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Richard Ratka: „Ich kann wieder mit jungen Leuten arbeiten“

Diese Ehe war wohl überfällig. Schon in den 80er Jahren war Richard Ratka bei TuRu Düsseldorf und in der Nationalmannschaft auf dem Spielfeld der verlängerte Arm des damaligen Trainers Horst Bredemeier. Nun ist dieses Duo wieder beisammen. Allerdings in neuen Funktionen. Jetzt ist Richard Ratka der Trainer, „Hotti“ Bredemeier der Manager des Bundesligisten GWD Minden-Hannover. Der Funktionär hatte schon lange den Werdegang seines ehemaligen Schützlings verfolgt: „Ich hätte ihn allzu gern schon viel früher an die Weser gelockt“. In der Sommerpause war endlich der Weg frei. Die Ostwestfalen suchten einen neuen Coach, die Mannschaft favorisierte Richard Ratka, der seit März arbeitslos war. 
Der 41-Jährige gehört zweifelsohne zu den großen Namen der Branche. Elf Jahre lang war er in der Bundesliga aktiv, warf aus dem rechten Rückraum 1209 Tore. Hauptsächlich für Düsseldorf, aber auch für Bergkamen. Immerhin 71 Mal brachten ihn seine Fähigkeiten in die Nationalmannschaft. Der Abschluss, die Olympia-Teilnahme 1992 in Barcelona, war aber nicht besonders rühmlich. So ist es nicht verwunderlich, dass der größte Erfolg auf Vereinsebene glückte: der EHF-Pokalsieg 1989 mit Düsseldorf.

Richard Ratka hat in Minden ein schweres Amt übernommen.

Bei den Rheinländern übernahm Richard Ratka 1997 das Traineramt, baute über mehrere Jahre ein Team auf, das 2004 in die Bundesliga zurückkehrte. Der Coach suchte danach eine neue Herausforderung und heuerte beim aufstrebenden VfL Gummersbach an. „Ziel ist es, die ersten Vier anzugreifen und international zu bestehen“, sagte Richard Ratka vor dem Start. Als dieses Vorhaben mit dem Gummersbacher Star-Ensemble zu scheitern drohte, zogen die VfL-Verantwortlichen im März die Reißleine.
Die zwischenzeitige „Auszeit“ ist seit Juli Vergangenheit. Richard Ratka stampfte in der Kempa-Halle II vor der Schar seiner 15 neuen Spieler wie ein hungriger Tiger im Käfig, der nur auf seine Beute wartet. In einer 35-minütigen Ansprache schwor der „Neue“ die jüngste GWD-Mannschaft aller Zeiten auf eine der wohl schwierigsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte ein. Sein Tenor: „Die Experten haben uns vorab als Abstiegskandidat Nummer eins eingestuft. Unser Ziel ist es aber, mindestens 22 bis 24 Punkte zu holen.“
Horst Bredemeier zweifelt nicht am Gelingen: „Er hat in Düsseldorf zehn Jahre gelernt, mit schwierigen Situationen klar zu kommen. Deswegen habe ich ihn ja auch geholt.“ Die Einnahmen sind bei Mindens Handballer zurückgegangen, der Kader relativ klein und unerfahren. „Wir müssen mit dem klarkommen, was wir haben“, weiß Richard Ratka. Der gelernte Kaufmann kann eben auch rechnen und weiß zu gut, dass man nur das aufgeben kann, was man auch einnimmt. „Dennoch glaube ich, dass wir uns weiter entwickeln und die Klasse halten werden.“ Auf jeden Fall erlebt Richard Ratka in Ostwestfalen eine ganz andere Welt als zuletzt im „Euro-Paradies“ Gummersbach. „Die Situation in Minden liegt mir besser, ich kann wieder mit jungen Leuten arbeiten.“ Wie bei seinen Erfolgen in Düsseldorf.