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Europapokal 1998: Großereignis für Schleswig-Holstein

Jan Holpert war schon 1998 im SG-Tor.

Die SG Flensburg-Handewitt trifft in der Champions League auf den THW Kiel. Diese Auslosung sorgte im Dezember mächtig für Furore. Diese Konstellation gab es aber schon einmal auf dem internationalen Parkett. Damals bestritten die beiden Nord-Rivalen sogar zwei Endspiele, und zwar im EHF-Cup. Teil eins dieses schleswig-holsteinischen Großereignisses erlebte die Flensburger Fördehalle am 18. April 1998.  Die Region war dementsprechend heiß auf das Landesderby. Mühelos hätten 12000 Karten abgesetzt werden können. Aber mehr als 4000 Glücklichen war es nicht vergönnt, den Knüller unmittelbar zu erleben. Weitere 1500 SG-Fans verfolgten das Spiel an einer im Deutschen Haus aufgestellten Leinwand, unzählige zu Hause vor dem Bildschirm – sowohl das deutsche wie auch das dänische Fernsehen übertrugen „live“. Auch sonst wurde ein riesiges Medien-Interesse verzeichnet. Insgesamt strömten 250 Medienvertreter in die Fördehalle.

Lars Christiansen war der zweite SG-Akteur, der schon 1998 dabei war.

Zweifelsohne war der THW, Tabellenführer und DHB-Pokalsieger, der klare Favorit. Die SG rechnete sich aber gute Außenseiter-Chancen aus. Und wirklich: Der „Underdog“ kam hervorragend aus den Startlöchern und führte schnell 3:0 und 9:3. Wenig später - es hieß 12:6 - erhielt Klaus-Dieter Petersen nach einer „Notbremse“ die rote Karte. Aber die SG versäumte es, dem angeschlagenen Favoriten den Todesstoß zu versetzen, auch wenn sie dank ihres guten Angriffsspiels weiterhin das dominierende Team blieb. Immer wieder gelang es, Matthias Hahn am Kreis anzuspielen. Der hatte einen hervorragenden Tag erwischt: Acht Versuche, acht Tore, lautete seine makellose Bilanz. In der 42. Minute hieß es 19:14. Und wieder fehlte nicht viel, um die Kieler „auszuknocken“. Chancen waren genug da: Lars Christiansen verwarf einen Siebenmeter, Christian Hjermind verstolperte einen Tempogegenstoß, Frode Hagen und Jan Eiberg Jörgensen trafen nur Holz. So wurde es noch einmal spannend. Kurz vor Schluss hieß es nur noch 23:22. Der 25:23-Sieg wurde aber verdienterweise über die Zeit gerettet.
Trotz der Bedeutung war das Spiel überaus fair. Nur ein vermeintlich brutales Foul von Peter Leidreiter an THW-Shooter Nenad Perunicic sorgte für Zündstoff. Obwohl weder die Schiedsrichter etwas gesehen hatten, noch die Superzeitlupe im Fernsehen den Abwehrrecken überführen konnte, hagelte es schwere Vorwürfe seitens der Kieler. Vier Tage später, im Rückspiel in der Ostseehalle, wurde Peter Leidreiter mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen. Doch die Pfiffe wichen bald dem Jubel für die eigene Mannschaft, der THW kam nach einem 5:5-Zwischenstand richtig in Fahrt. 9:5, 14:6 und 16:7 hießen die Stationen. Die SG wurde regelrecht überrannt. In der zweiten Hälfte wendete die SG das bereits befürchtete Debakel ab. Der THW schaukelte das Spiel dennoch sicher mit 26:21 nach Hause und gewann damit seinen ersten internationalen Titel.