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Bundesliga: 30:29 – die „Hölle Nord“ atmet durch

Das war nichts für schwache Nerven. Die SG Flensburg-Handewitt musste bis zum Abpfiff zittern, um gegen die HSG Nordhorn mit 30:29 (12:12) zu gewinnen. Jubelgesänge peitschten danach aber nicht durch die „Hölle Nord“. Vielmehr herrschte nach dem glücklichen Sieg, mit dem die SG vor dem Gipfeltreffen am kommenden Samstag (15 Uhr, Ostseehalle) in Lauerstellung bleibt, kollektive Erleichterung. „Mit unserer Leistung bin ich nicht zufrieden“, sagte SG-Coach Kent-Harry Andersson. „Einige Spieler waren 50 Minuten nicht richtig dabei.“
Dabei sah es zwischenzeitlich so aus, als ob die SG ihren Fans einen erholsamen Handball-Abend bieten könnte. Nach gut 17 Minuten legte Johnny Jensen am Kreis glänzend auf Linksaußen Lars Christiansen ab, der den Ball sicher zum 8:6 in die Maschen setzte. Ein glänzender Spielzug, der eine gewisse Leichtigkeit zu unterstreichen schien. Ein Trugschluss: Die Hausherren mussten fast zehn Minuten auf den nächsten Treffer warten. Die HSG Nordhorn nutzte die Gelegenheit und zog auf 8:11 davon.
Einigen Akteuren fehlte bei der SG der Elan, die hundertprozentige Einstellung. Kent-Harry Andersson rätselte: „Vielleicht war das Training unter der Woche zu intensiv.“ So hätten beispielsweise Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic über „schwere Beine“ geklagt. „Ich hatte das Gefühl“, sagte Manager Thorsten Storm, „dass einige Spieler diese Partie nur irgendwie über die Runden schaukeln wollten – so etwas will ich nicht sehen.“
Zur Pause schien dennoch wieder alles im Lot. Joachim Boldsen verwandelte kurz vor der Pause einen Nachwurf zum Ausgleich, Lars Christiansen erzielte gleich nach dem Seitenwechsel sogar das 13:12. Der Durchbruch war das aber nicht. Für faszinierte Reaktionen auf den Rängen sorgte vielmehr ein Spieler der Niedersachsen: Ljubomir Vranjes. Er tanzte die SG-Abwehr immer wieder aus, marschierte selbst durch oder brachte seine Nebenleute in Position. Die Nordhorner führten schnell wieder mit drei oder vier Toren. Der Kommentar von Kent-Harry Andersson: „Vranjes war heute zu gut.“
Trainer-Kollege Ola Lindgren wusste in der Pressekonferenz nicht so recht, was er von diesem Spiel halten sollte. „Uns hat es gut gepasst, dass nicht viel Tempo im Spiel war“, bemerkte der Schwede, um dann den Hauptgrund für die Niederlage zu analysieren. „Leider lief nicht allzu viel über Außen. Man darf sich keine Schwachstelle leisten, um in Flensburg eine Chance zu haben.“ So führten die Gäste zwar mit 28:25 (54.), dieser Vorsprung reichte angesichts der kleineren Bank aber nicht, um sich ins Ziel zu retten.
Als Kasper Nielsen rund drei Minuten vor Schluss einen Gegenstoß zum 28:28 in die Maschen donnerte, hielt es keinen Zuschauer mehr auf den Sitzen. Die „Hölle Nord“ schrie ihre SG zum Sieg. Lars Christiansen glich erneut aus, ehe ein Wurf von Blazenko Lackovic gerade eben über die Linie trudelte. 30:29! Als sich Piotr Przybecki im Gegenzug eine „Fahrkarte“ leistete, standen alle Signale auf Sieg. Doch 21 Sekunden vor Ultimo wurde Christian Berge mit einem Stürmerfoul zurückgepfiffen. Es kam allerdings kein Nordhorner mehr in gute Schuss-Position, sodass der letzte Versuch von Ljubomir Vranjes keine Chance hatte. „Das war Glück“, atmete Manager Thorsten Storm durch, während Kent-Harry Andersson aus dem Schlussspurt neuen Mut schöpfte: „In den letzten fünf Minuten haben wir drei Tore wettgemacht – das hilft uns weiter.“

Joachim Boldsen tankte sich vor der Pause zum 12:12 durch.

 

SG Flensburg-Handewitt – HSG Nordhorn  30:29 (12:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (12 Paraden), Holpert (37.-52 Paraden, 5 Paraden) – Solberg (2), Lackovic (6), Nielsen (1), Berge (2), Jensen, Christiansen (9/4), Stryger (3/1), Lijewski (2), Boldsen (1), Lauritzen, Knudsen (4)
HSG Nordhorn: Gentzel (bei einem 7m), Larsson (13/1 Paraden) – Machulla (1), Glandorf (7), Przybecki (7), Arrhenius (7), Filip (2/1), Vranjes (4), Bult (1), Schumann, Verjans, Mickal
Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Raguhn); Zeitstrafen: 4:10 Minuten (Berge 2, Lijewski 2 - Schumann 4, Przybecki 4, Arrhenius 2); Siebenmeter: 7/5:1/1 (Christiansen an den Pfosten, Stryger scheitert an Larsson); Zuschauer: 6200
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:3 (5.), 3:3 (7.), 5:4 (14.), 7:5 (16.), 8:6 (18.), 8:11 (26.), 10:11 (28.), 11:12 (29.) - 13:12 (31.), 13:16 (34.), 14:18 (36.), 16:18 (38.), 19:20 (42.), 21:22 (46.), 23:24 (50.), 25:28 (54.), 28:28 (57.), 28:29 (57.), 29:29 (58.), 30:29 (59.)

 

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