die Ladehemmung von Blazenko Lackovic geben ebenfalls keinen Grund für allzu großen Optimismus. Am Sonnabend gesellte sich nun auch Christian Berge zu den angeschlagenen Spielern, als er nach einem Zusammenprall mit Johnny Jensen einen Pferdekuss bekam.
Hinzu kommt, dass sich der THW nach der überraschenden Auftakt-Niederlage in Minden schnell wieder gefangen hat. Deutlich wurde dies besonders beim überzeugenden Sieg in Göppingen, wo die "Zebras" gegen ihren Angstgegner "eine überragende Leistung" an den Tag legten, hat Andersson in seiner Videoanalyse erkannt. Außerdem ist davon auszugehen, dass der THW gerade durch die imponierenden Leistungen in der Bundesliga-Hinrunde auch heute mit breiter Brust auflaufen wird. Denn nach dem Spiel bei FrischAuf zeigte vor allem der Kieler Mittelblock mit Markus Ahlm und Nicolaj Karabatic, dass die Leistungskurve der Kieler stark nach oben zeigt. Alles Indizien dafür, dass der amtierende Deutsche Meister als klarer Favorit ins Spiel geht.

Hoffentlich behindert die Sehnen-Entzündung Marcin Lijewski nicht allzu sehr.

Dass es nicht leicht werde, sei aber Andersson von vorne herein klar. "Aber wenn wir das schnelle Spiel von Kiel unterbinden können, ist was drin für uns." Und auch SG-Keeper Jan Holpert weiß, dass man ohne große Ansprüche in die Partie gehen muss. "Von der Rolle des Favoriten sind wir weit weg. Wir suchen unsere Form, alles ist noch verkrampft. Da muss noch sehr viel passieren."
Was eine gute Ausgangsposition sei, will der Trainer offen lassen. Man habe in der Vergangenheit zu oft Spiele erlebt, die einen Vorsprung in der Champions League schnell relativieren würde. "Ob nun unser Spiel gegen Montpellier oder das gegen Magdeburg. Beide Paarungen haben gezeigt, dass das Ergebnis eines Hinspiels nicht aussagekräftig und im Rückspiel alles möglich ist", erinnert Andersson an die unglaublichen Spiele, in denen sowohl Montpellier gegen die SG (2005) als auch die SG gegen Magdeburg (2004) einen sicher geglaubten Einzug in die nächste Runde fast verspielten.
Beim Kampf um die europäische Handball-Krone dürfe sich die SG jedoch nicht verstecken, meint Andersson. "Wir müssen Respekt haben, aber keine Angst. Beide Teams kennen sich bis ins kleinste Detail. Da ist nicht viel Platz für Neuigkeiten. Keine der beiden Teams wird den anderen großartig überraschen könne", ist sich Andersson sicher. Es wird in dieser Saison das vierte Aufeinandertreffen der beiden ewigen Rivalen sein. Nach dem Supercup (Sieg Kiel), Bundesliga-Hinspiel (Sieg SG) und der zweiten Runde im DHB-Pokal (Sieg Kiel) steht es 2:1 für die Kieler "Zebras". Bereits am Sonnabend sehen sie sich zum Rückspiel wieder.