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Vid Kavticnik: Oma hilft beim Deutschlernen

Wie hieß der noch gleich? Vid Kavticnik? Beim neuen Rechtsaußen des THW Kiel müssen viele Handball-Fans ganz genau hinhören, um dann bei der Aussprache vor den nächsten Problemen zu stehen. Dabei ist der Name des 21-jährigen Slowenen gar nicht so schwierig. Man spricht: „Kautitschnik“. Und auch für den THW-Neuzugang erwiesen sich die ersten Sprach-Übungen nicht als allzu kompliziert. „Er macht wirklich gute Fortschritte“, berichtet Kollege Frode Hagen. Ein kleines Geheimnis hilft Vid Kavticnik: Seine Oma ist Deutsche.
So holprig wie der Familienname daher zu kommen scheint, begann für den Handballer die Zeit beim THW. Er schwitzte im Trainingslager, litt und quälte sich morgens mit einem Muskelkater aus dem Bett. Nur bei den Testspielen musste Vid Kavticnik tatenlos zusehen. Dem slowenischen Neuzugang drohte vom Handball-Weltverband (IHF) eine sechsmonatige Sperre, sollte er in einer Partie mitwirken. Erst Anfang August beendeten THW-Manager Uwe Schwenker und der slowenische Handballverband telefonisch die Patt-Situation, die Schwenker in die Kategorie „Missverständnis“ einsortierte. Das „Transfer-Zertifikat“ der IHF trudelte ein.
So waren endlich alle Ungewissheiten um die Nachfolge von Johan Pettersson auf Rechtsaußen beseitigt, der Drei-Jahres-Vertrag keine Makulatur. Dennoch werden sich viele fragen, wer Vid Kavticnik nun eigentlich ist. So häufig tauchte er noch nicht im internationalen Handball-Zirkus auf. Zur Info: Der 21-jährige Student wurde im Handball-Städtchen Slovenj Gradec geboren, schnürte aber bereits 1995 erstmals für den slowenischen Spitzenclub RK Gorenje Velenje seine Schuhe. 2003 glückte der nationale Cup-Gewinn, 2004 und 2005 war man Vize-Meister hinter Celje.
Sein Stern ging bei der Europameisterschaft 2004 im eigenen Land vollends auf, als Vid Kavticnik mit seinen 19 Lenzen bereits als Leistungsträger auftrumpfte. 40 Tore in acht Spielen – sein Name tauchte urplötzlich im All-Star-Team des Turniers auf. Die Folge: Mehrere europäische Top-Vereine buhlten seitdem um seine Dienste. Ein Kreuzbandriss vor den olympischen Spielen warf den jungen Slowenen allerdings zurück. „Zunächst war das ein Schock“, erinnert sich Vid Kavticnik, „aber ich habe mich wahnsinnig schnell davon erholt.“
Zum Jahresbeginn zählte er bei der Weltmeisterschaft in Tunesien wieder zum Stammpersonal der slowenischen Nationalmannschaft: Der 1,91m große Rechtsaußen warf 19 Tore und war hinter Siarhei Rutenka (wechselte zu Ciudad Real) zweitbester Assist-Geber seines Teams. Zu diesem Zeitpunkt war der Wechsel zum THW Kiel bereits besiegelt. Wenige Tage vor der WM waren Noka Serdarusic und THW-Manager Uwe Schwenker in die slowenische Hauptstadt Ljubljana geflogen, um den Vertrag perfekt zu machen. „Das war ein wahnsinnig emotionaler Moment für mich“, erinnert sich Vid Kavticnik, der auch als 400- und 1500-Meter-Läufer in seiner Jugend zu den Besten zählte. „Gute Handballer in unserem Land gehen eigentlich nach Celje und nicht ins Ausland.“

Vid Kavticnik (links) und die anderen Neuzugänge des THW Kiel. Von links: Pelle Linders, Nikola Karabatic, Viktor Szilagyi und Kim Andersson.