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Das „doppelte Nordderby“: 2003 ging es an die SG

Die ersten Reaktionen verrieten großes Erstaunen. War es wirklich wahr, dass das Los schon in dieser frühen Phase des DHB-Pokals den „Knüller“ THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt wollte? Spätestens die Ansetzung wischte die letzten Zweifel weg. Das DSF sicherte sich für den kommenden Dienstag die Sende-Rechte für das Derby in der Ostseehalle. Nur drei Tage zuvor steht der Bundesliga-Schlager in der Campushalle auf dem Programm. „Man könnte schon fast ein gemeinsames Trainingslager veranstalten – so oft sehen sich beide Teams“, kommentiert Thorsten Storm den fast unglaublichen Zufall, dass sich die beiden Nordrivalen binnen vier Wochen drei Mal gegenüber stehen. Der erste Vergleich beim Münchner Supercup ging mit 36:34 an die „Zebras“.
„Gut, dass wir wenigstens Heimrecht haben“, sagt THW-Coach Noka Serdarusic. Ein Statement, das SG-Trainer Kent-Harry Andersson nicht bringen kann. „Immerhin haben wir keine Reise-Strapazen und werden gewiss nicht in die Favoritenrolle gedrängt“, sucht der Schwede etwas nach positiven Aspekten. „Warum gibt es eigentlich keine Setzliste?“, fragt hingegen Joachim Boldsen, um anzufügen: „Für die unterlegene Mannschaft ist es in einer langen Saison besser sofort rauszufliegen, als erst im Viertelfinale.“
Zwei schwere Partien in drei Tagen – das wird ein hartes Stück Arbeit. Psychologischer Rückenwind wäre wünschenswert. „Ein Sieg im ersten Spiel – das wäre schon toll“, meint SG-Regisseur Glenn Solberg. Immerhin: Es gibt ein positives Beispiel aus nicht allzu ferner Vergangenheit. Im Februar 2003 glückten der SG schon einmal zwei Siege gegen THW Kiel – damals sogar binnen zwei Tagen. Nach einem 33:32-Krimi, dem ersten Auswärts-Coup der SG in der Ostseehalle, lösten die Nordlichter 48 Stunden später mit einem 28:24 auch das „Ticket“ für das „Final Four“.

Das „doppelte Derby“ verspricht packende Szenen.

Im Vorfeld des „doppelten Triumphes“ waren aus der Landeshauptstadt noch ganz andere Töne zu hören. „Solange ich Coach in Kiel bin“, zitierte eine Kieler Zeitung das THW-Urgestein Noka Serdarusic, „wird die SG Flensburg-Handewitt nicht mehr in der Ostseehalle gewinnen.“ Der Übungsleiter hatte gerade erst bis 2006 verlängert – da war sein erstes „Ziel“ bereits pulverisiert. Im Kieler Lager war man peinlich berührt. „Wenn wir uns am Mittwoch nicht um hundert Prozent steigern“, malte THW-Manager Uwe Schwenker schwarz, „dann haben wir überhaupt keine Chance.“
Was wie Understatement klang, erwies sich schließlich als Prophezeiung für die Kieler Leistung im zweiten Spiel. Erst in der 10. Minute glückte den Gästen das erste Tor. Gegen eine glänzend eingestellte 6:0-Deckung der SG standen sie auf verlorenem Posten. Noch beeindruckender war allerdings der erste Erfolg in der Ostseehalle. Es gab viele Szenen, die den unbedingten Siegeswillen der Gäste unterstrichen. Da klaute ein heranstürzender Joachim Boldsen zwei verdutzt zusehenden THW-Akteuren den Ball weg. Da drehte sich Andrej Klimovets nach markiertem Tor mit geballten, gen Hallendach gestreckten Fäusten ab. Schon Mitte der ersten Hälfte deutete sich an, dass die Psyche der SG an diesem Abend ein enormes Pfund war. Vielleicht gibt es diesmal ähnliche Szenen in der Ostseehalle zu bewundern. Den statischen Vergleich hat die SG zumindest gewonnen. Als ein THW-Fan im SG-Internet-Forum stolz verkündete, dass seine „Zebras“ seit 666 Tagen nicht mehr zu Hause verloren haben, antwortete die SG-Fan-Schar rasch. 1373 Tage! Seit dem 22. Dezember 2001 gab es für die SG in Kiel keine Niederlage mehr.