Stripes
Stripes
Archiv

Wie ein Finale: Derby ist der Schlüssel zum Titel

Alle 51 bisherigen Derbys zählen nicht mehr: Heute (15.15 Uhr/N3 live) geht es um die deutsche Meisterschaft 2006. Der THW Kiel könnte bei einem Sieg über die SG Flensburg-Handewitt die Titelfeier planen. Bei einem Triumph der Gäste würde das Rennen noch lange offen bleiben.
Etwas wehmütig blickt Adrian Wagner dem Anpfiff gegen die SG Flensburg-Handewitt entgegen. Für den 24-fachen Nationalspieler ist es das letzte Derby im THW-Dress. Nach drei Jahren an der Kieler Förde wechselt Wagner zu Bayer Dormagen. „Ich werde die Spiele gegen die SG vermissen.“ Von Derby-Müdigkeit ist bei Wagner nichts zu spüren, obwohl sich die  Nordrivalen in dieser Saison zum  sechsten Mal gegenüberstehen. „Egal — das Kribbeln fängt schon Tage vorher an. Wenn man dann in die vollbesetzte Ostseehalle einläuft, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Die 10000 Fans sind gegen die SG immer besonders heiß.“ Gern würde der 28-Jährige heute diesen Augenblick „noch einmal so richtig genießen. Doch dafür ist die Anspannung viel zu hoch. Wahrscheinlich wird mir erst nach dem Spiel so richtig bewusst, dass es das letzte Nordderby für mich war.“

In Kiel geht es um die Meisterschaft.

Und das soll aus Wagners Sicht natürlich mit einem Sieg für seine Farben enden. „Das wäre ein Riesenschritt auf dem Weg zur Meisterschaft.“ Der THW, bei dem der Einsatz von Torhüter Mattias Andersson (Muskelverhärtung) gefährdet ist, führt die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung auf die Flensburger an. „Ein Sieg für uns würde noch keine Vorentscheidung im Titelrennen bedeuten, aber vier Punkte Vorsprung wären doch schon ein beachtliches Polster.“ Der Druck liegt für Kiels Linksaußen deshalb auch bei den Gästen: „Flensburg muss gewinnen.“
Mitentscheidend für den Ausgang wird, so Wagner, die Leistung von SG-Torhüter Jan Holpert sein. „Der Kerl ist bald 40 und hält gegen uns immer wieder wie ein junger Gott“, sagt Wagner, ohne despektierlich zu klingen. „Wenn Jan am Sonnabend zu großer Form aufläuft, wird es ganz schwer für uns.“
Der Gespriesene teilt Wagners Meinung, dass die SG unter größerem Druck steht, freut sich aber auf die Partie. „Sechs Mal gegen Kiel ist schöner als sechs Mal gegen Pfullingen“, meint Holpert. Die Flensburger wollen möglichst an die vor acht Wochen in der Ostseehalle gewonnene Champions-League-Partie (32:28) anknüpfen. „Dasselbe Niveau, dieselbe  Leistung — wir müssen noch so ein Spiel hinbekommen“, sagt SG-Trainer Kent-Harry Andersson, der diesmal über deutlich bessere personelle Voraussetzungen verfügt. Fehlten damals noch Joachim Boldsen und Michael Knudsen, so reist die SG heute in Bestbesetzung an.
Auch der Flensburger Trainer weist den Torhütern heute eine Schlüsselrolle zu. „Wir dürfen Mattias Andersson nicht wieder warm werfen. Er hat schon zwei Mal gegen uns sehr stark gespielt“, zollt der Schwede seinem Namensvetter und Landsmann Respekt. Entscheidend werde zudem sein, wie die SG dem Kieler Tempospiel begegnet. „Im Champions-League-Rückspiel hatten wir große Probleme, Ich hoffe, dass es nur daran gelegen hat, dass wir müde wurden, weil uns wichtige Spieler zum Wechseln fehlten“, sagt der SG-Trainer. „Schnell zurücklaufen und in der Abwehr wieder gut organisieren“, lautet die Marschroute, die Andersson an seine Leute ausgibt.