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SG-Torhüter Beutler demoralisiert Göppingen

Die SG Flensburg-Handewitt läuft sich für die Champions League warm. Der Tabellenzweite der Handball-Bundesliga siegte nach einer brillanten Leistung bei Frischauf Göppingen mit 31:25.
Kent-Harry Andersson wusste, dass alles gut werden würde. Im Bus auf dem Weg nach Hamburg, auf dem Flug Richtung Stuttgart, bei der Fahrt ins Maritim-Hotel, beim Spaziergang mit der Mannschaft in der sonnigen Schwabenmetropole und schließlich während des Transfers zur Hohenstaufenhalle — immer wieder beschwor der Trainer der SG Flensburg-Handewitt seine Zuversicht. „Ich weiß genau, wie wir es machen müssen. Am liebsten würde ich selber spielen.“

Kent-Harry Andersson und Thorsten Storm wagten ein kleines Tipp-Spiel.

Das war nicht nötig. Die Mannschaft des 56-Jährigen, die noch am Dienstag an einer Blamage beim Vorletzten in Wetzlar vorbeigeschrammt war, funktionierte am Sonnabend gegen Frischauf Göppingen wieder perfekt. 31:25 (14:10), immer geführt, zeitweise sogar mit acht Toren — die SG hatte das Geschehen fest im Griff.
Das begann mit Dan Beutler, dem Glücksgriff, für den sich Andersson kurzfristig entschieden hatte. Als Manager Thorsten Storm ihm im Bus wie immer auf Auswärtstouren den Zettel mit seinem Aufstellungstipp gereicht hatte, sagte der Schwede: „Sechs von sieben richtig.“ Lächelte und strich „JH“ für Jan Holpert von der Liste. Statt des „Helden von Wetzlar“ sollte Beutler beginnen.
„Ich wollte Thorsten ärgern“, meinte Andersson nach seinem kleinen Triumph. „Nein, Dan hatte im Training einen guten Eindruck gemacht. Und Jan war in Wetzlar so stark, dass ich nicht sicher war, ob er zwei Mal in fünf Tagen so eine Riesenleistung bringen kann.“ Beutler rechtfertigte das Vertrauen, indem er die Göppinger in den ersten zehn Minuten demoralisierte. Acht Bälle wehrte er in dieser kurzen Spanne ab, darunter die Siebenmeter von Knesevic und Kraus. Davon erholten sich die Gastgeber nicht mehr. Sie hatten Angst vor dem Schweden, der außerhalb des Spielfeldes so treuherzig gucken kann, zwischen den Pfosten aber zunehmend an bedrohlicher Statur gewinnt. Jan Holpert nahm seine Auszeit gelassen: „Wir sind ein Team. Es ist wichtig, dass auch Dan dran bleibt. Gegen Ciudad Real brauchen wir beide Torh*ter.“ Überhaupt fand der Routinier, dass die Mannschaft nach Wetzlar die richtige Antwort gegeben hat. „Das war super, super gut. Aggressiv, mit Ausstrahlung — hoffentlich nehmen wir das mit“, meinte Holpert mit Blick auf das Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am kommenden Sonntag in Spanien.

Glenn Solberg leistete eine starke Deckungs-Arbeit.

„Jetzt haben wir Ruhe. Das war die perfekte Vorbereitung auf Ciudad“, sagte Kapitän Sören Stryger, der am Dienstag noch enttäuscht hatte, sich nun aber mit 13 Toren zum Matchwinner neben Beutler aufschwang. „Das ist schwer zu erklären, typisch Sport. Ab und zu erreicht man ein Extra-Level, wenn man so unter Druck steht“, sagte der Rechtsaußen.
„Revanchelust“ nannte es Andersson, nach der „gefühlten Niederlage“ in Wetzlar. Der Trainer hatte eine eindringliche Ansprache an sein Team gerichtet. „Da hat er gute Worte gefunden“, sagte Holpert. Etwa, dass ein Spiel nicht erst mit dem Anpfiff beginnt. Zwei Tage vorher sollen die Spieler anfangen, sich mit der kommenden Aufgabe zu beschäftigen, sich fragen, was sie zu tun haben, was der Gegner machen wird. „Diesmal haben wir unsere Hausaufgaben gemacht“, meinte Holpert.
Andersson auch. Einen Spielzug, mit dem Göppingen in Flensburg noch sieben Tore gemacht hatte, ließ die von Glenn Solberg glänzend dirigierte Abwehr diesmal nicht zu. „Das sind so Kleinigkeiten, die entscheiden“, frohlockte der Schwede. Für die wiedergewonnene Stabilität der SG spricht auch, dass eine Minikrise um die 40. Minute (vier technische Fehler in Folge) ebenso wie die Schlussoffensive der Göppinger ohne nennenswerte Folgen blieb.