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Siegen war reine Glückssache

In der nagelneuen Mittelhessen-Arena in Wetzlar sollte sich gestern Abend eine alte Handball-Weisheit erneut bewahrheiten - unterschätzt ein Favorit einen vermeindlich schwächeren Gegner, bekommt er reichlich Probleme. So erging es auch der SG Flensburg-Handewitt, die sich bei ihrem Torhütern Jan Holpert bedanken musste, nicht Schiffbruch beim Außenseiter HSG Wetzlar erlitten zu haben. Der "Magier" hatte nach dem Ende der regulären Spielzeit einen von Savas Karipidis geworfenen Siebenmeter gehalten und seinem Team mit dem hauchdünnen 31:30 (15:16)-Sieg den nächsten Ausrutscher erspart. "Der Sieg heute war reine Glückssache. Wir haben in keiner Phase zu unserem Spiel gefunden. Darüber wird zu reden sein", bilanzierte Holpert den Zittersieg.
Die Gäste, die am Morgen von Hamburg aus mit dem Flugzeug angereist waren, schienen lange Zeit überhaupt nicht in der Mittelhessen-Arena gelandet zu sein. Auch mittels einer Auszeit (11. Minute) schaffte es SG-Trainer Kent-Harry Andersson nicht, seine Jungs aus der grassierenden Lethargie zu reißen und sein Team bemühte sich weiterhin vergeblich die Favoritenrolle auszufüllen.

Marcin Lijewski stellte sich in den Dienst der Mannschaft.

Nutznießer waren die Gastgeber, die mit viel Disziplin, einem starken Torhüter Valter Matosevic und vor allem unbändigem Ehrgeiz Tor um Tor markierten und ab dem 3:3 (6.) verdient eine Führung behaupteten. Mit einfachen Mitteln überwand der lauffreudige HSG-Rückraum um Lars Kaufmann, Nebojsa Golic und Alexis Alvanos mit vielen Kreuzbewegungen weiterhin die SG-Abwehr, die häufig den berühmten Schritt zu spät am Gegner war.
Rückstände von 8:11 (17.) und sogar 10:14 (25.) waren die logische Konsequenz für die Nordlichter, die im ersten Durchgang allerdings in einem Punkt ihre Extraklasse unterstrichen - das Ausnutzen von Fehlern des Gegners. Dank dieser Fähigkeit blieben die Schleswig-Holsteiner im Spiel (13:14) und lagen zur Pause "nur" mit 15:16 im Hintertreffen. Im Laufe der zweiten Halbzeit übernahm die SG langsam aber sicher die Kontrolle über das Spiel und eroberte sich dank einer verbesserten Grundeinstellung beim 19:18 (37.) erstmals wieder die Führung zurück.
So richtig ablegen tat der DHB-Pokalsieger seine "Schongang-Mentalität" allerdings nicht. Nach dem Motto - ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss - wirkten sich sich Führungen wie beim 21:18 (40.) und sogar 25:20 (44.) nicht förderlich aus. Die Folge war eine Schlussphase, die sich aus Sicht der Norddeutschen gewaschen hatte. Nach gravierenden SG-Fehlwürfen kam Wetzlar heran, trotzte aufkeimendem Kräfteverschleiß und witterte bis zum 30:31 (60.) eine Riesen-Sensation.