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Nils Lehmann: Aus der Abwehr auf die Trainerbank

Die Meldung kam Ende Mai nicht überraschend: Die HSG Düsseldorf verkündete, dass Nils Lehmann einen Jahres-Vertrag beim Bundesligisten unterschrieben hat. „Uns hat sein Konzept überzeugt“, erklärte Manager Frank Flatten, „Auch, weil er möglichst viele deutsche Spieler ins Team integrieren möchte.“ Der Umworbene wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass es im Rheinland wieder nur um den Klassenerhalt geht. „Es ist eine große Herausforderung“, sagte Nils Lehmann. „Bei einem längeren Gespräch fand ich meine Grundeinstellung zur sportlichen Leitung des Vereines bestätigt.“
Allerdings enthielt diese Kontrakt-Verlängerung auch einen Abschied. Denn Nils Lehmann beendete zum Saison-Ausklang seine aktive Laufbahn. „Irgendwann muss es sein“, sagte der Abwehr-Stratege. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Immerhin 227 Bundesliga-Partien umfasste die Karriere. Zudem gelang ihm ein besonderes Kunststück. Er stieg gleich mit vier Vereinen auf: SG Stuttgart-Scharnhausen, OSC Rheinhausen, SG Solingen und HSG Düsseldorf. Der Name Nils Lehmann tauchte aber auch in den Aufgeboten von TV Großwallstadt, TuS N-Lübbecke, SG Wallau-Massenheim und GWD Minden auf. Der Höhepunkt der Laufbahn waren aber die 36 Länderspiele, die in die Bronze-Medaille bei der Europameisterschaft 1998 mündeten.
Allerdings ist der Trainerjob für Nils Lehmann keine Ganztagsstelle, denn der 36-Jährige ist Architekt und möchte diesen Beruf weiter ausüben. Deshalb fehlt er bei den morgendlichen Trainingseinheiten, die Co-Trainer Ronny Rogawska leitet. „Das Vormittags-Training ist Sache des Co-Trainers“, so Nils Lehmann. „Das Ganze hat in der letzten Saison gut funktioniert. Es gibt keinen Grund, warum es nicht wieder klappen sollte.“

Nils Lehmann konzentriert sich in Düsseldorf nun allein auf die Trainer-Tätigkeit.

Eine weitere Arbeitsteilung gab es zu letzt auch während der Spiele. Wenn Nils Lehmann in der Abwehr agierte, übernahm der Mannschaftsverantwortliche Jörg Siegert das Coaching. Jetzt fungiert dieser als „Sportlicher Leiter“, da Nils Lehmann voll auf der Bank präsent ist und Jörg Siegert seinem Beruf als Verwaltungsangestellter bei der Bundeswehr mehr Zeit einräumt. „Unsere Zusammenarbeit war erfolgreich, wie die Resultate gezeigt haben“, sprach sich Nils Lehmann für ein weiteres Miteinander aus.
Privat gibt ein Glücksfall reichlich Rückendeckung für die sportlichen Ziele. Im Sommer wurde der 37-Jährige erstmals Vater. Zwar ist der kleine Joris bestimmt noch kein Handball-Fan, eine halbwegs entspannte Saison wäre der Familie aber zu wünschen. „Wir wollen so schnell wie möglich ins gesicherte Mittelfeld“, gibt der Trainer als Losung aus. „Wir müssen aber ähnlich wie letztes Jahr die nötige Geduld mitbringen und immer an uns glauben.“ Keine Frage: Die HSG Düsseldorf kann es wieder schaffen. Vielleicht sogar etwas früher als im letzten Jahr. Da war der sportliche Abstieg erst am vorletzten Spieltag endgültig abgewendet. Nach der Niederlage in der Campushalle brachte das Ergebnis aus einer anderen Halle die Erlösung.