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SG scheitert auch im Titelrennen

Am Sonnabend um 16.53 Uhr pfiffen die Unparteiischen Holger Fleisch und Jürgen Rieber aus Stuttgart das Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt ab. Man muss sicher kein Prophet sein, um zu wissen, dass sie damit auch den Kampf um die Deutsche Handball-Meisterschaft abpfiffen. Denn nach dem 37:31 (17:18)-Erfolg der Kieler "Zebras" ist der Titel bei vier Punkten Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhältnis auf den Rivalen von der Flensburger Förde wohl nur noch eine reine Formsache. Nach der verpassten Titelverteidigung im DHB-Pokal, dem Aus in Halbfinale der Champions League ist somit die Hoffnung der SG auf den Gewinn des letzten möglichen Titels wohl spätestens in der Ostseehalle verpufft.
Somit bleibt der SG am Ende nur die Erkenntnis, dass es auch in diesem Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit nicht für den Meistertitel reichen wird. Nachdem die SG ihre gesteckten Ziele wohl nicht erreichen wird - mindestens ein Titel - geht es bei der SG jetzt für den Rest der Saison eher um Schadensbegrenzung. Laut SG-Manager Thorsten Storm bedeutet dies, "sichern eines Champions League-Platzes". Jan Holpert mahnte seine Spieler: "Wir dürfern jetzt nicht ins Tal der Tränen fallen. Wir müssen spätestens in Melsungen (morgen 19.30 Uhr) wieder 100 Prozent Leistung abrufen. Die Saison ist noch nicht zu Ende", so Holpert, der vor allem in der ersten Halbzeit wieder ein Mal zeigte, dass er nach wie vor zu den besten Torhütern des Landes gehört.

Der THW war im zweiten Durchgang nur schwer von der SG aufzuhalten.

Für die restlichen Spiele geht der Blick der SG also nicht mehr unbedingt nach vorne, sondern nach hinten. Denn da lauert der VfL Gummersbach mit nur zwei Punkten Rückstand. Zwar hatte man sich bei der SG das Ziel gesteckt, wenn möglich, in einem Finale zu stehen. Doch damit war sicher nicht ein mögliches Endspiel am vorletzten Spieltag der Handball-Bundesliga gemeint. Denn dann tritt die SG beim VfL an. Es könnte somit Endspiel um Platz zwei werden. So begannen auch nach dem Spiel die ersten Analysen, was in diesem Jahr den Kampf um die Meisterschaft entschieden habe. "Wir haben über die gesamte Saison sicher die größere Konstanz gehabt", sagte der an diesem Tag stark aufspielende THW-Kreisläufer Markus Ahlm. SG-Linksaußen Lars Christiansen ergänzte: "Der THW strahlte gerade auswärts mehr Souveränität aus als wir. Es gab weniger Zweifel über deren  Erfolge", so Christiansen.
Zwar wollte man nach dem Schlusspfiff bei den Kieler Verantwortlichen nichts von einer Entscheidung hören, aber THW-Trainer Zvonimir "Noka" Serdarusic wusste, dass man einen großen Schritt Richtung Titelverteidigung  und 12. Meisterschaft getan habe. "Ich habe eine offene Partie bis kurz vor Schluss gesehen. Wir haben aber dann den größeren Willen gezeigt. Ich habe es in den Augen der Flensburger Spieler gesehen. Die SG war nicht heiß wie Fritten-Fett", so die Analyse des Trainers. Sein Pendant auf der anderen Seite, Kent-Harry Andersson gratulierte dem THW zum Sieg und befand, dass seine Mannschaft bis kurz vor Schluss gut mitgehalten hatte. "Dann haben wir aber dumme Fehler in der Abwehr gemacht und Kiel hatte dadurch eine bessere Schlussphase. THW hat verdient gewonnen", sagte Andersson, der natürlich enttäuscht war. Denn er hatte gute Möglichkeiten gesehen, wieder in der mit 10.250 Zuschauern restlos ausverkauften Ostseehalle zu gewinnen.

Johnny Jensen

Dementsprechend war die Enttäuschung auch in den Augen der SG-Spieler zu sehen. "Die Niederlage tat nicht Not", befand Lars Christiansen. "Gerade in der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt und sind dem THW auf Augenhöhe entgegengetreten. Dann haben  wir aber alles in der zweiten Hälfte weggeworfen", so der Däne. Das lag vor allem daran, dass der THW sich in der zweiten Halbzeit gerade in der Deckung steigerte. Denn ohne den verletzten Matthias Andersson im Tor und einem nach wie vor seine Form suchenden Henning Fritz, musste der dritte Mann es richten - Dennis Klockmann. Doch auch er offenbarte ein offenes Geheimnis - der THW hat zur Zeit ein akutes Torhüter-Problem.
Zwar konnte die SG diese Schwachstelle in der ersten Halbzeit noch ausnutzen. Aber im zweiten Durchgang unterband der THW weitestgehend die Wurfmöglichkeiten der SG. "Wir stellten unsere Deckung von 6-0 auf eine versetzte 5-1 um und nahmen Blazenko Lackovic in die kurze Deckung. Dadurch war die SG gezwungen, durch Einzelaktionen zum Erfolg zu kommen", so Serdarusic. Das schmeckte den Flensburgern offensichtlich nicht. Und so nahm die Niederlage Mitte der zweiten Halbzeit Formen an. Hinzu kam, dass die Flensburger sich im zweiten Durchgang 13 technische Fehler leisteten. Demgegenüber standen nur drei der Kieler. "Mehr als fünf darfst du dir in so einem Spiel nicht erlauben", wusste auch der SGer Joachim Boldsen.