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Nur noch ins Ziel retten

Als die Spieler der SG Flensburg-Handewitt am Dienstag Abend gegen 22.30 Uhr frisch geduscht die Lipperlandhalle wieder verließen und den Mannschaftsbus bestiegen, sprachen ihre Mienen Bände. Mit der 25:30-Niederlage im Gipfeltreffen beim TBV Lemgo galt es schließlich nicht nur ein verlorenes Bundesliga-Spiel zu verdauen. Vier Spieltage vor dem Saisonende muss das Team von Trainer Kent-Harry Andersson sogar noch um die schon sicher geglaubte Teilnahme an der Champions-League zittern.
"Jetzt wird es verdammt eng", kommentierte der Schwede mit sorgenvollem Blick die aktuelle Tabelle, in der sich hinter dem "So-gut-wie-Meister" THW Kiel mit Gummersbach, Magdeburg und Lemgo plötzlich drei weitere Kandidaten neben der SG um die beiden anderen Champions-League-Plätze bewerben. "Wir müssen und jetzt ins Ziel retten", gab Manager Thorsten Storm die Devise aus, die Erfolge gegen Magdeburg (Heimspiel am Sonnabend), sowie in Kronau-Östringen und Gummersbach wohl zur Pflichtsache werden lässt. Vom Saison-Abschluss gegen Concordia Delitzsch einmal ganz zu schweigen.
"Wir haben wieder alle Mann an Bord, spielen eine gute Rückrunde und stellen unter Beweis, dass Lemgo immer noch eine sehr gute Adresse im deutschen Handball ist", frohlockte TBV-Manager Finn Holpert und ergänzte, "wir schauen von Spiel zu Spiel und sehen am Ende, was dabei herauskommt." In Lemgo hat man im Vergleich zur SG "leicht reden", haben die Mannen von Trainer Volker Mudrow mit dem Gewinn des EHF-Cups ihr Saisonziel im Prinzip schon erreicht. Doch während in der ostwestfälischen Kleinstadt die Handball-Welt mit Sicherheit nicht untergeht würde, sollte die Qualifikation zur Champions-League verpasst werden, stellt sich die Situation im hohen Norden anders dar. "Wir haben es in eigener Hand. Wir werden unsere Spiele gewinnen und dann dort spielen, wo wir es uns vorgenommen haben", kündigte Storm direkt im Anschluss an die Niederlage in Lemgo, der vierten im Laufe der Saison, energisch an. Wie das Umfeld und die Region auf einen anderen Wettbewerb als der Königsklasse reagieren würde, ist schwer zu erahnen, positiv und freudestrahelnd sicherlich aber nicht.

Thorsten Storm: "Jetzt müssen wir uns ins Ziel retten".

Dabei hatte sich das Unheil, das über den "Noch-Tabellenzweiten" in der mit 5000 Zuschauern restlos ausverkauften Lipperlandhalle hereinbrach, schon im Vorfeld abgezeichnet. Direkt im Anschluss an das HSV-Spiel hatten sich zum ohnehin verletzten Kasper Nielsen (Fußverletzung) und den ausgeschiedenen Søren Stryger (Schulter Wurfarm) und Christian Berge (Oberschenkel-Muskel) auch noch Marcin Lijewski (Pferdekuss) und Glenn Solberg mit einer heftigen Grippe als "Sorgenkinder" gesellt. Solberg, der erst direkt am Spieltag nachgereist war, konnte zwar ran, aber "ohne die anderen vier Spieler war es verdammt schwer, in Lemgo überhaupt zu bestehen", lieferte Storm den Hauptgrund für die womöglich folgenschwere Niederlage.
Dass die dezimierten Gäste mit ihrem "Not-Kader" dennoch vor allem in der zweiten Halbzeit in den Bereich "Siegchance" vordringen konnten, war der vorbildlichen kämpferischen Einstellung zu verdanken. "Aber wir haben Carsten Lichtlein warmgewofen und der hat mit 25 gehaltenen Bällen die Partie letztendlich entschieden", analysierte Andersson. Ob sich am Spielausgang etwas grundsätzliches geändert hätte, wenn Blazenko Lackovic beim 23:24-Rückstand (51. Minute) mit seinem Strafwurf nicht am überragenden TBV-Schlussmann Lichtlein gescheitert wäre, fällt in das "Reich der Spekulationen." 
Tatsache ist hingegen, dass die SG vor allem den Ausfall von Stryger und Lijewski nicht im Ansatz verkraften konnte. Aber auch Alternativen wie Nielsen und Berge wurden im Hexenkessel von Lemgo schmerzlich vermisst. "In der Schlussphase waren wir platt", musste Storm eingestehen. Und die SG-Fangemeinde hofft inständig, dass sich die Aussage des Managers nicht auch für den anstehenden Schluss-Spurt auf der Zielgeraden gilt.