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Duell der Handball-Giganten im Doppelpack

Es ist das „Lieblingsspiel“ der Handball-Fans im Norden und zugleich eine „never ending story“. Immer wenn die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel gegeneinander spielen, geht es hoch her. Und nun gleich zwei Mal in vier Tagen: Heute in der Meisterschaft, am Dienstag im Pokal.
Von der Dramaturgie ist es ein denkbar schlechter Zeitpunkt für ein Landesderby im Handball. Die Bundesliga-Saison ist noch jung, und erst vor dreieinhalb Wochen haben sich die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel im Supercup in München gegenüber gestanden. Nun treffen die beiden großen Rivalen aus dem Norden innerhalb von vier Tagen gleich zwei Mal aufeinander: Am Sonnabend im Kampf um Bundesliga-Punkte (15.15 Uhr/N3 live) in der Campushalle und am Dienstag (20 Uhr/DSF live) in der zweiten Runde des DHB-Pokals in der Ostseehalle. Der Bundesliga-Spielplan und das Los haben es so gewollt.

 

Thorsten Storm dementiert Abwanderungs-Gedanken zu Holstein Kiel.

Die Fans haben offensichtlich ihre Probleme damit. Während die Partie in Flensburg ausverkauft ist, wurden für die Pokalpartie in Kiel bisher „nur“ 8000 Karten an den Mann oder die Frau gebracht. THW-Manager Uwe Schwenker muss die Kieler Fans schon mit Rabatten locken, um einen würdigen Rahmen für den Handball-Schlager zu schaffen. Oder sind die Fans etwas Derby-müde? Thorsten Storm, Manager der SG Flensburg-Handewitt, verneint das ganz klar: „Das Derby ist das Lieblingsspiel der Fans im Norden.“ Und auch für ihn sei es genau das richtige Spiel zur richtigen Zeit, so Storm, der zudem deutlich machte, dass er keinerlei Abwanderungsgedanken Richtung Fußball-Abteilung von Holstein Kiel hegt, wie es jetzt aus  einem Interview herausinterpretiert worden war. „Das ist absoluter Schwachsinn“, so Storm.  Das sei genau so aus dem Zusammenhang herausgerissen wie der Satz, dass in Flensburg das derzeitige Niveau nicht gehalten werden könne. „Wir haben noch jede Menge Potenzial“, stellte der SG-Manager klar.
Die Kieler kommen heute als Tabellenführer in die Fördestadt — mit einer makellosen Bilanz von fünf Siegen in fünf Spielen. Zudem haben die „Zebras“ am 30. August ihre schwarze Serie gegen die Flensburger (neun Spiele ohne Sieg) mit dem 36:34-Erfolg im Supercup beendet. „Alle reden immer von Serie, aber das interessiert nicht“, sagt SG-Trainer Kent-Harry Andersson. Die Flensburger haben augenblicklich ganz andere Sorgen. „Es läuft noch nicht rund bei uns“, weiß Storm. Die bisherigen Auftritte in der Bundesliga belegen dies. In Großwallstadt gab es am vergangenen Wochenende mit dem 24:28 eine nicht einkalkulierte Niederlage, und am Mittwoch in Wilhelmshaven fanden die „Nordlichter“ erst im zweiten Durchgang zu einer geschlossenen Leistung. „Es greifen noch nicht alle Rädchen ineinander“, erklärt Storm. „Was einigen Spielern fehlt, ist ein Aha-Erlebnis, vielleicht macht es ja gegen den THW plop.“ Darauf hofft auch Kent-Harry Andersson. „Der Sieg in Wilhelmshaven war gut für die Moral. Ich habe meine Mannschaft selten so kämpfen sehen wie in der zweiten Halbzeit. Da hat sie das Herz gezeigt, was eineinhalb Spiele gefehlt hat.“

Der THW bangt noch um den Einsatz von Stefan Lövgren.

Das gleiche Engagement erwartet Andersson auch heute, denn Spiele gegen Kiel sind nun einmal etwas anderes als gegen Minden oder Großwallstadt — die Motivation kommt ganz von allein. Und der Schwede ist optimistisch: „Denn wir haben im Supercup 35 Minuten toll gespielt, und diesmal haben wir Heimvorteil.“ Das lässt seinen Kontrahenten „Noka“ Serdarusic jedoch kalt. Der Meistertrainer konnte sich am Mittwoch gegen Melsungen sogar leisten, die angeschlagenen Stefan Lövgren (Zerrung) und Frode Hagen zu schonen. Der Sieg gegen den Aufsteiger geriet dennoch zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. „Wir haben eine gute Truppe“, sagt Serdarusic — und fügt hinzu: „Sie wird von Tag zu Tag besser.“ Allerdings bangt der Kieler Coach noch um seinen schwedischen Kapitän. Doch wer Lövgren kennt, weiß, dass ein Landesderby ohne ihn kein echtes Landesderby ist.
Personelle Sorgen haben die Flensburger dagegen nicht. Alle Spieler sind fit — auch Blazenko Lackovic. Der Kroate ist nur vier Wochen nach seiner Meniskus-Operation schmerzfrei, erzielte in Wilhelmshaven fünf Treffer und gibt sich vor dem Derby selbstbewusst. „Der Sieg hat uns gut getan, jetzt können wir gegen den THW locker aufspielen.“