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Keine Vergnügungstour nach Karvina

Der Ärger über den unglücklichen Pokal-K.o. in Kiel ist noch nicht ganz verraucht, da muss sich die SG Flensburg-Handewitt auf eine neue Aufgabe konzentrieren. Beim tschechischen Meister Banik Karvina soll der Grundstein für den Gruppensieg in der Champions League gelegt werden.
Es muss ja weiter gehen: „Jetzt können wir uns richtig auf die Champions League konzentrieren“, versuchte Kent-Harry Andersson dem frühen Ausscheiden aus dem DHB-Pokal etwas Positives abzugewinnen. Dass die unglückliche  Niederlage in Kiel noch an ihm nagt, konnte er freilich nicht verbergen — die rechte Vorfreude auf den ersten Auftritt in der Königsklasse morgen (10.30 Uhr) bei HC Banik Karvina wollte sich beim Trainer der SG Flensburg-Handewitt nicht einstellen.
Es ist ein seltsames Gemisch der Gefühle, dass die SG-Akteure in diesen Tagen ordnen müssen. Der Frust über verpasste Chancen und Fehlleistungen der Schiedrichter („ganz peinlich“, so Andersson) sitzt ebenso tief wie ein mittlerweile stabiles Selbstbewusstsein. „Nach 60 Minuten wäre es ein Punkt in Kiel gewesen. Das darf man nicht vergessen“, sagt der SG-Trainer. „Wir wissen jetzt, dass wir auch in diesem Jahr eine gute Mannschaft sind. Wenn wir so weitermachen wie in den letzten zweieinhalb Spielen, brauchen wir uns über Karvina nicht viele Gedanken zu machen.“
Was nicht heißt, dass die Reise nach Tschechien zu einer reinen Vergnügungstour wird. „Ich will sehen, dass meine Mannschaft aus der Niederlage in Großwallstadt gelernt hat, dass jeder Gegner ernst zu nehmen ist.“ Da hilft auch die Erinnerung an den letztjährigen verpatzten Auftakt in der Meisterklasse mit dem 24:24 beim slowakischen Champion Tatran Presov, als ein Sieben-Tore-Vorsprung flöten ging.

Joachim Boldsen will frühzeitig den Gruppensieg sichern.

Die Mannschaft ist gut beraten, diesmal frühzeitig in der Gruppe H alles klar zu machen: „Wir müssen schon vor dem letzten Spiel in Paris den Gruppensieg in der Tasche haben“, sagt Jochim Boldsen. Nur zwei Tage nach dem Spiel beim mutmaßlich stärksten Gruppengegner (13. November) steht schon die Bundesliga-Partie gegen Melsungen auf dem Plan. Zudem könnte man als Gruppensieger mit ein wenig Glück einem ganz harten Brocken aus dem Weg gehen, weil der Zweite einer anderen Staffeln kommen wird, gegen den zunächst das Auswärtsspiel ansteht.
Im vergangenen Jahr nahm die SG die Hürde Karvina recht locker: 32:24 (Heim) und 39:27 lauteten die Ergebnisse. Wie stark die Tschechen in diesem Jahr sind, ist schwer einzuschätzen: Spielmacher Jakub Szymanski und Linkshänder Petr Kust haben den Verein verlassen, dafür kamen der Ukrainer Andrej Kuzo und der Slowake Julius Kornan. Andersson rechnet damit, dass Karvina sein bewährtes Spielsystem verfolgen und vor allem versuchen wird, den starken Halblinken Pavel Horak in Szene zu setzen. „Der hat uns große Probleme bereitet“, warnt Andersson, der die frühe Anwurfzeit mit in die Vorbereitung einbeziehen wird. Für heute 10.30 Uhr ist ein Training in der 1500 Zuschauer fassenden Stadthalle in Karvina angesetzt.
Die SG trat die lange Anreise über Hamburg, Prag und Ostrau gestern ohne Sören Stryger an. Der Kapitän hatte sich in Kiel eine zunächst schlimm aussehende Verletzung am linken Ringfinger zugezogen und alle auf der Bank geschockt: „Der Knochen lag offen, ganz übel“, erinnert sich Andersson an die schauerliche Szene. Zum Glück war es nur eine Risswunde nebst Kapselverletzung, die Stryger aber zu einer 14-tägigen Pause zwingt. Für ihn rückte der 19-jährige Lars Bastian aus dem Junior-Team in den Kader, doch der Job auf Rechtsaußen fällt zunächst Igor Kos zu: „Ich werde mit der stärksten Mannschaft spielen“, kündigte Andersson an.