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Mit einem Punkt im Koffer nach Mallorca

SG Flensburg-Handewitt erkämpft sich vor 18 000 Zuschauern ein 31:31 beim VfL Gummersbach. Konfetti rieselte vom Dach, „We are the Champions” schallte aus den Lautsprechern – die Kölnarena feierte nach dem 31:31 (13:14) gegen die SG Flensburg-Handewitt den „besten VfL Gummersbach seit 1991“ (Hans-Peter Krämer, Vorsitzender des VfL-Aufsichtsrat).
Erstmals erreichten die Oberbergischen die europäische Königsklasse. Aber auch im Lager des Kontrahenten übte man sich nicht in Trauer. Während sich Trainer Kent-Harry Andersson und Manager Thorsten Storm über den ersten Punkt in Köln in ihrer Amtszeit freuten, bedankte sich die SG-Mannschaft bei ihren im Sonderzug angereisten Fans. „Wir wollten heute beweisen“, sagte Lars Christiansen, „dass wir uns nicht aufgegeben haben, weil wir uns frühzeitig aus allen drei Titel-Entscheidungen verabschiedet haben.“

Selten ließ sich die SG-Abwehr so aushebeln

Dieses Vorhaben war auf jeden Fall geglückt. In der Rhein-Metropole erlebten die 18 007 Zuschauer – so viele waren noch nie bei einem SG-Spiel – eine intensive und stets spannende Partie. Der Ausgang des Kräftemessens hing letztendlich an Kleinigkeiten. „Wenn wir uns nicht ein paar leichte Fehler geleistet hätten, hätten wir gewonnen“, sagte SG-Keeper Jan Holpert, um nach kurzer Unterbrechung zu ergänzen: „Für die Gummersbacher gilt im Prinzip das Gleiche.“
Welches der beiden Teams nun als Vizemeister in die Sommerpause geht, bleibt abzuwarten. „Man muss Realist sein“, sagte VfL-Trainer Kljaic, „in Kiel wird es verdammt schwer für uns.“ Kollege Kent-Harry Andersson, der mit seiner Truppe noch die „Aufgabe“ Concordia Delitzsch bewältigen muss, hofft auf die Schützenhilfe der „Kieler Freunde“. Ein Punkt des Deutschen Meisters würde die SG wegen des besseren Torverhältnisses auf den zweiten Platz hieven.
So oder so: Kent-Harry Andersson trabte nach dem Schlusspfiff gut gelaunt durch die Katakomben der Kölnarena. Neben der guten Leistung stimmte ihn auch die Beseitigung einiger „Problemzonen“ zufrieden. Während die Ausfälle von Sören Stryger (Schulter) und Christian Berge (Leiste) frühzeitig beschlossen waren, gab es für die Einsätze von Joachim Boldsen (Oberschenkel) und Marcin Lijewski (Daumen) „grünes Licht“. Der „Traktor“ erhöhte die Alternativen in Deckung und Rückraum, Marcin Lijewski markierte sein 500. Bundesliga-Tor.

Handball-Ballett

So richtig in Bedrängnis kam die SG nur nach der Halbzeit, als sich die Tor-Frequenz sichtlich erhöhte. „Da ging uns in der Abwehr die Dichte ein wenig verloren“, beobachtete Jan Holpert. Als dann auch noch Jan Thomas Lauritzen, Blazenko Lackovic oder Marcin Lijewski zu sehr mit dem Pfosten kokettierten, zündeten die Gummersbacher den „Island-Turbo“. Drei Gegenstöße schloss Valur Gudjon Sigurdsson erfolgreich ab – 20:17!
Die „Vize-Sause“ in der Kölnarena fiel aber aus. Die SG antwortete im Stil einer Spitzenmannschaft und schnupperte in der Schlussphase wiederholt am Sieg. 50 Sekunden vor Ultimo verwandelte Lars Christiansen einen Strafwurf zum 31:30. Daniel Narcisse rettete den Hausherren aber noch einen Zähler. „Es ist sehr schwer, einen Mann wie Daniel Narcisse 60 Minuten lang in Schach zu halten“, sagte Jan Holpert, der seine Sachen ebenso schnell zusammenpackte wie seine Mannschaftskameraden. Noch am Abend flog der SG-Tross für drei Tage nach Mallorca.