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SG-Keeper Beutler stürzt Wilhelmshaven in die Krise

Eines steht fest - die SG Flensburg-Handewitt hat den Szenenwechsel von den prickelnden Duellen der Champions League in den faden Alltag der Bundesliga problemlos gemeistert. Mehr noch: Mit dem überzeugenden 33:15 (14:10)-Kantersieg gegen den Wilhelsmhavener HV setzte die ersatzgeschwächte Auswahl von Trainer Kent-Harry Andersson ein weiteres Signal in Richtung THW Kiel - der Jäger von der deutsch-dänischen Grenze sitzt trotz einer angespannten Personalsituation als einziger Rivale dem Meister und Tabellenführer gnadenlos dicht auf den Fersen.
"Wir haben 60 Minuten lang gut in der Abwehr mit einem sehr starken Dan Beutler im Tor gespielt. Dann sind wir eigentlich schwer zu schlagen", drückte Andersson auf sehr rücksichtsvolle Weise einen glasklaren Spielverlauf aus, bei dem die 6000 Zuschauer nach der Pause sogar Augenzeuge einer Lehrstunde allererster Güte waren. "Wir werden die Aufarbeitung dieses Spiels zuerst im internen Kreis klären und das wird sehr schnell passieren", kommentierte WHV-Coach Michael Biegler die "sportliche Beerdigung" seines Teams mit versteinerter Miene, denn "wir haben uns zwar keine Siegchance ausgerechnet, doch wollten wir auf jeden Fall eine stabile Leistung bringen."

Sören Stryger und Co. hatten wenig Probleme mit der SG.

Von der anvisierten Stabilität und vorausgesetzten Erstligareife waren die Niedersachsen nach dem 10:14-Pausenrückstand soweit entfernt, wie derzeit der Frühling von Norddeutschland. Angesichts einer Darbietung, die einem sportlichen Offenbarunsgeid gleichkam, kochte Biegler verständlicherweise innerlich wie ein Vulkan und strich seinen Schützlingen daraufhin den trainingsfreien Sonntag.
Ins Reich der Spekulationen gehörten schließlich die Überlegungen, was denn passiert wäre, hätte die SG nicht auf ihre verletzten Stammkräfte Michael V. Knudsen, Joachim Boldsen und Marcin Lijewski verzichten müssen. Und auch Asse wie Jan Holpert (kein Einsatz) und Lars Christiansen (bei vier Strafwürfen) brauchten nicht ins Geschehen eingreifen, sondern genoßen stattdessen den (fast) arbeitsfreien Abend.
Denn das, was die SG auf die Spielfläche geschickt hatte, erwies sich ohnehin schnell als eine Nummer zu groß für den Tabellen-14. aus Niedersachsen. Der hatte eigentlich eine erste Halbzeit gespielt, die vom Leistungsbild her zu erwarten gewesen war. Das Engagement stimmte und auch wenn vor allem der Rückraum mit Bennet Wiegert, Oliver Köhrmann und Jan Henrik Behrens sich zunehmend die Zähne an der SG-Abwehr ausbiss, so verdeutlichte der Pausenstand von 14:10 zwar eine gewisse Torarmut, ließ aber nicht die Lektion erahnen, die noch folgen sollte. "Bis auf die Tatsache, dass wir gegen Beutler keine guten Wurfqualitäten gezeigt haben, war ich noch recht zufrieden mit dem Spiel", sagte Biegler.

Michael Biegler sah einen sportlichen Offenbarungseid.

Das sollte sich nach Wiederbeginn jedoch schnell ändern. Die Hausherren hatten nun ihre Zurückhaltung und vor allem Verkrampfung in der Kabine gelassen und drehten nun auch im Angriff mächtig auf. Weiterhin auf eine kompakte Abwehrarbeit mit einem "Teufelskerl" Beutler zwischen den Pfosten gestützt, bot die SG eine Lehrstunde aus dem Schulfach "moderner Tempo-Handball" und marschierte über 20:11 (39.) und 30:12 (54.) dem Kantersieg flott und schnellbeinig entgegen.
Für Andersson blieb am Ende die Hoffnung, Spielern wie Christian Berge, Goran Sprem, Kasper Nielsen und Jan Thomas Lauritzen dank der umfangreichen Spielzeiten effektiv gefördert und zugleich weitere Stammkräfte für kommende Aufgaben geschont zu haben. Denn bereits am Dienstag steht die SG beim Drittletzten Wetzlar auf dem Prüfstand (20 Uhr, Live im DSF und Live-Ticker) und muss am Sonnabend in Göppingen (19.30 Uhr) Farbe bekennen.