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Bundesliga: Jan Holpert der „Held von Wetzlar“

Uiih – einmal tief durchatmen! Die SG Flensburg-Handewitt meisterte die Auswärts-Hürde bei der HSG Wetzlar nur mit Mühe und Not. Am Ende war es Torwart Jan Holpert, der mit einem gehaltenen Siebenmeter in der Schluss-Sekunde den 31:30 (15:16)-Erfolg sicherte. „Das war reine Glückssache“, meinte der „Held von Wetzlar“ und übte Selbstkritik: „Wir haben in zu wenigen Phasen unser Gegenstoß-Spiel aufgezogen und sind immer wieder in den alten Trott gefallen.“ An der Seitenlinie stand derweil ein erschöpfter SG-Manager Thorsten Storm. „Ein solcher Sieg“, fasste er erleichtert zusammen, „ist viel Wert. Denn dieses Glück braucht man, um etwas zu gewinnen.“
Besorgt, ja fast schon stocksauer, fuchtelte Kent-Harry Andersson nach knapp 16 Minuten mit der „grünen Karte“ herum. „Was war nur mit seiner Mannschaft los?“, fragte sich der SG-Trainer. 8:11 – eine Auszeit musste her. Gerade in der Deckung offenbarten sich einige Mängel. Da konnte Jan Holpert allein im ersten Durchgang zehn Wetzlarer Würfe parieren, doch häufig landeten die Abpraller nicht bei seinen Vorderleuten. Wiederholt freuten sich Savas Karipidis oder Robert Sighvatsson über „leichte Beute“ am Wurfkreis.
Auch im Angriff machte die SG zunächst nicht den wachsten Eindruck. Selbst Glenn Solberg leistete sich einen „plumpen“ Flüchtigkeits-Fehler. Immerhin: Marcin Lijewski konnte wieder mitmischen, und Christian Berge erhielt so viele Spielanteile wie lange nicht mehr. Und wenn man in der Abwehr konzentriert stand, konnte es so einfach gehen. Zwischen der 25. und 27. Minute schlossen Lars Christiansen (2) und Johnny Jensen gleich drei Gegenstöße ab. Ein bedrohliches 10:14 verwandelte sich flugs in ein hoffnungsvolles 13:14.
Die „zweite Hälfte“ begann mit einem Paukenschlag: Jan Holpert entschärfte einen Strafwurf von Savas Karipidis. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass dieses Duell eine dramatische Wiederholung erfahren sollte. Vorerst war jeder auf der SG-Bank froh, dass sich Marcin Lijewski trotz seiner Sehnen-Entzündung am Ellenbogen noch einige Minuten in den Dienst der Mannschaft stellte. Mit zwei wichtigen Toren brachte der Pole die SG beim 19:18 (37.) endlich wieder in Vorderhand. Nun fand auch Blazenko Lackovic immer besser in die Partie. Mit seinem sechsten Treffer markierte er das beruhigende 25:20.
Als Christian Berge mit einem „Doppelschlag“ das 28:23 besorgte, „ploppte“ vor manchem Fernseher an der dänischen Grenze bereits das „Sieger-Flens“. Aber zu früh gefreut – die Wetzlarer kämpften sich noch einmal zurück. Urplötzlich schrumpfte der Vorsprung auf 27:28 zusammen. Kent-Harry Andersson bat um ein Team-Time-Out, um seine Jungs wieder auf Kurs zu bringen. „Wir hatten das Spiel schon im Griff“, ärgerte sich der Coach. „Dann haben wir uns durch Leichtsinnsfehler das Leben selbst schwer gemacht.“
Die erhoffte Ruhe kehrte nicht mehr zurück. Vielmehr verwandelte sich die Mittelhessen-Arena in ein „Tollhaus“; Savas Karipidis markierte tatsächlich den 30:30-Ausgleich – per Strafwurf. Sollte der Abstiegskandidat dem Meisterschafts-Aspiranten kräftig in die Suppe spucken? Blazenko Lackovic hatte etwas dagegen, tankte sich 25 Sekunden vor Ultimo durch die Hessen-Defensive. 31:30! Die Hausherren setzten alles auf eine Karte, brachten Gregor Werum als siebten Feldspieler. Mit dem Schlusspfiff der Jubel unter den Zuschauern: Robert Sighvatsson bekam einen Siebenmeter zugesprochen. Savas Karipidis hatte einen Zähler für seine Farben in der Hand – Jan Holpert hatte etwas dagegen.
Der Matchwinner vermisste die Aggressivität seiner Vorderleute. „Es gibt bestimmt noch Redebedarf.“ Auch Thorsten Storm ging nicht ohne Weiteres zur Tagesordnung über. „Wir dürfen jetzt nicht nur über Ciudad Real sprechen“, mahnte der Geschäftsführer an. „Wir haben in der Bundesliga, eine Riesenchance Deutscher Meister zu werden.“ Zunächst geht es aber für den SG-Clan am Samstag (19.30 Uhr) in Göppingen weiter. „Dort müssen wir uns deutlich steigern“, forderte Thorsten Storm in der Pressekonferenz und schmunzelte: „Das werden wir auch.“

Das Duell: Sava Karipidis gegen Jan Holpert.

 

 

HSG Wetzlar – SG Flensburg-Handewitt 30:31 (16:15)
HSG Wetzlar: Geerken (2/1 Paraden, ab 49.), Matosevic (11 Paraden) – Clößner (1), Alvanos (5), Werum (1), Lex (5), Kaufmann (6), Karipidis (6/1), Golic (3), Sighvatsson (3), Pausch
SG Flensburg-Handewitt: Holpert (18/3 Paraden) - Solberg (2), Lackovic (8), Nielsen, Berge (2), Jensen (4), Christiansen (8/5), Stryger (3), Lijewski (3), Lauritzen (1)
Schiedsrichter: Lemme/Ullrich (Magdeburg); Zeitstrafen: 10:6 Minuten (Kaufmann 2, Alvanos 2, Golic 2, Karipidis 2, Clößner 2 – Lauritzen 2, Jensen 2, Berge 2); Siebenmeter: 4/1:6/5 (Holpert hält zwei Mal gegen Karipidis und ein Mal gegen Golic – Christiansen scheitert an Geerken); Zuschauer: 4000
Spielverlauf: 2:3 (4.), 5:3 (7.), 8:5 (10.), 9:8 (16.), 11:8 (16.), 14:10 (24.), 14:13 (27.), 16:14 (30.) – 16:16 (33.), 18:18 (36.), 18:21 (40.), 19:23 (42.), 20:25 (44.), 23:26 (47.), 23:28 (48.), 27:28 (54.), 28:30 (57.), 30:30 (59.)

 

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