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Die Hoffnung auf Besserung in Köln

Die Luft ist raus bei der SG Flensburg-Handewitt. Das war bei der fünften Saisonniederlage in der Handball-Bundesliga bei Kronau-Östringen (24:26) nicht zu übersehen. Dennoch will das Team morgen in Köln gegen Gummersbach zumindest den Rang des Vizemeisters verteidigen. „Unglaublich“, das ist ein Wort, das Kent-Harry Andersson in dieser Saison häufig benutzt hat. Manchmal, um die Leistung eines Spielers zu charakterisieren, viel häufiger, wenn die SG Flensburg-Handewitt mal wieder von diesem mysteriösen Verletzungspech ereilt wurde.
So auch am Dienstag, als es ohne Sören Stryger, Joachim Boldsen und Christian Berge gegen Kronau-Östringen ging. „Unglaublich“, das sagt der schwedische Trainer nach leidlich verarbeitetem Frust über die verpassten Titel inzwischen mit einem Lächeln. Wohl im Bewusstsein, dass es bald überstanden ist. Morgen (15 Uhr, Köln Arena/WDR live) noch der VfL Gummersbach, eine Woche später das Finale gegen Concordia Delitzsch.

Marcin Lijewski: Blackout in der Schlussphase

Nicht, dass andere Vereine nicht auch mit Widrigkeiten zu kämpfen gehabt hätten. Doch die Flensburger verfolgte in dieser Spielzeit eine besondere Misere: Blessuren und Krankheiten aller Art traten stets geballt auf. Es erwischte beide Kreisläufer gleichzeitig, traf die Linkshänder-Abteilung oder wie jetzt wieder zwei Spielmacher. Das Spiel in der Mannheimer SAP-Arena war symptomatisch für die ganze Serie. Die Flensburger waren dicht dran, vermittelten trotz aller Probleme das Gefühl, dass es hätte reichen können, und scheiterten letztlich an einer Lappalie.
Der Blackout von Marcin Lijewski, der sich in der Schlussphase wegen Meckerns eine doppelte Zeitstrafe einhandelte, wäre kaum ins Gewicht gefallen, wenn die SG zuvor in Normalbesetzung hätte spielen können. Mit einer Manndeckung gegen Blazenko Lackovic hielt sich Kronau-Coach Juri Chevzov über Wasser. Kollege Andersson waren die Hände gebunden: „Ohne Berge und Boldsen fehlten uns die Alternativen, die Kronauer Abwehr zu knacken.“ Beide hätten Glenn Solberg entlasten können, der nach einer höchst strapaziösen Saison auf Reserve läuft.

Jan Holpert hofft auf die Rückkehr von Sören Stryger.

So blieb der SG nur die rechte Angriffsseite, auf der Jan-Thomas Lauritzen als Stryger-Vertreter sein Bestes gab und Lijewski trotz einer Magen-Darm-Grippe zum besten Feldtorschützen avancierte, aber am Ende zum Opfer der Schiedsrichter Prang/Reichl wurde. Dem Treffer zum 25:23 (56.) für Kronau ging ein krasses Stürmerfoul von Jurasik voraus, worauf Lijewski empört fragte: „Habt ihr das nicht gesehen?“ Die Antwort war eine Zwei-Minuten-Strafe. Lijewski wandte sich ab, sagte zu sich selbst auf polnisch „Warum mache ich das?“ und bekam prompt einen Zuschlag. Prang/Reichl wollten so etwas wie eine Beleidigung verstanden haben, was SG-Manager Thorsten Storm mit den Worten kommentierte: „Vielleicht haben die einen polnischen Onkel.“
Bleibt die Hoffnung auf Besserung in Köln im Endspiel um die Vizemeisterschaft. Torhüter Jan Holpert hofft vor allem auf die Rückkehr von Stryger: „Mit ihm können wir viel mehr Druck machen.“ Und einigermaßen befreit spielen, da die Teilnahme an der Champions-League sicher ist. Die Motivation für Köln ist eine andere. „Gummersbach hat uns zu Hause geschlagen und uns provoziert“, sagt Lars Christiansen. „Darauf sollten wir antworten. Es ist wichtig für die Zukunft, dass man da endlich mal gewinnt.“