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Lichtlein raubt Lackovic den Nerv

Jetzt wird es doch noch eng in der Qualifikation für die Champions League. Nach der Niederlage in Lemgo erwartet die SG Flensburg-Handewitt am Sonnabend gegen Magdeburg eine Partie mit Final-Charakter.
Die  25:30-Niederlage beim TBV Lemgo löste bei der SG Flensburg-Handewitt keine Depressionen aus. Sie kam  erwartet. Ohne  Sören Stryger, Marcin Lijewski, Christian Berge und Kasper Nielsen  hatte der Vizemeister dem neuen EHF-Cupsieger am Ende nichts mehr entgegenzusetzen. Auch der von Grippe geschwächte Glenn Solberg hätte eigentlich nicht spielen dürfen, opferte sich aber und musste dies nach zehn Minuten büßen, als er zur Bank kam und sich vor Erschöpfung übergeben musste. „Keine Luft mehr“, stöhnte der Norweger, der sich später wieder ins Getümmel stürzte.
„Uns fehlten die Alternativen“, sagte Joachim Boldsen, der sich wie alle anderen in einem bravourösen, aber vergeblichen Kampf aufgerieben hatte. Auch SG-Trainer Kent-Harry Andersson hatte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen, den Youngster Kasper Heilmann auf Rechtsaußen in ein ungleiches Duell mit dem Isländer Logi Geirsson geworfen, gar Johnny Jensen zeitweise im rechten Rückraum aufgestellt. Verzweiflungstaten, deren Scheitern Andersson nicht überraschte: „Ich wusste ja vorher, dass alles optimal sein muss, um hier überhaupt eine Chance auf zwei Punkte zu haben.“

Blazenko Lackovic fand seinen Meister.

Irgendwie schaffte es die SG, bis zur 50. Minute am Leben zu bleiben und Lemgo mit dem Anschlusstreffer zum 23:24 zu zwicken. Dann kam der Siebenmeter, den später alle als letzten Knackpunkt ausmachten. Blazenko Lackovic vergab die Chance zum Ausgleich, der vielleicht die Partie zum Kippen hätte bringen können.
Finster sah es für die SG im Abschluss aus, nachdem Carsten Lichtlein in der elften Minute bei Lemgo zwischen die Pfosten gegangen war. Es folgten 25 Flensburger Fahrkarten, die meisten gebucht von Lackovic, der im Nationaltorhüter an diesem Abend seinen Meister fand. „Carsten hatte einfach einen Sahnetag“, stellte SG-Keeper Jan Holpert anerkennend fest. „Manchmal hast du einfach das Feeling für einen Sch*tzen. Es waren ja Superwürfe von Blazenko — aber der hat alles gehalten, links oben, rechts unten, frei durch“, staunte der Flensburger Routinier, der selbst eine starke Vorstellung mit unter anderem zwei gehaltenen Siebenmetern geboten hatte. Auch Co-Trainer Bogdan Wenta wollte Lackovic keinen Vorwurf machen: „Er hat wahnsinnig gekämpft.“
Lichtlein selbst genoss seinen Coup im Bewusstsein, dass solche Momente rar sind im Profihandball. „Ich kann mich auch an Tage erinnern, wo ich vielleicht einen oder zwei Bälle von Lackovic anfasse. Als ich den Siebenmeter hatte, habe ich leise daran geglaubt, dass wir gewinnen“, gab der sympathische Schlussmann in aller Bescheidenheit zu Protokoll.
Die Flensburger richteten unterdessen schon den Blick auf den nächsten Saisonhöhepunkt am Sonnabend in der Campushalle, der in seiner Brisanz fast an die Duelle mit dem THW heranreicht. SG contra Magdeburg ist ohnehin ein Klassiker, diesmal zusätzlich gewürzt durch den Kampf um die Champions League und den Wirbel um Marcin Lijewski sowie Bogdan Wenta. „Wir sind ein bisschen platt, aber wir müssen uns jetzt ins Ziel retten“, forderte Manager Thorsten Storm.
Während Berge und Nielsen weiterhin fehlen werden, kündigte Teamarzt Dr. Hauke Mommsen die Rückkehr der beiden Linkshänder an: „Die Kapselzerrung in der Schulter von Sören ist zwar schmerzhaft, aber am Sonnabend wird es gehen. Auch  Marcin (Pferdekuss Oberschenkel - Red.) bekommen wir bis dahin zurecht.“