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Kos wirkt gegen Stress

Die SG Flensburg-Handewitt hat in der Handball-Bundesliga offenbar ihren Schwung gefunden. Beim 33:27 in Stuttgart gegen den VfL Pfullingen kam die Tormaschine langsam, aber dann unaufhaltsam ins Rollen.
Es dauerte eine Weile, bis die SG Flensburg-Handewitt am Mittwoch in Stuttgart aus einer Logik-Falle befreit hatte. „Es war ein merkwürdiges Spiel. Du kommst hierher und weißt schon vorher, dass du gewinnen wirst — wenn du die richtige Einstellung hast“, schilderte Lars Christiansen das Problem, sich auf einen Gegner wie den VfL Pfullingen vorzubereiten. Ignorieren, dass die Schwaben Vorletzter sind? Sich vorstellen, man treffe auf ein Kaliber wie — sagen wir mal Gummersbach? Geht nicht.

Lars Christiansen: "Am Anfang etwas in Stress geraten."

Und so stand vor dem allseits erwarteten 33:27 (21:14)-Erfolg in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle wieder ein Selbstfindungsprozess des deutschen Vizemeisters. „Ich weiß nicht, ob die Pfullinger an eine Chance geglaubt haben. Jedenfalls waren die so heiß, dass wir am Anfang ein bisschen in Stress geraten sind“, sagte Christiansen.
Nach dem 0:3-Rückstand reagierte die SG wie ein Team mit dem Anspruch, Titel zu gewinnen, reagieren muss. „Wir haben schnell besprochen, was zu tun ist. Nämlich, den Fokus auf uns selbst zu richten. Dann kam das Spiel in Fluss, wir hatten uns als Mannschaft gefunden und es wurde ganz einfach“, meinte der dänische SG-Linksaußen.

Dan Beutler ist gut in Form.

Trainer Kent-Harry Andersson hatte geahnt, was auf die Flensburger zukommen würde. „Es ist immer unangenehm, wenn der Gegner alles zu gewinnen und du selbst alles zu verlieren hast. Ich bin sehr froh, dass wir es geschafft haben.“ Beruhigend war für ihn auch die Erkenntnis, dass seine Mannschaft anders als noch vor dreieinhalb Wochen in Großwallstadt Probleme inzwischen zu kompensieren versteht. So durchläuft Liga-Rekordler Jan Holpert derzeit eine schwächere Phase, für die keine Erklärung so einfach auf der Hand liegt. „Das ist so mit Torhütern“, sagte Andersson, „vielleicht braucht er stärkere Gegner. Aber wir werden erleben, dass er ganz plötzlich wieder da ist.“ So wie Dan Beutler, der beflügelt von starken Spielen in der Champions League auch in Stuttgart ein großer Rückhalt war.
Immer wohler fühlt sich Igor Kos als Vertreter des verletzten Rechtsaußen Sören Stryger. „Das war sein bestes Spiel bisher. Igor hat ganz wichtige Tore in der ersten Halbzeit gemacht. Er hat von Außen getroffen, aus dem Rückraum und bei Kontern. Gut zu wissen, dass wir eine Alternative haben, wenn Sören mal eine Pause braucht“, lobte Andersson den achtfachen Torschützen, der zu Saisonbeginn schwer in Tritt gekommen war. „Es war wichtig, dass ich jetzt einige Spiele Zeit hatte, zu zeigen, was ich drauf habe“, meinte der Kroate.
Bleibt noch das Problem mit Uwe Prang und Uwe Reichl, deren Spielleitung die Flensburger schon bei der Pokalniederlage in Kiel verstört hatte. „Ich kann nicht verstehen, warum mir so viel weggepfiffen wird“, sagte Kreisläufer Michael Knudsen, der ebenso wie Blazenko Lackovic zwei Zeitstrafen kassiert hatte. Letzterer übrigens beide in den ersten acht Minuten. „Unsere Spieler sind verunsichert“, registrierte auch Manager Thorsten Storm, „sie wissen derzeit nicht, was Sache ist bei Prang/Reichl.“ Storm suchte deshalb das Gespräch mit den Unparteiischen aus Bergheim und Köln, um künftigen Missverständnissen auf beiden Seiten vorzubeugen.