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HC Banik Karvina

Eine mögliche Frage für Günther Jauch: Gegen wen hat die SG Flensburg-Handewitt auf europäischer Ebene bislang am häufigsten gespielt? Die knifflige Antwort: der HC Banik Karvina. Gegen die „Bergbauarbeiter“ aus dem Nordosten der Tschechischen Republik stehen bislang fünf internationale Partien zu Buche, von denen vier gewonnen wurden. Nur die Premieren-Begegnung im Herzen eines großen Steinkohle-Reviers – es war 1996 – endete mit einem Unentschieden.

Spielmacher Ondrej Zdrahala setzt sich durch.

Der EU-Beitritt Tschechiens sorgte für ein „Ausbluten“ der Handball-Teams. Auch der HC Banik stand dem Wunsch der besten Spieler, in Deutschland, Österreich, Frankreich oder Italien ihr Glück zu versuchen, zunächst hilflos gegenüber. In den letzten 26 Monaten verließen gleich zehn Leistungsträger den Top-Klub aus Karvina. Der prominenteste „Sport-Export“ war sicherlich Torwart Martin Galia (Göppingen). Vor dieser Serie wechselte Spielmacher Jakub Szymanski nach Stockholm, Linkshänder Petr Kust und Torwart Jan Novak schlossen sich dem Bundesligisten Pfullingen an.
Vor 50 Jahren sah alles anders ganz aus. Damals war es der Bergbau, der dem Sport die nötige Initialzündung gab. Seit 1952 bot die örtliche Berufschule, in der sich vieles um Kohle drehte, Handball-Kurse an. Aus diesen Ansätzen entstand 1955 der HC Banik Karvina. Der Banik-Handball „reifte“ viel schneller als die fossilen Brennstoffe. Schon im Frühjahr 1962 durchschritt der Klub die Tür zur höchsten Spielklasse der Tschechoslowakei. Die „Newcomer“ mauserten sich, retteten sich mit einem fünften Rang souverän vor dem sofortigen Absturz und feierten schon 1968 die erste Meisterschaft. 1972 folgte ein zweiter Husarenstreich. Zugleich begrüßte man in diesen Jahren erstmals die internationale Europapokal-Konkurrenz in Karvina. In insgesamt 19 Spielzeiten wehte das europäische Flair durch die Straßen der Industrie-Metropole.

Pavel Horak

Tiefschläge blieben aber nicht aus. Ende der 70er Jahre verlor der HC Banik an Niveau und entwickelte sich zu einer typischen Fahrstuhlmannschaft. Die Vereinsfunktionäre stoppten die Talfahrt und schalteten den Schalter wieder auf „Erfolg“ um. Mit der Vize-Meisterschaft 1987 begannen in Karvina die „goldenen Jahre“. Seitdem rutschte der tschechische Renommier-Klub nur zweimal am Treppchen vorbei. Zur Jahrtausendwende erreichte man den absoluten Höhepunkt. 2000, 2001 und 2002 – „Hattrick“ in der tschechischen Meisterschaft und im Pokal. Weitere nationale Titel folgten 2004 und 2005.
Ohne Frage - der HC Banik Karvina ist trotz eines Aderlasses der sportliche Botschafter der rund 64 000 Einwohner zählenden oberschlesischen Stadt. Der Etat von 500 000 Euro ist eine gute Ausgangsbasis für tschechische Verhältnisse. Mit dem Tiefbau-Unternehmen OKD, Karbon Invest (Kohle), Ausrüster „Adidas“ und der Stadt existieren immerhin vier potente Sponsoren. So gelang es in diesem Sommer immerhin, mit dem Ukrainer Andrej Kuzo, dem Slowaken Julius Kornan und dem Serben Nemanija Marjanovic drei ausländische Spieler über die Grenzen zu locken. „So ganz hat dieses Trio die Erwatzungen aber noch nicht erfüllt“, äußert sich Manager Radim Hansel.

Trainer Jiri Kekrt

Unter dem Strich baute der erfahrene Coach Jiri Kekrt, der schon Nationaltrainer war und sich auch in Österreich seine Sporen verdiente, trotz der Verjüngungs-Kur der letzten beiden Jahre eine schlagkräftige Truppe zusammen. Vieles läuft über den Halblinken Pavel Horak. Neben ihm stehen auch Rechtsaußen Jan Sobol, Linksaußen Tomas Heinz und Kreisläufer Martin Prachar im Nationalteam. Daneben überzeugten zuletzt Spielmacher Ondrej Zdrahala und Torwart Milos Putera, der auch die SG-Schützen beim mühevollen 28:22 mehrfach „verhexte“.
Das Unternehmen Champions League ging man mit Optimismus an. Nach der knappen 18:21-Niederlage in Paris schien sogar der zweite Platz möglich. „In Frankreich haben wir 45 Minuten lang gut gespielt“, gab sich Manager Radim Hansel für die zweite Partie gegen die Seine-Handballer optimistisch. Nach dem 26:26-Unentschieden am vierten Spieltag sind die Chancen auf das Achtelfinale aber auf ein theoretisches Minimum gesunken. Dafür ist Banik einmal mehr Spitzenreiter in der tschechischen Liga, verlor bislang nur die Partie gegen den Tabellendritten Hranice.

Das Team von Banik Karvina in der Saison 2005/2006.

 

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