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SG sucht weiter nach der Leichtigkeit

In der Handball-Bundesliga zeigt die SG Flensburg-Handewitt noch nicht die Form, die zu großen Hoffnungen für das Champions-League-Duell mit dem THW Kiel in der kommenden Woche berechtigt.
Blazenko Lackovic zeigte mit Zeigefinger und Daumen die Geste für das Quäntchen:  „Nur so viel“, sagte der Kroate, fehle ihm noch, um wieder die gewohnte Gefährlichkeit für gegnerische Abwehrreihen zu erlangen. Das ist optimistisch. Da waren die gut zwei Meter, die er beispielsweise bei einem Konter über das Tor des TV Großwallstadt gezielt hatte, zu Millimetern geschrumpft.
Die Formkrise des Rückraumspielers steht symptomatisch für die derzeitigen Probleme der SG Flensburg-Handewitt, die nach der EM noch nicht wieder ihren  Rhythmus gefunden hat. „Heute war ich sehr nervös. Ich habe es versucht, aber ich hatte kein Glück mit meinen Würfen“, meinte Lackovic nach dem schwer erkämpften 35:28 (14:15)-Erfolg des Tabellenzweiten über Großwallstadt, zu dem er herzlich wenig beigesteuert hatte. Verrückt will er sich nicht machen lassen. „Jeder Spieler macht mal solche Phasen durch. Du willst, aber der Körper macht nicht, was der Kopf sagt“, offenbarte der  26-Jährige das Resultat seiner Nabelschau. Aber, wie gesagt, nur ein kleiner Tick genüge, ein Erfolgserlebnis, „dann läuft es wieder“. Es wird höchste Zeit. In fünf Tagen (Die. 20.15 Uhr/N3) geht es in die Ostseehalle, zum Viertelfinale in der Champions League gegen den THW Kiel, der nach seinem Betriebsunfall in Minden längst zu alter Form zurückgekehrt ist.

Kasper Nielsen war "voll" im Film.

„Die Spieler, die die einfachen Tore machen, müssen dann wieder da sein“, sagte Christian Berge, der wegen immer noch nicht ganz auskurierter Muskelbeschwerden nur zu einem Kurzeinsatz kam. Ansonsten sah er von der Bank, wie sich seine Kameraden jeden Treffer hart erarbeiten mussten: Mit der Brechstange Mann gegen Mann oder durch Siebenmeter, die Lars Christiansen nach dem ersten Fehlwurf fabelhaft sicher verwandelte. „Großwallstadt spielt ein bisschen komisch in der Abwehr. Statt Spielfluss gibt es 1:1-Situationen, da muss man durch“, sagte SG-Trainer Kent-Harry Andersson.
„Einfache Tore“ fehlten auch aus dem rechten Rückraum, weil Marcin Lijewski eine Entzündung im Ellenbogen daran hinderte, seine Wurfkraft zu entfalten.
Kasper Nielsen hielt die SG in der ersten Hälfte auf der Lackovic-Position mit sechs Toren am Leben und traute sich was gegen TVG-Keeper Chrischa  Hannawald, der schon wieder zum Schrecken der Flensburger zu werden drohte. „Ich habe ihm gesagt, das er jetzt wichtig wird, weil Boldsen und Knudsen fehlen. Und er hat es super gemacht“, sagte Trainer Kent-Harry Andersson. Auch der Däne selbst fühlt sich zurück im Film, nachdem er sich während der EM-Pause etwas einsam vorgekommen ist: „Ich brauche das Spiel und das Training mit der Mannschaft, dann kommt auch das Gefühl zurück“, sagte Nielsen, der nun freilich nicht hofft, dass das Tief des Kollegen Lackovic andauern möge. „Es ist besser, wenn beide gut spielen und sich ergänzen.“

Kurz vor der Pause: kein schlechter Freiwurf der Großwallstädter.

Auch Jan-Thomas Lauritzen erweist sich immer mehr als optimaler Einkauf. Als Lijewski-Ersatz lieferte der Norweger eine tadellose Partie. Andersson: „Er hat nicht die Wurfstärke wie Marcin, aber er spielt sicher und macht kaum Fehler.“
Torhüter Jan Holpert tat ein Übriges, um Großwallstadt den Zahn zu ziehen. Für die Spiele gegen Kiel schwant dem 37-Jährigen freilich nichts Gutes: „Von der Rolle des Favoriten sind wir weit weg. Wir suchen  unsere Form, alles ist noch verkrampft. Da muss noch sehr viel passieren.“ Die Mannschaft versuche, Blazenko Lackovic zu helfen. „Wir setzen uns Training für Training zusammen und versuchen den Grund zu finden.“
Andersson registrierte einen Substanzverlust bei seinem Shooter: „Er hat bei der EM fünf Kilo abgenommen. Aber es ist auch eine Kopfsache.“ Deshalb schickte er Lackovic später wieder in die Partie. „Er muss auf dem Spielfeld zurückkommen und darf das Gefühl nicht verlieren.“ Das Warten der SG auf den Befreiungsschlag geht weiter.