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Champions League: Ein Handball-Nachmittag zum Entspannen

Kasper "Hammer" Nielsen

Zweites Spiel, zweiter Sieg – in der Champions League läuft für die SG Flensburg-Handewitt alles nach Plan. Der 39:22 (19:7)-Erfolg gegen Granitas Kaunas, dem 15-fachen litauischen Meister, war zu keiner Zeit gefährdet. „Wir wussten, dass zwei Handball-Welten aufeinander treffen würden“, erlebte SG-Manager Thorsten Storm einen angenehmen Nachmittag. „Für den weiteren Verlauf der Saison war es beruhigend zu sehen, dass wir auf allen Positionen doppelt besetzt sind.“
8:3 hieß es, als Granitas-Trainer Valdemaras Novickis eine Auszeit nahm. Einige unter den Zuschauern dachten in diesem Moment an das Göppingen-Spiel vom Mittwoch. Da hatte die SG genauso schnell so deutlich geführt. Und hatten nicht auch die Schwaben in Grün gespielt? Doch die „Signalfarbe“ verlor schnell ihre Wirkung; die Gäste aus dem Baltikum hatten nicht das Format, um der SG das Wasser zu reichen, zumal der Favorit nichts dem Zufall überließ. „Die Einstellung in der Abwehr stimmte von Anfang an“, lobte SG-Trainer Kent-Harry Andersson sein Team.
Dabei hatte die Mannschaft ein ganz anderes Gesicht als zuletzt. Lars Christiansen, Jan Holpert, Glenn Solberg und Blazenko Lackovic saßen wie der noch verletzte Sören Stryger komplett auf der Bank. Und auch Johnny Jensen wirkte nur fünf Minuten mit – als Spielmacher und Halbverteidiger! Die „Musik“ machten an diesem Nachmittag andere. Etwa Kasper Nielsen und Michael V. Knudsen, die einen „dänischen Mittelblock“ bildeten und vorne den überforderten Gästen kräftig einschenkten. „Das war psychologisch eine große Belastung für unsere jungen Spieler“, bemerkte Valdemaras Novickis. „Wir müssen in dieser Saison fünf 19-Jährige einbauen, der Altersschnitt der Mannschaft liegt bei gerade einmal 20 Jahren.“
Die Zuschauer in der Campushalle ließen sich ihre Freude von diesem Ungleichgewicht nicht vermiesen. Sie erfreuten sich an den vielen schönen Toren ihrer SG. Besonderer Jubel begleitete der erste Treffer vom Rechtsaußen Lars Bastian, der ebenso wie der junge Däne Simon Friis seine „Feuertaufe“ in der Champions League erlebte. Der Glücklichste in der „Hölle Nord“ war aber Goran Sprem. Die Fans skandierten seinen Namen, während der Linksaußen 60 Minuten lang Tore wie ein „Artist“ warf. Sensationell auch sein Kempa-Anspiel auf Igor Kos, der in der Mitte dem Ball auflauerte. „So etwas müssen wir nicht absprechen“, strahlte Goran Sprem beim Autogramm-Schreiben. „Wir kennen uns so lange, dass wir immer wissen, wo sich der andere gerade aufhält.“
Kent-Harry Andersson hatte es in der Pressekonferenz eilig. Das schwedische Fernsehen übertrug ab 17 Uhr den Knüller Celje gegen Sävehof. Einen „Schmunzler“ konnte er sich aber nicht verkneifen: „Der Vater vom Spieler mit der Nummer vier kann sehr stolz sein – das ist ein wirklich guter.“ Er meinte Valdas Novickis, den Sohn des Trainers. Der litauische Kollege ließ seine Verlegenheit von seiner Frau dolmetschen: „Naja, psychologisch war er heute auch nicht so besonders stabil. Er wird in Kaunas mehr zeigen.“

Goran Sprem zeigte sich in glänzender Spiellaune.


SG Flensburg-Handewitt – Granitas Kaunas 39:22 (19:7)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (23/2 Paraden) – Nielsen (8), Friis, Bastian (1), Sprem (9/2), Jensen, Lijewski (5), Boldsen (2), Kos (7), Knudsen (7)
Granitas Kaunas: Biras (8 Paraden), Miciulis (4 Paraden) – Tarcijonas (1), Zigelis (1), Novickis (8), Bakaitis (9/3), Jarukas, Zeringis, Veta (2), Kraucevicius (1), Svedas, Juozaitis, Garcinskas
Schiedsrichter: Sarajlic/Vukusic (Kroatien); Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Knudsen 2, Nielsen 2, Friis 2 – Bakaitis 4, Novickis 2, Cibulskas 2); Siebenmeter: 2/2:5/3 (Beutler hält gegen Novickis und Bakaitis); Zuschauer: 5800
Spielverlauf: 1:2 (3.), 3:3 (6.), 10:3 (17.), 14:4 (20.), 17:5 (27.) – 19:9 (32.), 22:9 (34.), 25:11 (38.), 27:14 (41.), 31:14 (45.), 34:20 (54.), 38:20 (58.)

 

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