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Bundesliga: 31:37 in Kiel - Meisterschaft abgehakt

Kent-Harry Andersson hat heute Geburtstag, Joachim Boldsen morgen. Ob auf ihren Torten 57 oder 28 Kerzen brennen, ist zu hoffen. Leider fehlt bei beiden etwas auf dem Gebäck – das Sahnehäubchen. Der Bundesliga-Knüller ging nämlich mit 31:37 (18:17) an den THW Kiel. Die Chancen der SG Flensburg-Handewitt auf die Meisterschaft sind bei vier Minuspunkten mehr, dem schlechteren Torverhältnis und dem schwereren Restprogramm auf ein Minimum gesunken. „Heute ist die Entscheidung um die Meisterschaft gefallen“, sagte SG-Manager Thorsten Storm. „Ein zweiter oder dritter Platz ist auch etwas Schönes“, ergänzte „Geburtstagskind“ Kent-Harry Andersson.
Die Gelegenheit, den Titelkampf in der Bundesliga eine kräftige Prise Spannung einzuhauchen, war aber auf jeden Fall vorhanden. „Ich habe zwei gleichstarke Mannschaften gesehen“, sagte der SG-Coach und erntete von niemandem Widerspruch. Erst in den letzten Minuten hatten sich die Kieler deutlich abgesetzt. „Die Schwächen, die wir gezeigt haben“, spürte Linksaußen Lars Christiansen, „hat der THW wirklich gut ausgenutzt, da spürte man Charakter und Stärke.“
Zunächst hatten die 10250 Zuschauer in der knackevollen Ostseehalle eine Partie gesehen, die die Gäste leicht bestimmten. Der Angriff kombinierte gut, der Rückraum-Achse mit Glenn Solberg, Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic gelang es immer wieder, die THW-Deckung wie ein „Scheunentor“ zu öffnen. Die Hausherren führten zwar mit 5:3 (8.), die SG antwortete aber mit vier Treffern in Serie und geriet bis zum Pausentee nicht mehr in Rückstand.
Der THW war mit einem Handicap ins Rennen gegangen. Torwart Mattias Andersson musste wegen einer Zerrung im Gesäßmuskel passen. Sein Ersatzmann, der deutsche Nationalkeeper Henning Fritz, parierte während der ersten elf Minuten nur einen Ball und musste auf die Bank. „Er ist im Moment nicht auf dem Niveau, auf dem er mal war“, sagte Kiels Trainer Noka Serdarusic und setzte auf die „Überraschungs-Komponente“ Dennis Klockmann. Stolze 2,07 Meter groß. „Die Flensburger wissen nicht, wie er reagiert und was er macht.“
Der normalerweise für den Zweitligisten Altenholz auflaufende Schlussmann machte seine Sache gut, Jan Holpert hatte aber nach 30 Minuten zwei „Husarenstreiche“ mehr aufzuweisen – zwei gehaltene Strafwürfe. Der Grundstock für eine knappe Führung, die Kasper Nielsen Sekunden vor dem Schiedsrichter-Pfiff zementierte. „Ich war zunächst gar nicht optimistisch“, sagte Kiels Manager Uwe Schwenker. „Ich hatte aber schon in der Halbzeit ein gutes Gefühl, da ich eine entschlossene THW-Mannschaft gesehen habe.“
Die „Zebras“ gingen im zweiten Abschnitt tatsächlich auf die Überholspur. Die 5:1-Deckung gegen Blazenko Lackovic trug Früchte, die SG büßte in ihren Kombinationen an Sicherheit ein. „Der THW machte drei technische Fehler, wir plötzlich 13“, sah Thorsten Storm einen Bruch im Geschehen. Aufgegeben hatte sich sein Team aber noch lange nicht. In Unterzahl glich Sören Stryger mit zwei Treffern zum 22:22 aus, ehe hektische Momente für Aufregung an der Seitenlinie sorgten. Der Kampfrichter-Tisch wollte einen Wechselfehler bei der SG gesehen haben. „Da war alles in Ordnung“, sagten selbst die Kieler.

Sören Stryger glich zum 22:22 aus.


Auch auf einem „vollen Feld“ gelangen ihnen sehenswerte Treffer. Marcus Ahlm markierte in „Kegler-Manier“ das 24:22, Kim Andersson schloss einen Gegenstoß zum 26:23 ab. Aber immer noch nicht war das „Lebenslicht“ der SG erloschen, die sich kämpferisch tapfer wehrte. Blazenko Lackovic traf zum 29:30, Joachim Boldsen schloss einen Gegenstoß zum 30:31 ab. Gut vier Minuten vor Ultimo schnupperte die SG an einem Remis.
Die Kieler waren in ihrem Tordrang nicht zu stoppen, jeder Angriff bescherte der Ostseehalle Jubel. Kent-Harry Andersson setzte alles auf eine Karte, Dan Beutler war bereits seit einigen Minuten als „Joker“ zwischen den Pfosten. „Jan Holpert hatte selbst das Gefühl, aus dem Tor gehen zu müssen“, sagte der SG-Trainer. Für eine Wende fehlte es vorne aber an Stabilität. „Die Fehler in den letzten zwei bis drei Minuten waren schon fast peinlich“, sagte Kreisläufer Johnny Jensen. Joachim Boldsen blickte bereits nach vorn. „Jetzt müssen wir uns einen Platz in der Champions League sichern, wir haben noch ein schweres Restprogramm“, sagte er und fuhr davon. In Kopenhagen wartete eine kleine Geburtstagsfeier auf den „Traktor“.

Glenn Solberg brach im ersten Abschnitt mehrmals durch.

 

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 37:31 (17:18)
THW Kiel: Fritz (1 Paraden, bis 12.), Klockmann (12 Paraden) – Andersson (8), Lundström (2), Kavticnik (4), Hagen (1/1), Lövgren (1), Ahlm (8), Karabatic (9), Szilagyi (4), Wagner
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (0 Paraden, ab 54.), Holpert (13/2 Paraden) – Solberg (1), Lackovic (7), Nielsen (1), Jensen (1), Christiansen (6/5), Stryger (4), Lijewski (7), Boldsen (2), Lauritzen (1), Knudsen (1)
Schiedsrichter: Fleisch/ Rieber (Ostfildern-Vellingen/Nürtingen); Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Kavticnik 2, Szilagyi 2 - Lijewski 4, Jensen 2, Boldsen 2); Siebenmeter: 3/1:5/5 (Karabatic und Hagen scheitern an Holpert); Zuschauer: 10250 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 2:1 (4.), 5:3 (8.), 5:7 (12.), 7:7 (13.), 9:11 (18.), 11:11 (19.), 13:15 (24.), 17:17 (30.) - 20:18 (34.), 22:22 (39.), 24:22 (40.), 26:23 (43.), 27:26 (50.), 29:28 (52.), 31:30 (56.), 34:30 (58.)

 

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